Mykoplasmen – Krankheitserreger von Mensch, Tier und Pflanze
In lockerer Reihenfolge soll aus dem Veterinärinstitut Hannover des LAVES über diese in Bezug auf ihre Verbreitung und ihr krankheitserregendes Potential oft unterschätzten Bakterien berichtet werden.Seit dem ersten Nachweis einer Mykoplasmenart vor mehr als 100 Jahren, wurden über 180 weitere Arten dieser Bakterien beschrieben. Zu den Mykoplasmen gehören viele Krankheitserreger von Mensch und Tier, wie beispielsweise der auch heute noch in der Tiermedizin gefürchtete Erreger der Lungenseuche des Rindes.
Der Begriff "Mykoplasmen" bezeichnet eine Gruppe von Bakterien, die sich von anderen Bakterien durch das Fehlen einer Zellwand unterscheidet. Mykoplasmen besitzen daher eine natürliche Resistenz gegenüber den Zellwandsynthese hemmenden b-Lactam-Antibiotika wie z.B. den Penicillinen. Weitere Merkmale, die Mykoplasmen kennzeichnen, sind die geringe Größe (0,3 bis 0,8 µm) der einzelnen Zellen und auch der Mykoplasmenkolonien (durchschnittlich 50 bis 600 µm). Im Gegensatz zu den meisten anderen, mit dem bloßen Auge sichtbaren Bakterienkolonien können daher die oft spiegeleiförmigen Kolonien der Mykoplasmen nur unter dem Mikroskop beobachtet werden. Weiterhin sind Mykoplasmen durch eine geringe Genomgröße (580 bis 2220 kBp) charakterisiert, die nur ein Viertel bis ein Fünftel der Genomgröße der meisten anderen Bakterien beträgt. Infolge dieses kleinen Genoms (= Gesamtheit alle in einer Zelle vorhandenen Erbanlagen) besitzen Mykoplasmen weniger Enzyme als andere Bakterien und haben nur sehr eingeschränkte Stoffwechsel- und Biosynthesewege. Bei der Kultivierung müssen deshalb Nährmedien verwendet werden, die mit Nährstoffen angereichert sind, welche die Mykoplasmen selbst nicht aus einfacheren Stoffen chemisch herstellen können.
Mykoplasmen besiedeln Menschen, Säugetiere, Vögel, Reptilien, Fische, Insekten und Pflanzen. Unter ihnen gibt es viele Arten, die bei ihren Wirtsorganismen auch Erkrankungen auslösen können. Bei Menschen und Tieren werden häufig zunächst die Schleimhäute des Atem- und Urogenitaltraktes besiedelt. Weitere Eintrittspforten einer Mykoplasmeninfektion können die Augen oder die Milchdrüsen sein. An diesen Eintrittspforten werden die ersten entsprechenden klinischen Symptome festgestellt. Häufig bleiben die klinischen Auswirkungen auf diese Bereiche beschränkt. Durch die Ausbreitung der Mykoplasmen im Wirtsorganismus können aber auch an anderen Stellen Symptome auftreten. Oft werden dabei Entzündungen der Gelenke nachgewiesen. Die klinische Symptome werden bei vielen Mykoplasmenarten erst durch weitere Faktoren wie beispielsweise das Stallklima oder zusätzliche Infektionen mit anderen Bakterien oder Viren hervorgerufen oder verstärkt. Aus diesem Grund können diese Mykoplasmen als Wegbereiter für Infektionen mit anderen Erregern angesehen werden.
Mycoplasma bovis-Kolonien auf Agarmedium
... ist der Primärerreger der Enzootischen Pneumonie (EP). Dieses Bakterium ist der am weitesten verbreitete und ökonomisch bedeutendste Krankheitserreger des Schweins.