Mit dem Beginn der Blüte der Salweide wird die aktive Bienensaison 2024 eingeläutet
Zu Beginn der Bienensaison sind phänologische Ereignisse, also der Blühbeginn bestimmter Pflanzen, sichere Taktgeber für entscheidende imkerliche Maßnahmen, die es dann umzusetzen gilt.
Bildrechte: Dr. Otto Boecking
Honigbiene auf Blüte der Salweide.
Zu Beginn der Bienensaison sind phänologische Ereignisse, also der Blühbeginn bestimmter Pflanzen, sichere Taktgeber für entscheidende imkerliche Maßnahmen, die es dann umzusetzen gilt. Das sind bekanntlich der Beginn der Salweiden- und der Beginn der Kirschblüte. Den Wetterprognosen zufolge, sollen die Tagestemperaturen jetzt hier im Norden in den zweistelligen Bereich steigen. Dann werden im Celler Land auch die Salweiden so richtig aufblühen. Die Bienen nutzen diesen ersten wichtigen Pollen- und Nektarspender und dehnen ihre Bruttätigkeit aus. Damit ist dann der Beginn der aktiven Bienensaison 2024 eingeläutet.
Mit Beginn der Salweidenblüte sind folgende imkerlichen Maßnahmen umzusetzen:
Bei zwei-zargig überwinterten Völkern
Die Wirtschaftsvölker des Vorjahres haben zwei-zargig überwintert. Jetzt muss deren Futtervorrat kontrolliert und die Mäusegitter entfernt werden. Eventuell muss notfalls nachgefüttert werden. Ansonsten ist derzeit an diesen Völkern nichts Weiteres zu tun. Später dann im April, zu Beginn der Kirschblüte, erhalten diese zwei-Zarger ihren Honigraum aufgesetzt und einen Drohnenbaurahmen eingehängt.
Bei ein-zargigen überwinterten Völkern
Die Jungvölker des Vorjahres haben ein-zargig überwintert. Bis zum Beginn der Salweidenblüte haben diese den ersten großen Satz Jungbienen erbrütet und füllen in der Regel dann eine ganze Zarge mit Bienen. Jetzt werden daraus Wirtschaftsvölker, von denen in diesem Jahr der erste Honig geerntet werden kann. Das setzt jedoch wichtige imkerliche Maßnahmen voraus. Diese Völker benötigen jetzt als erste Maßnahme eine Erweiterung, denn die junge Königin wird das Eierlegen von nun an stetig steigern. In 21 Tagen schlüpfen dann hunderte von Bienen. Obwohl diese Jungbienen zunächst die abgehenden Winterbienen ersetzen, benötigt die Königin ausreichend Platz für ihre Bruttätigkeit. Steht ihr dieser nicht zur Verfügung, errichten die Bienen Wildbau im Beutenboden, der aber den wirklichen Raumbedarf nicht decken kann. Ist keine Brut zu versorgen dann wird die Vielzahl junger Ammenbienen ihren Futtersaft nicht los und so wird unweigerlich schon früh die Schwarmstimmung eingeläutet. Das erklärt, wofür diese Völker jetzt erweitert werden müssen. Zunächst aber sollten Sie als ersten Schritt auch bei diesen Völkern die Futtervorräte überprüfen. Dann wird gleich danach eine mit Mittelwänden und wenn vorhanden, im Zentrum zwei bis drei ausgebaute helle Waben ausgestattete Erweiterungszarge einfach oben aufgesetzt. Später, zu Beginn der Kirschblüte im April, erhalten diese nun zwei-zargigen Völker dann auch ihren Honigraum aufgesetzt und einen Drohnenbaurahmen eingehängt.
(Zu) kleine ein-zargige Völker kann man jetzt „boostern“
Schwache (nicht kranke!) Völker kann man jetzt Unterstützungshilfe durch eigene starke Völker bieten, denn mit Beginn der Salweidenblüte können die Bienen bei gutem Wetter nennenswert Pollen und Nektar eintragen. Schwache Völker können in dieser Zeit „geboostert“ werden, indem man sie für maximal vier Wochen über Absperrgitter auf starke Völker aufsetzt. Diese Doppelvölker werden grundsätzlich nur dann gebildet, wenn das schwache Volk nicht sichtbar krank ist.
Sollten sich also schwache Volker unter Ihren Völkern befinden, die jetzt weniger als drei bis vier Wabengassen besetzen, so werden diese über ein Königinnen-Absperrgitter auf stärkeren Völker aufgesetzt und dort zeitweise „zwischengeparkt“. Die beiden Völker nutzen dann ein gemeinsames Flugloch (unten). Das oben aufgesetzte Volk erhält somit Pflegehilfe von dem stärkeren Volk und baut in kurzer Zeit ein Brutnest aus, das nach wenigen Wochen fast genauso groß ist, wie das des unteren Volkes.
Nach drei, spätestens aber nach vier Wochen müssen Sie die beiden Völker wieder trennen, ansonsten geraten diese in Schwarmstimmung. Zu dieser Zeit blüht in der Regel auch die Kirschblüte auf. Stellen Sie dann das ehemals schwache, oben aufgesetzte Volk auf den Boden des zuvor stärkeren Volkes und letzteres auf einen neuen Boden woanders hin. Somit erhält das ehemals schwache Volk auch noch alle Flugbienen zur weiteren Verstärkung. Damit bei beiden Völkern dann deren Brutnester nicht sogleich „verhonigen“ kann, erhalten beide einen Honigraum über ein Königinnen-Absperrgitter aufgesetzt. Das ehemals schwache Volk wird zu diesem Zeitpunkt zudem auch noch mit einer untergesetzten Zarge erweitert (siehe schematische Darstellung im Anhang).
Diese Art des „Boostern“ funktioniert sehr gut, aber auch ausschließlich nur zu dieser Jahreszeit, ohne dass die Bienen sich gegenseitig abstechen.
Selten kommt es vor, dass zur Kirschblüte der oben aufgesetzte „Schwächling“ leer ist. In solch einem Fall war die Königin nicht in Ordnung und die Bienen sind alle in das untere Volk umgezogen. Dann war es wenigstens einen Versuch wert.
Wer Völkerverluste erlitten hat, der muss, wenn nicht schon geschehen, das Folgende umsetzen:
Ursachensuche und Aufräumen
Rückmeldungen aus verschiedenen Regionen in Deutschland lassen teilweise höhere durchschnittliche Winter-Völkerverlusten befürchten. Labor-Untersuchungsergebnisse zeigen, dass offensichtlich primär ein zu hoher Varroa-Befall ursächlich war.
Schauen Sie selber zunächst kritisch nach möglichen Ursachen, warum Völker den Winter nicht überlebt haben. Die Frage, ob Bienenvölker sich leerfliegen oder man den Totenfall in der Beute vorfindet, hängt wesentlich vom Wetter, aber auch davon ab, ob die Bienen vor dem Absterben noch fliegen konnten. Bei hohem Varroa-Befall und damit einhergehenden Viren-Befall der erwachsenen Bienen findet man oftmals leergeflogene Bienenkästen vor. Dann bleiben neben Futter auch Brutreste auf den Waben zurück, an denen man den Varroa-Befall gut belegen kann.
Nach der Ursachensuche müssen die verstorbenen Völker unbedingt vom Stand entfernt, die Waben eingeschmolzen und das Beutematerial entsprechend gereinigt werden.
Auf jeden Fall sollten Sie Ihr bisheriges Varroa-Bekämpfungskonzept überdenken.
Wir werden über die Saison hinweg mit unserem Infobrief Ihnen unter anderem stets Ratschläge zur Varroa-Reduzierung unterbreiten. Schauen Sie zudem unsere Erklär-Videos auf unserem YouTube-Kanal an.
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihren Bienen!
Dr. Otto Boecking
Franziska Odemer
Anhang: Das „Boostern“ von ein-zargig schwachen Völkern auf starken zwei-zargigen Völkern (schematische Darstellung)
Bildrechte: LAVES, O. Boecking
Das „Boosterns“ von 1-zargigen schwachen Völkern auf starken 2-zargigen Völkern