- Tollwutimpfung (Aktuelles zum Thema Arzneimittel)
- Unterwegs mit Hund und Katze – Untersuchungen zur Wirksamkeit der Tollwutimpfung
- Fachinformation zur Tollwut
- FLI aktiv im Kampf gegen die älteste bekannte Zoonose: Tollwut (Friedrich-Loeffler-Institut)
- RKI-Ratgeber - Maßnahmen bei Exposition (Robert-Koch-Institut)
Tollwut – kranke Tiere nicht anfassen!
Tollwut ist eine weltweit verbreitete, von Viren ausgelöste und zumeist tödlich verlaufende Infektionskrankheit bei Mensch und Tier. Bereits in vorchristlicher Zeit war den Menschen bewusst, dass Tollwut durch den Biss erkrankter Tiere übertragen wird.
Durch regelmäßige Impfungen bei Hunden und Katzen sowie die Durchführung von oralen Immunisierungen mittels Impfködern bei Füchsen gelang es, die terrestrische Tollwut in Deutschland erfolgreich zu bekämpfen. Seit 2008 gilt ganz Deutschland als frei von Tollwut im Heim- und Wildtierbereich.
Alle seitdem noch aufgetretenen Fälle von Tollwut traten bei Hunden, die illegal in die EU eingeführt wurden, auf.
Der letzte Tollwutfall bei einem Menschen in Deutschland stammt aus dem Jahr 2007. Hier handelte es sich um einen Mann, der in Marokko von einem streunenden Hund gebissen worden war.
Die Fledermaus in Niedersachsen
Ein Reservoir für Tollwut gibt es aber immer noch in Deutschland …bei den Fledermäusen.
Die Fledertiere haben sich evolutionsgeschichtlich schon sehr früh entwickelt, und es ist ihnen gelungen, sich an zahlreiche Viren, nicht nur die verschiedenen Tollwutviren, sehr gut anzupassen.
Es gibt weltweit zwar über 1.200 verschiedene Fledermausarten, aber nur 25 werden regelmäßig in Deutschland gesichtet. 19 Arten findet man auch in Niedersachsen.
Hervorzuheben ist hier insbesondere die Breitflügelfledermaus, die man schwerpunktmäßig in der norddeutschen Tiefebene findet. Sie hat es gut verstanden, sich an den in den letzten Jahren stark veränderten Lebensraum anzupassen. Bedingt durch Änderungen in Land- und Forstwirtschaft gibt es nämlich immer weniger Quartiere für die Fledertiere und auch die Nahrungsvielfalt der Insektivoren, also sich von Insekten ernährenden, Tiere ist stark zurückgegangen. Sie sind von der Ausrottung bedroht und unterliegen deshalb auch dem Artenschutz.
Die Fledermaustollwut
Die Fledermaustollwut wird als eigenständige Erkrankung betrachtet. Die Viren, die die Tollwutvirusinfektion bei Fledermäusen verursachen, gehören zu den Rhabdoviridae, Genus Lyssavirus. Im Phylotyp 1 der Lyssaviren findet man auch das RABV, welches für die klassische Tollwut verantwortlich ist und in Deutschland aufgrund der erfolgreichen Bekämpfung bei Haus- und Wildsäugern nicht mehr vorkommt. Ebenfalls in dieser Gruppe sind als nahe Verwandte die Fledermaus-Tollwutviren zu finden, von denen das European Bat Lyssavirus 1 beziehungsweise 2 (EBLV1, EBLV2) und das Bokeloh Bat Lyssavirus (BBLV) bei den Fledermäusen in Deutschland verbreitet sind.
Grundsätzlich sind auch andere Wildtiere und der Mensch für Fledermaustollwutviren empfänglich, dies ist jedoch ein seltenes Einzelgeschehen. Bisher wurde in Europa nur in fünf Tollwutfällen bei Säugetieren ein Fledermaus-assoziierter Virustyp nachgewiesen, davon einmal im Jahr 2001 in Deutschland bei einem Marder.
An Tollwut erkrankte Fledermäuse zeigen neurologische Ausfälle, haben Schluckbeschwerden, sind oft aggressiv und infolge von Lähmungserscheinungen liegen sie häufig am Boden und sind dort leichte Beute für Hund oder Katze. Eine Tollwutvirusinfektion bei Fledertieren kann jedoch auch symptomlos verlaufen, wie Untersuchungen an unverdächtigen Tieren zeigten.
Fledermaustollwut in Niedersachsen
Da Fledermäuse unter Artenschutz stehen, findet eine flächenmäßige Beprobung nicht statt. Die Zahl der Einsendungen richtet sich je nach Engagement der Veterinärämter der Landkreise beziehungsweise der regionalen Fledermausbeauftragten.
Im Jahr 2024 wurden im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover bisher sechs Fledermäuse auf das Tollwutvirus untersucht. In keinem der Tiere konnte das Tollwutvirus nachgewiesen werden.
Im Jahr 2023 wurden im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover insgesamt 207 Proben von Haus- wie Wildtieren auf das Tollwutvirus untersucht. 57 dieser Tiere waren Fledermäuse, von denen 16 Tiere (19 Prozent) mit dem Tollwutvirus infiziert waren.
Im Jahr 2022 wurden in Niedersachsen bei drei (12 Prozent) von 26 untersuchten Fledermäusen das Tollwutvirus nachgewiesen.
Im Jahr 2021 wurden in Niedersachsen 121 Fledermäuse untersucht, bei 16 Tieren (13 Prozent) wurde das Tollwutvirus nachgewiesen. Die hohe Anzahl der in 2021 eingesandten Tiere ist auf das gesteigerte Interesse und Engagement einzelner Naturschutzverbände bezüglich des Fledermausschutzes zurückzuführen.
Im Jahr 2020 wurde in Niedersachen bei zwei (fünf Prozent) von 40, in 2019 bei zwei (elf Prozent) von 19, in 2018 bei zwölf (34 Prozent) von 35 untersuchten Fledermäusen das Tollwutvirus nachgewiesen.
Insgesamt waren sieben (18 Prozent) von 40 in Niedersachsen im Jahr 2017 und 19 von 62 (31 Prozent) im Jahr 2016 untersuchten Fledermäusen Tollwut-positiv. Im Jahr 2016 kam es vor allem in den Sommermonaten zu einem vermehrten Nachweis des Virus in der Fledermauspopulation, wobei – wahrscheinlich auch in Folge erhöhter medialer Präsenz – deutlich mehr Tiere an die Untersuchungseinrichtungen geschickt wurden. Insbesondere die weiblichen Tiere sind im Juli und August mit dem Ende der Laktationsperiode körperlich geschwächt. Verbunden mit einer besonders ausgeprägten Nahrungsknappheit im Sommer 2016, waren die Tiere damit anfälliger für Erkrankungen.
Grundsätzlich gilt es immer zu bedenken, dass in der Regel nur kranke, flugunfähig oder tot aufgefundene Fledermäuse zur Untersuchung gelangen. Es kann jedoch keine Infektionshäufigkeit in der Fledermauspopulation daraus abgeleitet werden.
Dies trifft auch für das Jahr 2016 zu, in welchem zwar die Zahl der tot aufgefundenen und zur Untersuchung gebrachten Tiere deutlich erhöht war, der Anteil der positiven Nachweise im vorselektierten Untersuchungsmaterial jedoch keine nennenswerten Veränderungen zu den Vorjahren oder zum Jahr 2017 aufwies.
In den Jahren 2013 bis 2015 entfielen auf Niedersachsen nur ein bis vier Tollwutnachweise.
Empfehlungen zum Umgang mit Fledermäusen
Im Umgang mit Fledermäusen sind die Empfehlungen des Friedrich-Loeffler-Institutes (Infoblatt des FLI: Fledermäuse - Artenschutz und Tollwut, PDF nicht barrierefrei) und der Weltgesundheitsorganisation zu befolgen: Personen, die Kontakt mit Fledermäusen haben, sollten sich vorbeugend gegen Tollwut impfen lassen. Nach Biss und direktem Kontakt ist eine nachträgliche Impfung erforderlich, die in der Regel gut verträglich ist.
Fledermäuse, die am Tage aufgefunden werden, abnormes Verhalten zeigen oder flugunfähig sind, niemals mit bloßen Händen anfassen. Nur mit dicken Handschuhen berühren, wenn möglich in eine Schachtel mit Löchern setzen und das Veterinäramt oder einen Fledermausbeauftragten benachrichtigen. Diese wissen, was zu tun ist.
Alle in Deutschland eingesetzten Impfstoffe schützen zuverlässig gegen die hier bekannten Arten der Tollwut.
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