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Schmetterlinge im Küchenschrank

Lebensmittelmotten erkennen, bekämpfen und vermeiden


Ein Befall mit Lebensmittelmotten ist schnell etabliert und nur schwer zu bekämpfen. Es sollte bald gehandelt werden, da sich der Befall sonst ausbreitet. Auch originalverpackte Lebensmittel werden befallen, da die jüngsten Larvenstadien so klein sind, dass die kleinste Öffnung oder Beschädigung der Verpackung ausreicht.

Wir haben für Sie ein paar Tipps zum richtigen Umgang mit Lebensmittelmotten zusammengestellt.



Der Begriff „Lebensmittelmotte“

Bei den „Lebensmittelmotten“ handelt es sich hauptsächlich um Kleinschmetterlinge verschiedener Arten aus der Familie der Zünsler (Pyralidae). Hier sind es die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella), die Speichermotte (Ephestia elutella) und die Mehlmotte (Ephestia kuehniella), die aufgrund ihrer Lebensweise sowie den Nahrungspräferenzen ihrer Raupen für den Befall unterschiedlicher Lebens- und Futtermittel verantwortlich sind.

Die Raupen dieser Arten haben ein außergewöhnlich umfangreiches Nahrungsspektrum, das von Trockenobst, Nüssen und Schokolade über Getreideprodukte, Getreidemehle und Bruchgetreide bis hin zu Tee, Tabak und getrockneten Gewürzpflanzen reicht.

Die Lebensmittelmotten sind durch den Handel weltweit verschleppt worden. Während die Speichermotte aus Mitteleuropa, die Mehlmotte aus Mittel- und Südeuropa sowie aus Indien kommt, ist die Dörrobstmotte aus warm-gemäßigten und subtropischen Klimagebieten eingeschleppt worden.

Vereinzelt können auch noch weitere Arten aus der Verwandtschaft der Mehl- und Speichermotten (Gattung Ephestia und Pyralis) sowie Vertreter aus der Familie der Faulholzmotten (zum Beispiel Samenmotte, Hofmannophila pseudospretella), der Echten Motten (zum Beispiel Kornmotte, Nemapogon granellus), der Palpenmotten (zum Beispiel Kleistermotte, Endrosis sarcitrella) und der Spanner (zum BeispielHeuspanner, Idaea inquinata) vorkommen.

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Tropische Speichermotte (Ephestia cautella)
Dies sind einige Vertreter der „Lebensmittelmotten“:
  • Dörrobstmotte, Plodia interpunctella
  • Speichermotte, Ephestia elutella
  • Tropische Speichermotte, Ephestia cautella
  • Samenmotte, Hofmannophila pseudospretella
  • Mehlmotte, Ephestia kuehniella

Befall erkennen

Lebensmittelmotten können schnell mit eingekauften Waren in die Wohnung kommen. Produkte, von denen die Raupen angelockt werden (zum Beispiel Nüsse, Nudeln oder Mehl) sollten vor der Einlagerung zu Hause oder im Verkaufs- beziehungsweise Lagerraum stets noch einmal überprüft werden. Charakteristisch für einen Befall mit Lebensmittelmotten sind zähe Gespinste im oberen Bereich der Lebensmittelverpackungen oder auch direkt im Nahrungssubstrat, die durch die Spinntätigkeit der Raupen entstehen. Das Substrat ist mit Raupenkot verunreinigt, dieser muss jedoch nicht sichtbar sein.

Die Raupen selbst, die zwischen 10 und 20 Millimeter lang werden können, sind in den befallenen Lebensmitteln oft nur schwer zu erkennen. Sie befinden sich in ihrem Gespinst oder bohren sich in festere Substanzen wie Schokolade oder Nüsse ein.

Sind die Raupen reif zur Verpuppung (also ausgewachsen), verlassen sie das Fraßsubstrat und legen auf der Suche nach einem dunklen und trockenen Verpuppungsplatz extrem weite Wege zurück. Sie spinnen sich dann in Ritzen und Ecken der Lager- und Vorratsschränke oder zwischen Schränken und Zimmerwänden ein. Auch dort, wo Zimmerwände und -decken zusammenstoßen, finden sich die Puppenkokons. Die Falter, die je nach Art eine Spannweite von 11 bis 25 Millimeter erreichen, sind überwiegend tagaktiv und fliegen bei Dunkelheit zum Licht.

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Speichermotte (Ephestia cautella) an Backwaren
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Mehlmotte (Ephestia kuehniella, oben) und Dörrobstmotte (Plodia interpunctella, unten)

Befall vorbeugen und Schädlinge bekämpfen

Lebensmittelmotten sind Schädlinge, die sich Verbraucher leicht mit eingekauften Waren in die Wohnung holen können. Produkte, die die Falter anlocken (trockene, kohlenhydratreiche Lebens- und Futtermittel wie zum Beispiel Nudeln, Mehl oder Schokolade), sollten vor der Einlagerung zu Hause oder im Verkaufs- beziehungsweise Lagerraum stets noch einmal überprüft werden.

Vorhandene Lebens- und Futtermittel sollten in luftdichten Glas-, Keramik- oder Metallbehältern gelagert werden, wie zum Beispiel Einmachgläsern. Die gängigen Plastikdosen sind normalerweise nicht (dauerhaft) luftdicht und schützen somit nicht vor Befall. Die Eier werden von den Faltern auch gern unter dem Rand von Dosen oder in Schraubgewinden an Nahrungsresten abgelegt, wo die geschlüpften Raupen warten, bis die Dose geöffnet wird, um dann hinein zu schlüpfen. Die jüngsten Larvenstadien sind so klein, dass die kleinste Öffnung oder Beschädigung ausreicht, um ihnen Zugang zum Lebensmittel zu verschaffen. Die letzten Larvenstadien können sich aus Plastikverpackungen herausfressen. Daher ist die Verwendung von Einmachgläsern mit Schnellverschluss am empfehlenswertesten.

Auch Vogelnester am Haus oder auf dem Dachboden, in denen Sämereien und Früchte eingetragen worden sind, können als Entwicklungsquelle für die Dörrobstmotte dienen und sollten bei der Suche nach der Befallsursache mit einbezogen werden.

Die Bekämpfung mittels geeigneter Schlupfwespen ist in privaten Haushalten möglich und kann, insbesondere bei versteckten Befallsherden, zu einer Tilgung ohne Einsatz von Insektiziden führen.

Häufig reicht es aus, das befallene Produkt zu finden, fachgerecht zu behandeln und – dies ist sehr wichtig – erst danach zu entsorgen. Anschließend sollte in jedem Fall eine Kontrolle der restlichen Futter- und Lebensmittel sowie der Umgebung erfolgen. Die eingesponnenen Puppen müssen sorgfältig gesucht und mechanisch zerstört werden, um ein späteres Auftreten von Mottenfaltern, die dann wieder Eier ablegen können, zu verhindern.

Fliegengitter vor Fenstern und Türen können den Zuflug von Faltern aus solchen Nestern verhindern. Ferner ist eine Entwicklung der Motten an pflanzlichen Dämmstoffen möglich, sofern diese überlagert und nicht behandelt sind, wie zum Beispiel Ceralit.

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Dörrobstmotte (Plodia interpunctella)
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Schlupfwespe (Erzwespe) zur biologischen Bekämpfung

Motten in der Industrie

In der Großlagerhaltung in Getreidelagern und Mühlen ist eine Bekämpfung äußerst schwierig. In vielen Fällen ist eine Wärmebehandlung oder Begasung des Lagers möglich. Eine weitere Bekämpfungsmethode ist das Ausbringen von Silicaten. Kurze Lagerzeiten, geringe Luftfeuchtigkeit (weniger als 40 Prozent) und tiefe Lagertemperaturen wirken hier unterstützend.

Im Bereich der lebensmittelverarbeitenden Betriebe ist der Einsatz von Schlupfwespen aufgrund der hieraus resultierenden Kontamination von Lebensmitteln in der Regel nicht erwünscht. Hier hilft nur eine chemische Schädlingsbekämpfung, die sich sowohl gegen die ausgewachsenen Falter als auch gegen die Raupen richtet.

Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen erfordern spezielle Sachkunden und dürfen daher ausschließlich von geprüften und ausgebildeten Schädlingsbekämpfern durchgeführt werden.

Befallenen Vorräte richtig entsorgen

Vor der Entsorgung im Hausmüll sollten die Entwicklungsstadien sorgfältig abgetötet werden.

Dies kann durch Erwärmung auf über 60 Grad Celsius für mindestens 90 Minuten oder durch Einfrieren bei unter minus sieben Grad Celsius für mehr als eine Woche erfolgen.

Werden die Lebensmittelmotten und ihre Entwicklungsstadien nicht abgetötet, droht ein Wiederbefall beziehungsweise eine Verschleppung.

Pheromonfallen

Fallen für Lebensmittelmotten sind meist mit Pheromonen (Sexuallockstoffen) präpariert und wirken nur auf die männlichen Tiere anziehend, weil die Fallen das Pheromon der weiblichen Motten enthalten. Fallen speziell für weibliche Motten gibt es nicht, da sie sich nicht durch Pheromone anlocken lassen.

Einmal angelockt, bleiben die Männchen auf der klebrigen Falle hängen. Diese Fallen sind jedoch nur für die Ermittlung oder Überwachung eines Befalls einzusetzen (Monitoring). Eine gezielte Bekämpfung ist mit diesem Verfahren nicht möglich.

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