Untersuchung von Hühnereiern auf Dioxine und polychlorierte Biphenyle
Nicht nur zu Ostern ist das Hühnerei für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ein kulinarisches Highlight: Ob in einer einfachen Variante als Frühstücksei, Spiegelei, Omelett oder Rührei genossen oder als Zutat in Backwaren, Soßen oder Salaten verwendet - das Hühnereier lässt sich küchentechnisch vielseitig einsetzen. Aus ernährungsphysiologischer Sicht zeichnen sich die im Eiklar vorhandenen Proteine durch eine besonders hohe biologische Wertigkeit aus, komplettiert durch die im Eidotter enthaltenen Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine und Lipide.
Ist die Haltungsform ausschlaggebend?
Für Verbraucherinnen und Verbraucher trägt nicht nur der Preis, sondern zunehmend auch die Herkunft und Haltungsform maßgeblich zur Kaufentscheidung bei. Bei einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 249 Hühnereiern haben Verbraucherinnen und Verbraucher im Einzelhandel die Wahl zwischen Eiern aus ökologischer Erzeugung, Freiland- oder Bodenhaltung [BMEL, 2024]. Der Anteil der Haltungsformen an erzeugten Eiern verteilte sich im Jahr 2024 bei 774 in Niedersachsen ansässigen Legehennen-Betrieben zu 49 Prozent auf Bodenhaltung, zu 26 Prozent auf Freilandhaltung, zu 15 Prozent auf ökologische Erzeugung und zu zehn Prozent auf Kleingruppenhaltung beziehungsweise ausgestaltete Käfighaltung [LSN, 2025].
Als artgerechteste landwirtschaftliche Haltungsform von Legehennen gilt die Freilandhaltung, bei der den natürlichen Bedürfnissen von Hühnern am ehesten entsprochen wird. Eine Kehrseite hat das bunte Hühnerleben allerdings: Legehennen können durch ihr artspezifisches Scharr- und Pickverhalten über Bodenpartikel unerwünschte Stoffe, darunter Dioxine und Polychlorierte Biphenyle (PCB), aufnehmen. Dioxine und PCB gehören zur Gruppe der halogenierten persistenten organischen Schadstoffe, auf die infolge ihrer umweltchemischen und humantoxischen Eigenschaften ein hohes Augenmerk im gesundheitlichen Verbraucherschutz gerichtet wird. Diese Stoffe können sich besonders gut an feinkörnige Partikel anhaften und sind daher überall vorkommend in Böden und Sedimenten nachweisbar. Durch lokale Überschwemmungsereignisse können Dioxine und PCB vermehrt auf landwirtschaftlich genutzte Flächen gespült werden. Weiterhin können lokale Emittenten (Chemische Industrie, Stahlindustrie) oder Altlasten zu höheren lokalen Bodenlasten führen.
Nicht nur Legehennen aus Freilandhaltung oder ökologischer Haltung, sondern auch solche aus Bodenhaltung können in einzelnen Fällen höheren Belastungen mit Dioxinen und PCB durch beispielsweise PCB-haltige Lackanstriche im Auslaufbereich ausgesetzt sein. Mit zunehmendem Alter der Legehennen werden die Stoffe nicht nur im Fettgewebe und fetthaltigen Organen angereichert, sondern finden sich auch im Hühnerei wieder und gelangen hierüber in die Nahrungskette.
LAVES untersucht regelmäßig Hühnereier
Aufgrund der chronischen Toxizität einzelner Vertreter der Stoffklasse der Dioxine sowie der Gruppe der dioxinähnlichen PCB (dl-PCB) wird eine Minimierung der Aufnahme über die tägliche Nahrung angestrebt. Folglich wird die Belastung von Hühnereiern mit Dioxinen und PCB in Niedersachsen regelmäßig im Rahmen verschiedener Untersuchungsprogramme oder anlassbezogen überprüft.
Vor diesem Hintergrund sind im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg im Jahr 2024 insgesamt 61 Proben gezielt auf Dioxine und PCB untersucht worden. Hiervon sind 40 Proben im Rahmen des Kontaminanten-Kontrollplans (KOPKONT) und 12 Proben im Rahmen des bundesweiten Warenkorb-Monitorings als Planproben untersucht worden (siehe Tabelle 1). Neun weitere Proben sind anlassbezogen untersucht worden.
Tabelle 1: Verteilung der im Jahre 2024 auf Dioxine und PCB untersuchten Hühnereier.
Probenart | Probenzahl | |
Planproben | KOPKONT | 40 |
Warenkorb-Monitoring | 12 | |
Anlassbezogen | 9 | |
Insgesamt | 61 |
Die Haltungsform der untersuchten Hühnereier verteilte sich im Rahmen der Untersuchungen zu 66 Prozent auf Freilandhaltung, zu 18 Prozent auf ökologische Erzeugung und zu 16 Prozent auf Bodenhaltung, sodass ein Schwerpunkt der Untersuchungen im Bereich der konventionellen Freilandhaltung lag (siehe Abbildung 1).
Die Untersuchungsergebnisse zeigten für die Summe der Dioxine, ausgedrückt als WHO-PCDD/F-TEQ, Gehalte zwischen 0,04 und 2,64 Picogramm pro Gramm Fett (pg/g) (siehe Abbildung 2). Dabei ist lediglich in einer Probe aus Freilandhaltung mit 2,64 pg/g Fett ein Gehalt oberhalb des geltenden Höchstgehalts von 2,5 pg/g Fett ermittelt worden. Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit ergab sich keine gesicherte Höchstgehaltsüberschreitung, allerdings eine Überschreitung des nach Empfehlung 2013/711/EU für Hühnereier definierten Auslösewertes von 1,75 pg/g Fett. Daher sind von behördlicher Seite gemäß den Empfehlungen der europäischen Kommission Maßnahmen zur Ermittlung der Kontaminationsquelle eingeleitet worden.
Belastung mit Dioxinen
Erfreulicherweise lagen die Gehalte an Dioxinen bei den restlichen Proben aus Biohaltung (11 Proben), Bodenhaltung (10 Proben) und Freilandhaltung (35 Proben) unterhalb des Auslösewertes. Nach Haltungsform differenziert zeigte sich eine im Median geringere Belastung von Eiern aus Bodenhaltung (Median: 0,07 pg/g Fett) gegenüber Eiern aus ökologischer Erzeugung (Median: 0,17 pg/g Fett) und konventioneller Freilandhaltung (Median: 0,34 pg/g Fett).
Belastung mit dioxinähnlichen PCB (dl-PCB)
Weiterhin sind für die Summe der dioxinähnlichen PCB (dl-PCB), ausgedrückt als WHO-PCB-TEQ, Gehalte zwischen 0,02 und 2,48 pg/g Fett ermittelt worden. Damit ist lediglich bei einer anlassbezogenen Probe aus Freilandhaltung der Auslösewert von 1,75 pg/g Fett gesichert überschritten worden. Bei den restlichen Proben aus Biohaltung (11 Proben), Bodenhaltung (10 Proben) und Freilandhaltung (35 Proben) lagen die Gehalte an dl-PCB unterhalb des Auslösewertes von 1,75 pg/g Fett. Nach Haltungsform differenziert zeigte sich im Median eine geringere Belastung von Eiern aus Bodenhaltung (Median: 0,03 pg/g Fett) im Vergleich zu Eiern aus ökologischer Erzeugung (Median: 0,14 pg/g Fett) oder konventioneller Freilandhaltung (Median: 0,16 pg/g Fett).
Unabhängig von der Haltungsform lag die Summe an Dioxinen und dl-PCB zwischen 0,06 bis 3,85 pg/g Fett (Median: 0,29 pg/g Fett), sodass der für Hühnereier geltende Höchstgehalt von 5,0 pg/g Fett im Rahmen der Untersuchungen nicht überschritten worden ist.
Belastung mit nicht dioxinähnlichen PCB (ndl-PCB)
Weiterhin bewegten sich die Werte für die Summe der nicht dioxinähnlichen PCB (ndl-PCB), ausgedrückt als Summe aus PCB28, PCB52, PCB 101, PCB 138, PCB 153, PCB 180 (ICES-6), zwischen 0,16 und 33,71 ng/g Fett. Damit lagen die Proben aus Biohaltung (11 Proben), Bodenhaltung (10 Proben) und Freilandhaltung (40 Proben) unterhalb des Auslösewertes von 40 ng/g Fett. Auch in diesem Fall zeigte sich im Median eine geringere Belastung von Eiern aus Bodenhaltung (Median: 0,29 pg/g Fett) gegenüber Eiern aus ökologischer Erzeugung (Median: 0,89 pg/g Fett) und konventioneller Freilandhaltung (Median: 1,94 pg/g Fett).
Fazit aus den Untersuchungen von Hühnereiern auf Dioxine und PCB
Die Untersuchung von Hühnereiern hinsichtlich der Belastung mit Dioxinen und PCB in 2024 zeigte, dass lediglich zwei von 61 Proben durch erhöhte Gehalte auffielen. In den beiden Fällen ist eine gesicherte Überschreitung des Auslösewertes für Dioxine beziehungsweise dl-PCB festgestellt worden, sodass von behördlicher Seite Maßnahmen zur Ermittlung der Eintragsquelle vorgenommen worden sind.
Darüber hinaus zeigten die Untersuchungen, dass Hühnereier aus Bodenhaltung tendenziell ein geringeres Risiko für eine erhöhte Belastung mit Dioxinen und PCB aufweisen als Eier aus Freilandhaltung oder ökologischer Erzeugung.