Gestrandeter Buckelwal - neue vorläufige Ergebnisse
Pathologen des LAVES untersuchten das Tier
Am 21. Februar 2025 wurde die Strandung eines toten Buckelwals im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer auf der Vogelinsel Minsener Oog, östlich von Wangerooge gemeldet.
Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist in diesen Fällen für die veterinärfachliche Begutachtung des Tierkörpers verantwortlich.
Die Begutachtung und Untersuchung des toten Wals wurde am 22. Februar 2025 durch zwei Pathologen des LAVES durchgeführt. Dabei wurde zunächst anhand der Größe festgestellt, dass es sich um ein Jungtier mit einer Körperlänge von 7,40 Metern (m) handelt (Buckelwale sind bei ihrer Geburt etwa 4 m lang, ausgewachsene Tiere werden 13 m bis 18 m lang).
Vorläufige Ergebnisse Es ist anzunehmen, dass das Jungtier gestrandet und an einem daraus resultierenden Herz-Kreislaufversagen verendet ist. Es wurden Abschürfungen im Kinnbereich und weitere großflächige Hautläsionen festgestellt, die sich der Wal vermutlich bei der Strandung zugezogen hat. Für den Tod des geschwächten Jungtiers sind sie aber nicht ursächlich. Außerdem hatte das Tier auf dem rechten Auge eine Hornhautentzündung. Da noch weitgehend unklar ist, wie sich Buckelwale über lange Strecken orientieren und navigieren, konnte bisher nicht geklärt werden, inwiefern die einseitige Hornhautentzündung das Seh- und Orientierungsvermögen beeinträchtigt hat und an der Strandung des Tieres auf der Minsener Oog beteiligt war. Nach aktuellem Stand (13. März 2025) sind folgende Untersuchungen bisher negativ ausgefallen:
Zur Abklärung der Belastung des Tieres mit klassischen Chlorpestiziden und ndl-PCB wurden Leber- und Fettgewebeproben an das IFF Cuxhaven des LAVES gesandt. Für potentielle, weiterführende Untersuchungen wurden Gewebeproben sichergestellt. Bisher bleibt unklar, inwiefern der Befall des Magen-Darm-Trakts mit Parasiten ursächlich für den schlechten Ernährungszustands des Tieres war. Die Untersuchung des Mageninhalts und die Identifizierung der Parasiten erfolgen am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover in Büsum. |
Im Verlauf der Untersuchung des gut erhaltenen Tierkörpers konnte ermittelt werden, dass es sich um ein männliches Jungtier handelt. Neben Abschürfungen und Einkerbungen, die aber auch im Rahmen der Strandung und nach dem Tod des Tieres entstanden sein können, gab es makroskopisch keine Anhaltspunkte für das Vorliegen schwerwiegender äußerer oder innerer Verletzungen. Die Kollision mit einem Schiff ist daher unwahrscheinlich.
Das Tier befand sich in einem schlechten Ernährungszustand. Für Wale ist eine dicke Fettschicht (der sogenannte Blubber) typisch, diese Fettschicht hilft Ihnen ihre Körpertemperatur im Meer aufrecht zu erhalten. Bei der Öffnung des Tierkörpers bestätigte sich, dass diese in ihrer Dicke reduziert war. Zu der Abmagerung des Tiers kann auch der Parasitenbefall des Darmtraktes mit beigetragen haben. Wildtiere weisen häufig einen gewissen Parasitenbefall auf, die Intensität des Parasitenbefalls kann jedoch im vorliegenden Fall mit ursächlich für die schlechte Konstitution des Tieres sein. Weiterhin war der Magen-Darmtrakt des Tieres weitgehend leer.
Hinweise auf das Vorliegen einer ansteckenden Infektionskrankheit konnten nicht festgestellt werden. Für weiterführende Untersuchungen auf Infektionserreger (Viren und Bakterien) wurden vom LAVES Proben entnommen. Darüber hinaus werden Proben mittels chemischer Analyseverfahren auf die Belastungen mit toxikologisch relevanten Elementen und Schadstoffen im LAVES untersucht. Zusätzlich erfolgt die histologische Untersuchung zahlreicher Gewebeproben mittels Mikroskop, um Veränderungen festzustellen, die mit bloßem Auge nicht erkannt werden können.
Das LAVES war gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, sowie von einem Experten für große Meeressäuger von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover vor Ort. Es wurden zahlreiche weitere Proben für weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen genommen.