Aujeszkysche Krankheit bei Wildschweinen in Niedersachsen
LAVES untersucht seit 2016 jedes Jahr mehr als 10.000 Blutproben
Die Aujeszkysche Krankheit (AK) ist eine Viruserkrankung, die insbesondere bei Haus- und Wildschweinen auftritt, für die der Mensch jedoch nicht empfänglich ist. Für viele Haustiere, zum Beispiel Hund, Katze, Rind oder Pferd, verläuft die Krankheit tödlich. Hunde und Katzen sind besonders gefährdet, wenn nicht erhitzes Fleisch infizierter Schweine und Wildschweine an sie verfüttert wird.
Hausschweine sind in Deutschland seit 2003 frei von der Aujeszkyschen Krankheit. Doch wie sieht es im Wildtierbestand aus?
Seit 2016 werden jedes Jahr mehr als 10.000 Blutproben von erlegten und tot aufgefundenen Wildschweinen landesweit serologisch auf die Aujeszkysche Krankheit untersucht.
Erstmalig im November 2011 konnten Antikörper bei vier Tieren nachgewiesen werden. Die Tiere stammten aus einer kleinen Waldregion im Südosten von Niedersachsen nahe der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Im Dezember 2012 gelang der Virusnachweis im Rahmen des dafür aufgelegten „AK Intensiv Monitorings“ in diesem Gebiet. Die partielle Sequenzierung, die am Friedrich-Loeffler-Institut durchgeführt wurde, ergab eine hundertprozentige Sequenzidentität zu Schwarzwildisolaten aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie zu Hundeisolaten aus Thüringen. Die enge genetische Verwandtschaft des aus Niedersachsen isolierten Virus legt einen Zusammenhang zum Infektionsgeschehen beim Schwarzwild in Ostdeutschland nahe. Seitdem breitet sich das Pseudorabies Virus (PRV) langsam in nordwestlicher und südlicher Richtung in der Wildschweinpopulation Niedersachsens aus.
Um eine Übertragung der Aujeszkyschen Krankheit vom Wildtierbestand auf die Hausschweinepopulation zu verhindern, ist es unbedingt erforderlich, Hausschweinebestände vor einem Kontakt mit Schwarzwild zu schützen.
Schweinehalter/innen, Haustierbesitzer/innen, Jagdausübende und Halter/innen von Jagdhunden werden zu besonderer Vorsicht im Umgang mit Schwarzwild aufgefordert. Das LAVES hat diesbezüglich ein Merkblatt herausgegeben, dessen Beachtung empfohlen wird. Auf die Wichtigkeit der Biosicherheit der Hausschweinebestände wird hingewiesen.
Weitere Informationen des LAVES zur Aujeszkysche Krankheit bei Wildschweinen gibt es auch bei Tierseucheninfo Niedersachsen.
Was ist die Aujeskysche Krankheit?
Es handelt sich um eine weltweit verbreitete anzeigepflichtige Viruserkrankung der Säugetiere. Hauptwirt und Virusreservoir ist das Haus- und Wildschwein.
Zum Infektionsspektrum gehören fast alle Säugetiere. Für Menschen ist eine Infektion nicht gefährlich. Bei Schweinen, dem eigentlichen Wirt des Virus, ist der Krankheitsverlauf stark vom Alter der betroffenen Tiere und der krankmachenden Kraft des Virus abhängig. Es können bei Saugferkeln tödliche Verläufe beobachtet werden, während erwachsene Tiere keine klinischen Symptome zeigen können.
Aufgrund der hohen Widerstandsfähigkeit des Virus kann Muskelfleisch und Knochenmark bei -18 Grad Celsius bis zu 36 Tage, gepökeltes Fleisch bis zu 20 Tage infektiös sein. Durch die Fleischreifung wird das Virus nicht abgetötet, selbst bei Fäulnis ist mit eine Infektiosität bis zum zwölften Tag zu rechnen.
Die Aujeskysche Krankheit verläuft bei Hunden und anderen Haussäugetieren nicht wie beim Schwein über das Blut, sondern über die Nerven. Dort werden Hirnstamm und Hirnnervenkerne infiziert. Die Aujeszkysche Krankheit ist für alle anderen Haussäugetiere außer Schweine eine tödlich verlaufende Viruserkrankung.
Besonders gefährdet sind vor allem Fleischfresser, die Kontakt mit Schweinen haben oder rohes Schweinefleisch fressen. Bei Hunden verläuft die AK immer innerhalb von einem bis drei Tagen tödlich. Ursächlich hierfür sind das Fressen von virushaltigen, nicht erhitzten Innereien oder rohem Schweinefleisch, wie zum Beispiel Schlachtabfällen. Gelegentlich erkranken Jagdhunde tödlich, wenn sie Kontakt zu einem infizierten Schwarzwild, beispielsweise bei der Nachsuche, hatten oder wenn ihnen rohe Schlachtabfälle verfüttert wurden.
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