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Der Einsatz von Pollenersatz- und Nahrungsergänzungsmitteln für Honigbienen ist bedenklich

Lassen Sie sich davon bitte nicht verleiten!


Honigbiene sitzt auf Wabe und hat große Pollensäckchen an den Beinen.   Bildrechte: Dr. Otto Boecking
Honigbiene mit Pollenhöschen

Wie schon so oft, kursieren auch in diesem Frühjahr Empfehlungen zum Einsatz von Pollenersatzfutter und Nahrungsergänzungsmitteln für Honigbienen und leider auch nicht begründbare Anregungen zur vorsorglichen Varroazid-Anwendung.

Die Fütterung von vermeintlich brutförderndem Pollenersatzfutter und Nahrungsergänzungsmitteln sind per se überflüssig, weil sie ohne jeglichen Nutzen sind. Jedwede Varroazid-Anwendung jetzt im Frühjahr kann die erhoffte Wirkung gar nicht entfalten.

All diese Ratschläge und Verkaufsbewerbungen bergen zudem die Gefahr der Honigverfälschung. Sie widersprechen der Zielsetzung der Guten imkerlichen Praxis und der Verantwortung, die die Imkerschaft als lebensmittelgewinnende Tierhalter gegenüber den Verbrauchern übernehmen.

Pollenersatzfutter, Futterzusätze oder Nahrungsergänzungsmittel, die im Handel für die Imkerei angeboten werden, können die ihnen zugesagten fördernden Wirkungen per se nicht erfüllen

Der Handel bietet eine Vielzahl von Futterzusätzen beziehungsweise Nahrungsergänzungsmitteln für Bienenvölker mit Produktbezeichnungen wie „BeeStrong“, „BeeElixier“, „Apiforme Flash“ oder auch „HiveAlive“ an. Beworben werden alle hier nur beispielhaft genannten Produkte mit wohlklingenden Attributen wie „Futterkonzentrat für die Aufzucht von starken und gesunden Bienenvölkern“ oder gar als „Gelee Royal aus der Flasche“. Schaut man sich die Zusammensetzung beziehungsweise Inhaltsstoffe dieser gepriesenen Produkte an, so drängen sich selbst ohne spezielles Fachwissen grundsätzliche Zweifel an deren Wirksamkeit geradezu auf. Obwohl sie alle selbst nur als Zusätze bziehungsweise Beimischungen für Zuckersirup und Wasser gedacht sind, bestehen diese Produkte fast überwiegend selber aus Wasser mit Zuckerzusatz. Wasser und Zucker allein erhöhen einzig das Verkaufsvolumen der Produkte, können aber bekanntlich für sich genommen keinerlei brutfördernde Wirkung bei den Bienen entfalten. Wenn es um eine vermeintlich brutfördernde Wirkung gehen soll, muss man den Proteingehalt dieser Produkte in den Blick nehmen. Sofern man überhaupt Angaben dazu findet, überrascht der äußerst geringe Proteinanteil, der zum Beispiel nur als „Proteinextrakt aus Hühnerei“ angeben wird. Damit stellt sich auch die Frage, ob und wie die Bienen diese Fremdstoffe samt der Konservierungsstoffe (Kaliumsorbat und andere Salze) aus den Produkten überhaupt verdauen, geschweige verwerten können. Da hierzu keinerlei Untersuchungen vorliegen, sollten die aufkommenden Zweifel einen kompletten Verzicht des Einsatzes dieser Futterzusätze beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel in der Imkerei ausreichend begründen können.

Gleiches gilt für sogenanntes Pollenersatzfutter, das vorwiegend auf Basis von Sojamehl-, Hefe- und Milchpulverzusätzen im Handel angeboten wird. Deren zugeschriebene brutfördernde Wirkung ist wissenschaftlich widerlegt. Ihr Einsatz in der Bienenhaltung ist also ohne jeglichen Nutzen. Zudem werden Eiweißfutterteige angeboten, deren Proteingehalt schon so gering ist, dass die Bezeichnung als Eiweißfutter nicht einmal gerechtfertigt ist. So beträgt nur beispielhaft beim „RuBee Vitalplus Eiweißfutterteig“ der Rohproteingehalt weniger als 0,5 Gramm pro 100 Gramm Futterteig. Als Fremdstoffe im Bienenvolk bergen alle Pollenersatzfuttermittel zudem das Risiko einer Verfälschung des später zu erntenden Honigs. Ihre potentiell allergene Wirkung auf die Honigkonsumenten muss zudem in den Blick genommen werden.

Bekanntlich kann für ein Bienenvolk nur natürlich gesammelter Pollen brutfördernd sein, der über den Futtersaft aus den Hypopharynxdrüsen der Ammenbienen oder direkt den Weg zu den Larven beziehungsweise zur Königin findet. Den natürlich verfügbaren Pollen müssen die Bienen auch selbst einsammeln, ist doch bekannt, dass gerade die Kommunikation zwischen dem Bedarf der Ammenbienen im Volk mit den heimkommenden Sammelbienen als Regelmechanismus entscheidend ist.

Wer also wirklich sinnvoll die Pollenversorgung der Bienen unterstützen will, der sollte geeignete Standplätze für seine Völker aufsuchen oder zusätzlich Büsche und Bäume pflanzen. Geeignet sind beispielsweise alle Salix-Arten, wie die Ohr-Weide (Salix aurita), Kornelkirschen (Cornus mas), Alpenjohannisbeere (Ribes alpinum), Gemeine Felsenbirne (Amelanchier ovalis) und viele andere heimische Arten auch.

Von jedweder Varroazid-Anwendung jetzt im Frühjahr kann nur abgeraten werden

Wer im vergangenen Jahr die Varroa-Bekämpfung gezielt zum richtigen beziehungsweise passenden Zeitpunkt mit dem dazu passenden Varroazid durchgeführt hat, der muss sich jetzt keine Sorgen um die verbliebenen Varroamilben machen. Wer eventuell die Varroa-Bekämpfung im Herbst und Winter des vergangenen Jahres etwas nachlässig durchgeführt hat, der muss in diesem Jahr zunächst lediglich alle Varroa-reduzierenden Maßnahmen, wie das Drohnenbrutschneiden und die Erstellung von Jungvölkern gewissenhafter betreiben. Eine Kontrolle des natürlichen Milbenfalls zur Ermittlung der Schadschwellen, steht dann für alle Imker und Imkerinnen im Juli an.

Die Bienenvölker sind jetzt längst in Brut und werden in den kommenden Wochen ihre Bruttätigkeit weiter intensivieren. Damit läuft die Brutentwicklung der Bienen einer potentiellen Varroa-Populationsentwicklung schneller voraus. Ein Einsatz von Varroaziden zum jetzigen Zeitpunkt macht auch deshalb gar keinen Sinn, weil diese ihre Wirksamkeit nicht entfalten können. Selbst wiederholte Behandlungen ändern daran nichts.

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihren Bienen!

Dr. Otto Boecking

Martina Janke

Franziska Odemer

Wenden Sie sich gerne an uns falls Rückfragen bestehen: poststelle.ib-ce@laves.niedersachsen.de


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Bedenklicher Einsatz von Pollenersatz- und Nahrungsergänzungsmitteln für Honigbienen

Aktuelle Empfehlungen zur Fütterung von Pollenersatz und Nahrungsergänzungsmitteln für Honigbienen sind ebenso unbedacht und bedenklich, wie der Rat, jetzt im Frühjahr Varroazide anzuwenden. Lassen Sie sich davon bitte nicht verleiten!

  Bedenklicher Einsatz von Pollenersatz und Nahrungsergänzungsmitteln für Honigbienen (nicht barrierefrei)
(PDF, 0,66 MB)

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