Verbesserung des Fischschutzes bei bestehenden Wasserkraftanlagen
Fische unternehmen in den Fließgewässern aus verschiedensten Gründen (unter anderem Laich-, Nahrungs-, Kompensationswanderung) zum Teil ausgeprägt weite Wanderungen. Besonders für diadrome Arten, die mindestens zwei obligatorische Wechsel zwischen Salz- und Süßwasser in ihrem Lebenszyklus vollziehen, ist eine ungehinderte Durchgängigkeit der Fließgewässer essentiell. Das heißt, dass Fische sowohl stromaufwärts als auch stromabwärts möglichst ohne Verzögerungen und Beeinträchtigungen durch Hindernisse (zum Beispiel Wehre) wandern können müssen. Für den Bau von Anlagen, die den Fischaufstieg ermöglichen (Fischaufstiegsanlagen) existieren inzwischen allgemein anerkannte Lösungsmöglichkeiten. Problematisch ist derzeit noch die Abwanderung von Fischen im Bereich von Wasserkraftanlagen einzuschätzen, da Fische bei der Turbinenpassage in nicht unerheblichem Umfang tödlich verletzt werden können. Ein zu Fischaufstiegsanlagen vergleichbaren Stand der Technik existiert für Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen noch nicht.
Dennoch ist es erforderlich, abwandernde Fische möglichst gut gegen das Eindringen in eine Wasserkraftanlage zu schützen. Nach derzeitigem Kenntnisstand wird mechanischen Schutzeinrichtungen (zum Beispiel Rechen) eine vergleichsweise hohe Schutzwirkung zugewiesen. Die Schutz- und Abweiswirkungen von Rechen ist unter anderem abhängig von der Ausrichtung der Stäbe und der lichten Rechenweite, aber auch von der Anordnung von speziell für die Abwanderung der abgewiesenen Fische installierten Bypässen. So wird Rechen mit einer horizontalen Ausrichtung der Stäbe (Horizontalrechen) bei gleichen zum hydraulischen Bedingungen eine größere Abweiswirkung als Rechen mit senkrechter Anordnung der Stäbe (Vertikalrechen) zugesprochen.
Nachdem die Wasserkraftanlage in Celle an der Aller 2010 mit einem neuen Horizontalrechen- und Bypasssystem ausgerüstet wurde, ist im Zuge von Modernisierungsarbeiten an einer Wasserkraftanlage an der Leine in Freden ebenfalls der zuvor vorhandene Vertikalrechen durch einen neuen Horiziontalrechen mit modernem Abstiegssystem ersetzt worden (Abbildung 1).
In der Abbildung 2 ist links die Fischaufstiegsanlage (hier als Schlitzpass ausgeführt) und rechts daneben zwischen Einlauf in die Fischaufstiegsanlage und Horizontalrechen der Einlauf in die Fischabstiegsanlage (offene kastenförmige Rinne) zu sehen.
Diese Beispiele zeigen, dass bei bestehenden Wasserkraftanlagen die nachträgliche Umsetzung von Maßnahmen, die nach derzeitigem Kenntnisstand zu Verbesserungen des Fischschutzes und des Fischabstiegs führen, möglich ist. Bei zukünftigen Planungen an anderen Standorten sind dort ebenfalls die jeweils vorhandenen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, sodass prinzipiell Einzelfalllösungen gefunden werden müssen. Ein Nachweis über die Funktionsfähigkeit der bisher in Niedersachsen eingebauten Horizontalrechen mit Bypasssystemen steht noch aus.
Bypassauslauf (rechts), Fischaufstiegsanlage als Schlitzpass (links), Bauphase