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Bestimmung von Wirbeltierlosung - ein Haufen Arbeit

Der Bekämpfung eines Schädlings oder Lästlings geht oft eine langwierige Indiziensuche voraus. Diese Hinweise sind nur allzu oft kleine oder größere Hinterlassenschaften, welche manchmal mehr Rätsel aufgeben, als dass sie Fragen beantworten.

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Zoodiagnostik in Stade

Fund mit Folgen

Dies passierte auch uns in der Zoodiagnostik, die im Futtermittelinstitut Stade ansässig ist, vor ein paar Jahren. Wir bekamen eine Losungsprobe geschickt, die vielleicht so groß wie eine Kirsche war, Fundort: Gemüsebeet. Nach langem Rätselraten über die pflanzlichen, recht breiigen Inhaltsstoffe von offensichtlich grünen Pflanzenteilen überlegten wir, welche Informationen uns zur Bestimmung des Tieres fehlen könnten. Es entstand über die Jahre ein langer Katalog von Fragen, deren Beantwortung zur korrekten Bestimmung unerlässlich ist.

Eine weitere Voraussetzung ist, dass man alle vorkommenden Arten der betreffenden Region, ihre Biologie und ihre Losung kennt. Zwar gehören die meisten Losungsproben zu den Schadnagern wie der Ratte (Rattus spec.) oder der Hausmaus (Mus musculus), jedoch darf man sich bei der Bestimmung nicht täuschen lassen - die Verwechslungsmöglichkeiten sind vielfältig! Auch die Probe aus dem Gemüsebeet hielt noch eine Überraschung für uns bereit – die Auflösung findet sich am Ende des Artikels.


Der Umgang und vor allem das Riechen an Losung sollte grundsätzlich mit größter Vorsicht geschehen, denn die Gefahr von Zoonosen (zum Beispiel Spulwürmer, Fuchs- oder andere Bandwürmer sowie diverse Bakterien und Viren) ist immer gegeben. Handschuhe, gegebenenfalls Schutzbrille sowie ein Arbeitskittel sind Pflicht. Auch Hände und Arbeitsgeräte sollten nach der Bestimmung immer desinfiziert und gereinigt werden.

Wer war das?

Generell hat die Bestimmung von Wirbeltierlosung ihre Grenzen, denn Kot kann nur selten eindeutig einem bestimmten Tier zugeordnet werden. Die Unterscheidung größerer Wirbeltiere, etwa Marderhund (Nyctereutes procyonoides), Dachs, (Meles meles), Waschbär, (Procyon lotor) oder Fuchs (Vulpes vulpes) anhand der Losung ist oft nicht möglich. Zum einen weil sie sich in Größe und Form sehr ähneln, zum anderen weil diese Tiere gern Katzen- oder Hundefutter fressen und die Losung durch diese veränderte Diät ihre bestimmungsrelevante Form verliert.

Um mehrere Tierarten in die engere Auswahl nehmen zu können, muss die Kenntnis über Lebens- und Ernährungsweise der in Frage kommenden Arten vorausgesetzt werden. Aber es braucht auch eine entsprechende Laborausrüstung, die es ermöglicht, die Probe zu zerlegen, in verschiedenen Abbildungsstufen zu untersuchen und zu vermessen.

Bevor die Laboruntersuchung stattfindet, sollten zuerst die Fundumstände so genau wie möglich geklärt werden. Neben dem Fundort (etwa Garten, Küche, Keller) und der großräumigen Umgebung (Land oder Stadt) sind weitere Fragen zu klären.

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Übersicht verschiedener Losungen

Spurensuche

Die richtigen Fragen können dazu beitragen, das verantwortliche Tier zu identifizieren. Hinweise können beispielweise folgende Überlegungen geben:

Ist die Losung frisch oder getrocknet? Gibt es Fotos der frischen Losung mit Maßstab?

Durch das Trocknen nimmt die Größe stark ab, in Bestimmungsbüchern ist jedoch grundsätzlich die Größe frischer Losung angegeben. Ohne die Größe der frischen Losung ist eine Bestimmung kaum möglich.

Gibt es Hinweise auf nächtliche Geräusche?

Geräusche auf dem Dachboden können etwa auf einen Marder hindeuten.

Werden draußen Katzen gefüttert?

Katzenfutter lockt verschiedene Tiere an, etwa Igel, Füchse oder Waschbären.

Ist ein penetranter Geruch am Fundort festzustellen?

Spitzmauskot riecht stärker als der von der Haus- oder Waldmaus. Auch der Kot der Graugans ist eher beißend.

Wurden auch Insekten wie Speckkäfer (Familie Dermestidae) gefunden?

Speckkäfer können auf Reste einer tierischen Mahlzeit hindeuten, zum Beispiel von einem Marder.

Gibt es Kratzspuren am Boden oder am Gebäude?

Tiere verursachen verschiedene Kratzspuren. Marder hinterlassen diese gern an Gartenzäunen, die ihnen als Sprungbrett auf das Dach dienen. Dachse hingegen graben eine Kuhle, um ihren Kot darin abzusetzen und Hunde scharren (oft unsichtbar im Gras) nach dem großen Geschäft.

Ignoriert die Hauskatze den Eindringling oder will sie ihn fangen?

Spitzmäuse sind Raubtiere und gehören deshalb nicht zum Speiseplan unserer Hauskatzen. Viele nicht mehr allzu verspielte Katzen ignorieren Räuber daher.


Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

In die Materie abtauchen

Sind alle Fragen gestellt, gilt es die Losung genauer zu betrachten. Folgende Punkte sollten unter anderem beachtet werden:

Größe und Form der einzelnen Partikel

Einzelne Mäusearten können zum Teil durch Messungen voneinander unterschieden werden (Verhältnis von Länge zu Breite, hieraus ergibt sich auch die Form), andere Tierarten können anhand der Größe und Form komplett ausgeschlossen werden.

Konsistenz und Oberflächenbeschaffenheit

Glänzender, schnell zerfallender Kot kann etwa auf Fledermäuse hindeuten, da ihr Kot aus sehr feinen Insektenresten besteht.

Zusammensetzung der Losung

Ein rein insektenfressendes Tier schließt zum Beispiel Maus und Ratte aus, ganze Schädel und Knochen deuten auf Speiballen eines Raubvogels hin.

Anlage der Kotplätze

Erhöhte Losungsplätze werden von Tieren genutzt, die so ihr Revier markieren. Im Gegensatz dazu verscharren Katzen ihre Hinterlassenschaften (nicht immer). Die Spitzmaus kotet eher an der Wand entlang. Die Wanderratte bevorzugt Ecken, die Hausrattenlosung fällt eher vom Balken hinab in die Mitte des Raumes.

Alter der Losung

Die Bestimmung kann durch falsche Angaben erschwert werden. Schimmel und Alter verfärben und verändern die Losung. Auch wenn immer die Größe der frischen Losung benötigt wird, ist die Bestimmung von getrocknetem Material oft einfacher. Das Verhältnis von Länge zu Breite ändert sich hierdurch nicht.

Gelber Hintergrund. Davor eine Hand, die ein Puzzle zurechtrückt, auf dem eine Glühbirne abgebildet ist. Bildrechte: © Gajus - stock.adobe.com

Das Puzzle zusammensetzen

Nun muss richtig kombiniert werden. Stellen wir uns vor, der Fundort ist der Dachboden gewesen und der potentielle Kot zehn Zentimeter lang, schwärzlich und mit Kirschkernen gespickt. Somit ist Nachbars Hund sicher unwahrscheinlich, da er nicht auf den Dachboden kommt. Sicher könnte man jetzt sofort an den Marder denken, doch leider ist es oft etwas komplizierter. Viele Dachböden sind offen genug, dass auch Vögel Zugang haben. Und der Speiballen einer Krähe kann manchmal genauso aussehen wie Marderkot - jedoch ohne Haare. Um den Marder zu überführen, brauchen wir möglichst mehrere Beweise, zum Beispiel seine Ein- und Ausgänge, Kratzspuren und Reste kleiner Tiere. Kot allein reicht oft nicht aus.

Neben den Speiballen darf man sich auch von Vogelkot nicht in die Irre führen lassen. Unter dem Mikroskop erkennt man aber schnell den (fast immer) enthaltenen Harnstoff und kann das Ergebnis auf Vögel eingrenzen. Vogelkot zu bestimmen ist normalerweise nicht möglich, da er zu variabel ist. Ausnahmen sind vorhanden, jedoch immer unsicher.

Wir bevorzugen getrocknete Losung, da hier kein Schimmelbefall die Optik verfälschen kann. Dadurch ist oft auch ein Staubschutz notwendig. Möchte man Losung zur Bestimmung per Post versenden, ist das völlige Durchtrocknen im Vorwege zwar langwierig, vermeidet jedoch Schimmelbefall.

Abschließend muss noch eine Frage erwähnt werden, die in jedem Fall gestellt werden sollte:

„Wie groß ist die Losungsmenge insgesamt?“

Die Angaben sollten möglichst mit Foto und Maßstab gemacht werden. Wer hier vergisst nachzufragen, wird an der einen oder anderen Probe vielleicht verzweifeln. So im eingangs erwähnten Fall geschehen. Erst die Nachfrage ergab die Lösung. Die Antwort, wer im Gemüsebeet gewesen ist, lautet nämlich: Es war eine Kuh!

Damit hatte in der Zoodiagnostik niemand gerechnet.

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