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Niedersächsische Empfehlungen zum Erhalt der Fußballengesundheit von Masthühnern

Kontrolle bei Mastküken
Gesunde Fußballen eines Masthuhnkükens bei der Kontrolle im Stall

Schwedische Untersuchungen zur Haltung von Masthühnern in den 1990er Jahren haben gezeigt, dass insbesondere die Ausstattung der Betriebe und das Management Einfluss auf die Gesundheit der Broiler haben. Als aussagekräftiger Indikator für die Beurteilung der Tierhaltung kann in diesem Zusammenhang die Fußballengesundheit der Masthühner genutzt werden, die eng mit dem Stallklima, vor allem der Steuerung von Lüftung und Heizung, sowie der Einstreuqualität zusammenhängt. Hauptrisikofaktor für Fußballenveränderungen ist eine feuchte Einstreu. Ammoniak wird hier vermehrt freigesetzt und führt aufgrund seiner ätzenden Wirkung an der aufgeweichten Sohlenhaut zu mehr oder weniger starken Veränderungen. Insbesondere schwere Fußballenveränderungen mit umfangreichen, tiefen Läsionen, die mit Nekrosen und Ulzerationen einhergehen, stellen erhebliche Schäden im Sinne des Tierschutzgesetzes dar, die soweit als möglich vermieden werden müssen. Aus diesem Grund wurden unter Federführung des Tierschutzdienstes, LAVES, gemeinsam mit der niedersächsischen Geflügelwirtschaft und den kommunalen Veterinärbehörden folgende Managementempfehlungen zur Erhaltung der Fußballengesundheit von Masthühnern erarbeitet:

A. Vorbereitung des Stalles vor jedem Durchgang

1. Aufheizen

Nicht nur die Raumluft, sondern auch der Stallboden muss rechtzeitig aufgeheizt werden. Die Bodentemperatur vor dem Einstallen der Küken sollte ca. 28 °C betragen.

2. Kontrolle der Wasserversorgung

Tränken und Tränkenippel auf Tropfstellen prüfen, ggf. beseitigen.

Wasserdruck der Leitungen im Stall prüfen.

3. Einbringen der Einstreu

Hobelspäne oder kurz gehäckseltes Stroh (möglichst nicht mehr als 3 bis 5 cm Halmlänge); entscheidend ist außerdem eine sehr gute Qualität des Einstreumaterials. Die Einstreumenge sollte bei Stroh etwa 800 bis 1000 g je m² Stallgrundfläche betragen (je kürzer das Stroh gehäckselt wird, umso geringer ist die erforderliche Einstreumenge). Bei Hobelspänen sollten ca. 600 bis 800 g je m² Stallgrundfläche eingebracht werden!

Erläuterung: Weniger ist zu Beginn des Durchgangs mehr! Eine dünne Einstreuschicht wird von kleinen Küken besser durchgearbeitet und bleibt somit trockener.

Werden andere Einstreumaterialien eingesetzt (z.B. Maissilage), sollte dies nur nach entsprechender Fachberatung und gemäß den Empfehlungen der Hersteller erfolgen.

4. Luftfeuchte

Die Luftfeuchte sollte zu Mastbeginn bei 50 % liegen und erst ab dem 10. Tag entsprechend der Temperaturverlaufskurve angehoben werden.

Masthühnerstall  
Blick in einen Masthühnerstall mit Tageslichteinfall, wenige Tage vor der Ausstallung zur Schlachtung

B. Start- und Aufzuchtphase

1. Tierverteilung im Stall

Es ist auf eine gleichmäßige Kükenverteilung im Stall zu achten. Dies kann durch eine gleichmäßige Ausleuchtung / Lichtintensität (keine Schattenbildung) sowie insbesondere eine dem Alter der Tiere und den Witterungsverhältnissen angepasste Temperatursteuerung und Lüftung erreicht werden (in Ahnlehnung an die vorgegebenen Empfehlungen der Integrationen).

2. Kükenpapier

Es sollte nur selbst zersetzendes Kükenpapier genutzt werden, so dass die darunter liegende Einstreu Feuchtigkeit aufnehmen kann und damit zu einem trockeneren Stall beiträgt.

3. Lüftung

Schon in den ersten Tagen nach der Einstallung der Küken ist auf eine Mindestluftaustauschrate zu achten (z.B. durch wiederholte Stoßlüftung). Ein zu geringer Luftaustausch führt zu einer feuchteren Einstreu und somit zu höheren Ammoniak- und Kohlendioxid-Werten.

4. Temperatur

Der Temperaturverlauf wird entsprechend der Stallkarte gesteuert. Dabei ist auf eine gleichmäßige Verteilung der Tiere zu achten. Temperaturkurvenabsenkungen sollten generell nur zu Beginn der Hellphase erfolgen.

Empfehlung bei Problemen: Während der Dunkelphase sollte ggf. die Temperatur um ca. 1 °C angehoben werden, um eine gleichmäßige Tierverteilung zu erreichen.

5. Wasserversorgung

Altersentsprechende Höhenjustierung der Tränkebahnen, so dass die Tiere jederzeit mit leicht gestrecktem Hals Wasser aufnehmen können.

Altersentsprechende Anpassung des Wasserdrucks während des Durchgangs.

Tränkewasser nicht direkt aus der Leitung nehmen, da kaltes Wasser dünnflüssigen Kot zur Folge haben kann (z.B. durch Einsatz einer Aufwärmschleife mit Kondenswasserableitung).

Altersbezogene Justierung des Wasserangebotes bei Gewährleistung der ständigen Verfügbarkeit für die Tiere: Zu Beginn der Aufzucht können die beiden äußeren Tränkelinien u. U. hochgezogen werden, um die Einstreu im Randbereich des Stalles trocken zu halten. Die Wasserdurchflussrate wird dadurch erhöht und der Keimdruck gesenkt. Diese Vorgehensweise ist aber nur zu vertreten, wenn auch dann noch für alle Tiere jederzeit ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Vor Hinzunahme der äußeren Tränkelinien sollten diese gespült werden.

Vielfach haben sich Auffangschalen unter den Tränkelinien bewährt.

6. Gesundheitsvorsorge

Routinemäßiger Einsatz der Kotfalle / Kotkiste zur regelmäßigen Kontrolle der Kotbeschaffenheit; bei Abweichungen unverzügliche Ursachenermittlung; ggf. Einleitung von Gegenmaßnahmen.

Kotkiste
Einsatz einer Kotkiste zur Kontrolle der Kotbeschaffenheit in der Masthühnerhaltung

C. Maßnahmen, die bei Vorhandensein von feuchter Einstreu vorgenommen werden sollten

Nachstreuen und durcharbeiten der kritischen Stellen im Stall (Fenster-, Türen- und Tränkebereich). Zu bevorzugen sind Hobelspäne oder ggf. kurz gehäckseltes Stroh.

Stoßweises Lüften zur Absenkung der Luftfeuchtigkeit bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Stalltemperatur.

Im Bedarfsfall rechtzeitig den Tierarzt einschalten.

Sohlen- und Zehenballenveränderungen  

Schwere, tiefe Veränderungen an den Sohlen- und Zehenballen eines Masthuhns

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