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Winterfütterung heimischer Singvögel

Mit Beginn der kalten Jahreszeit stellt sich immer wieder die Frage, ob wir unsere heimischen Singvögel, die nicht in den Süden ziehen, füttern sollten oder nicht? Auch wenn die Winterfütterung als Beitrag zum Artenschutz umstritten ist, macht die Beobachtung der bunten Vogelschar vielen Menschen Freude. Sie stellt darüber hinaus eine gute Möglichkeit dar, insbesondere Kinder an die Natur heranzuführen und ihnen erste Artenkenntnisse zu vermitteln. Entscheidend ist allerdings, dass "richtig" gefüttert wird.

Wann sollte gefüttert werden?
Was sollte gefüttert werden?
Wie sollte das Futter angeboten werden?
Ambrosiasamen im Vogelfutter

Wann sollte gefüttert werden?

Erst bei winterlichem Wetter mit Frost und Schnee sollte regelmäßig Futter bereitgestellt werden. Das natürliche Nahrungsangebot ist jetzt knapp und die Vögel haben einen erhöhten Energiebedarf, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. In kalten Winternächten können beispielsweise kleine Singvogelarten bis zu zehn Prozent ihres Körpergewichtes verlieren. Daher sollte möglichst morgens, sobald es hell wird, und nachmittags deutlich vor Einbruch der Dunkelheit gefüttert werden.

Je nach Witterung muss die Zufütterung ab Februar/März langsam reduziert und dann völlig eingestellt werden, damit die Vögel wieder natürliche Nahrungsquellen nutzen und ihre Nachzucht mit Insekten sowie Spinnentieren und Würmern füttern. Die Jungen der meisten Singvogelarten benötigen für ihre Entwicklung tierisches Eiweiß. Fehlt dies in der Nahrung, können schwere Wachstumsstörungen bis hin zum Tod der Jungvögel auftreten.

Meise mit Meisenknödel - ©Michael Fritzen - Fotolia.com Bildrechte: © Michael Fritzen - Fotolia.com
Meisen nehmen Winterfütterungs-angebote gern in Anspruch

Was sollte gefüttert werden?

Das Nahrungsangebot muss artgemäß sein, das heißt, es sollte vielseitig und abwechslungsreich auf die jeweiligen Vogelarten abgestimmt werden, die die Futterstelle aufsuchen. Je nach Ernährungsweise unterscheidet man bei den heimischen Singvogelarten Weichfutterfresser, wie beispielsweise Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig von typischen Körnerfressern, wie Grünfink, Buchfink, Sperling oder Gimpel. Daneben gibt es Arten, wie Meisen, Spechte oder Kleiber, die sich im Winter auf Körnerfutter umstellen können und auch mit Sonnenblumenkernen, Hanf und Mohnsamen zurecht kommen.

Dagegen können Körnerfresser mit ihren breiten, kräftigen Schnäbeln auch dicke Schalen öffnen. Sie sind zum Beispiel für Sonnenblumenkerne, verschiedene Sämereien und Nüsse dankbar. Waldvogel- und Wildsamenmischungen können je nach Zusammensetzung einen Großteil der winterlichen Nahrungsansprüche dieser Arten abdecken. Im Fachhandel wird man gut beraten, welches Futter für die verschiedenen Vogelarten geeignet ist. In manchen Geschäften wird das Futter beispielsweise auch offen angeboten, so dass man es je nach Bedarf selbst zusammenstellen kann.

Am einfachsten und wirkungsvollsten kann man unseren Singvögeln durch das Anlegen naturnaher Gärten über die kalte Jahreszeit helfen. Heimische Kräuter und Gräser die Samen bilden, oder Bäume und Sträucher die Früchte und Beeren tragen – wie beispielsweise Eberesche und Holunder – bieten Nahrung für viele verschiedene Tierarten. Blütenreste, Fruchtstände und hohle Stängel sollten im herbstlichen Garten stehen bleiben und Stauden und Sträucher, falls erforderlich, erst ausgangs des Winters zurück geschnitten werden. Denn in abgestorbenen Pflanzenresten, aufgeschichteten Laub- und Holzhaufen sowie im Kompost überwintern zahlreiche Insekt- und Spinnenarten, die unseren heimischen Singvögeln als Nahrung dienen.

Auf keinen Fall dürfen gesalzene oder gewürzte Speisereste angeboten werden. Auch Brot- oder Kuchenkrümel sind ungeeignet, da sie Nährböden für Bakterien darstellen, die schwere Magen-Darmerkrankungen auslösen können. Reines Fett in Form von Margarine oder Butter vertragen Vögel genauso wenig wie Stücke von gefrorenen Feuchtfuttermitteln, die sie komplett abschlucken können. Daher sollte frisches Obst nicht klein geschnitten, sondern nur im Ganzen oder allenfalls halbiert ausgelegt werden, so dass die Vögel sich nur kleine Stücke mit dem Schnabel herauspicken können, die nach der Aufnahme sofort auftauen.

Selbstgemachtes Vogelfutter in Kokosnussschale- ©taviphoto - Fotolia.com Bildrechte: © taviphoto - Fotolia.com
Selbstgemachtes Weichvogelfutter kann in Blumentöpfe oder Kokosnussschalen gefüllt werden

Weichfutterfresser sind an ihren schmalen Schnäbeln zu erkennen, mit denen sie große, harte Körner nicht knacken können. Diese Vögel brauchen Weichfutter, das feine Sämereien und Fett als Ersatz für die tierische Kost enthält, die sie ansonsten bevorzugen. Neben in Öl getränkten Haferflocken, Trockenobst und Rosinen oder Beeren können ganze oder halbierte Äpfel oder Birnen angeboten werden, aus denen sich die Vögel kleine Bissen herauspicken. Wer möchte, kann ungesalzenen Rindertalg unter Zugabe von etwas Speiseöl vorsichtig erwärmen und mit Haferflocken und Beeren anreichern – und so Weichvogelfutter selbst herstellen. Die noch warme Masse kann in Blumentöpfe oder halbe Kokosnussschalen abgefüllt oder zu Knödeln geformt und nach dem Erkalten in Büschen oder Bäumen aufhängt werden. Es eignen sich aber auch im Handel erhältliche Fertigfuttermittel, wie die sog. "Meisenknödel" oder Ringe, die an gut erreichbarer Stelle für die Vögel angebracht werden. Ideal, aber nicht ganz billig, sind insektenhaltige Weichfuttermischungen.

Amsel im Vogelhaus - ©Margit Power - Fotolia.com Bildrechte: © Margit Power - Fotolia.com
Futterhäuschen sollten gegen Fressfeinde geschützt sein

Wie sollte das Futter angeboten werden?

Auch bei der Art und Weise der Futterdarreichung sollte man die unterschiedlichen Verhaltensweisen der einzelnen Vogelarten berücksichtigen. Um Auseinandersetzungen unter den verschiedenen Arten zu vermeiden, ist es vorteilhaft, mehrere Futterstellen getrennt voneinander anzulegen und unterschiedlich zu gestalten. Weichfutterfresser nehmen ihr Futter beispielsweise gern vom Boden auf. Für sie kann man eine kleine geschützte Schütte einrichten, unter der gefüttert wird. Den Vögeln sollte allerdings ein freier Ausblick nach allen Seiten möglich sein, um herannahende Katzen oder Hunde rechtzeitig zu entdecken.

Auch herkömmliche Futterhäuschen sollten gegen Fressfeinde geschützt sein. Am besten ist es, sie frei an einem Ast hängend anzubringen. In der Nähe sollten weitere Büsche und Bäumen vorhanden sein, die als Anflugbasis und Versteckmöglichkeit dienen können. Für das Angebot von Körnerfutter besonders gut geeignet sind kleine Futtersilos beziehungsweise -spender, aus denen die Vögel nur die jeweils benötigte Menge entnehmen. Die Tiere laufen nicht im Futter herum, sie können es nicht mit Kot verschmutzen und das Futter ist vor Schnee und Regen geschützt, so dass es nicht so schnell verdirbt. Auch wenn man die Vögel gern möglichst nah ans Haus ziehen möchte, um sie gut beobachten zu können, muss ein Mindestabstand zur nächstgelegenen Glasscheibe eingehalten werden, um Anflugopfer zu vermeiden.

Für alle Arten von Futterstellen ist eine regelmäßige Reinigung zwingend erforderlich. Schalenreste und Kot sollten täglich entfernt werden, da sich sonst sehr leicht Krankheiten unter den Vögeln ausbreiten. Liegengebliebenes, aufgeweichtes oder gar verschmutztes Futter bietet einen idealen Nährboden für Bakterien und Parasiten und gefährdet damit die Gesundheit der Vögel.


Ambrosiasamen im Vogelfutter

Durch Vogelfutter können auch Samen des Beifußblättrigen Traubenkrautes (Ambrosia artemisiifolia L.) verbreitet werden. Die Beifuß-Ambrosie kann beim Menschen durch ihre Pollen schwere Allergien auslösen. Um der Verbreitung dieser Pollen entgegen zu wirken, wurde im Auftrage des BMELV unter Mitwirkung des LAVES ein Merkblatt zur Minimierung von Ambrosia-Samen in bestimmten Futtermitteln erstellt.

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