Pflanzenschutzmittelrückstände in Kartoffeln (PDF, nicht barrierefrei)
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Pflanzenschutzmittelrückstände in Kartoffeln?
Insgesamt wurden 62 Kartoffelproben auf Pestizidrückstände im Jahr 2024 untersucht, darunter zehn Proben aus biologischem Anbau. In 29 Proben (= 47 Prozent) waren Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachweisbar. Es wurde eine nicht gesicherte Höchstgehaltsüberschreitung festgestellt. Allerdings lag der nachgewiesene Gehalt unter der Berücksichtigung der Messunsicherheit noch im Streubereich, so dass keine gesicherte Überschreitung vorlag.
Kartoffeln – lecker und vielseitig! Die Kartoffel ist bei richtiger Lagerung (dunkel und kühl) lange haltbar und deshalb als Beilage oder Hauptgericht sehr beliebt. Etwa die Hälfte der deutschen Kartoffelernte stammt aus Niedersachsen. Die Kartoffel, in Teilen Deutschlands auch als Erdapfel bezeichnet, gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Die Samen der Kartoffelpflanze und die Keime an der Knolle sind für den Menschen leicht giftig, weshalb nur die Knolle selbst für die Weiterverarbeitung geeignet ist. Weltweit gibt es etwa 5.000 verschiedene Kartoffelsorten. Die unterschiedlichen Sorten werden unter anderem nach ihrem Verwendungszweck unterschieden und deshalb mit Aufschriften wie „festkochende Speisekartoffeln“ oder „mehlig kochende Speisekartoffeln“ gekennzeichnet. Die Kartoffel findet aber nicht nur in der Küche Verwendung, sondern auch als Futtermittel in der Tierzucht oder als Pflanzgut für die Entstehung neuer Kartoffeln. Gerichte wie Pommes Frites, Kartoffelpuffer, Kartoffelpüree, Bratkartoffeln und Bauernfrühstück sind nur einige Beispiele, warum die Knolle für viele unentbehrlich ist. Geschätzt wird die Kartoffel aber auch wegen Ihrer gesunden Eigenschaften. Sie hat einen vergleichsweise hohen Gehalt an Kohlenhydraten und macht deshalb lange satt. Außerdem liefert die Kartoffel wichtige Vitamine sowie Mineralstoffe und enthält kaum Fett. |
Untersuchungsergebnisse des LAVES
Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES wurden im Jahr 2024 insgesamt 62 Kartoffelproben, darunter zehn Proben aus biologischem Landbau, auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.
Mit 42 Proben (= 68 Prozent) kam der größte Anteil der Kartoffeln aus Deutschland. Von diesen stammten 26 Proben aus niedersächsischer Erzeugung. Weitere Herkunftsländer waren Ägypten (14 Proben), Israel (drei Proben), Frankreich (zwei Proben) und Zypern mit einer Probe.
Von den zehn Proben aus biologischem Anbau kamen acht Proben aus Deutschland und zwei Proben aus Ägypten.
33 Kartoffelproben (= 53 Prozent), darunter neun Proben aus ökologischem Anbau, waren rückstandsfrei. In einer Bioprobe wurde ein geringer Gehalt an Imazalil nachgewiesen.
In insgesamt 29 Proben (= 47 Prozent), davon 19 Proben aus Deutschland, vier Proben aus Ägypten, drei Proben aus Israel, zwei Proben aus Frankreich und einer Probe aus Zypern wurden Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen.
In einer Bioprobe aus Deutschland wurde das Fungizid Imazalil über dem zulässigen Höchstgehalt von 0,01 mg/kg bestimmt. Eine Übersicht der Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen ist in Abbildung eins dargestellt.
Insgesamt wurden 13 verschiedene Wirkstoffe bestimmt. Wie auch im Untersuchungszeitraum 2021/2022 wurde das Fungizid Propamocarb (siebenmal, davon sechsmal in Spuren) und das zur Keimhemmung eingesetzte Chlorpropham (siebenmal, davon viermal in Spuren) am häufigsten nachgewiesen (siehe Abbildung zwei). Sechs weitere Wirkstoffe waren teilweise ebenfalls nur in sehr geringen Mengen im Spurenbereich nachweisbar (insgesamt 56 Prozent der positiven Befunde).
In einer Bioprobe aus Deutschland wurde das Fungizid Imazalil über dem zulässigen Höchstgehaltvon 0,01 mg/kg nachgewiesen. Der ermittelte Rückstandsgehalt von 0,011 mg/kg lag jedoch noch innerhalb der analytischen Messunsicherheit, sodass der Höchstgehalt von 0,01 mg/kg nicht gesichert überschritten wurde und die Kartoffeln als verkehrsfähig beurteilt wurden.
Die Zulassung des Wachstumsreglers Chlorpropham in der EU endete am 31. Juli 2019, da die EU den keimhemmenden Wirkstoff aufgrund gesundheitlicher Risiken als nicht mehr sicher einstufte. Restbestände durften noch bis zum 8. Oktober 2020 aufgebraucht werden. In Deutschland bedurfte die Behandlung von Kartoffeln mit Chlorpropham der Kenntlichmachung auf den Verpackungen oder auf dem Preisschild neben der Ware. Rückstände von Chlorpropham sind aus Lägern nur durch sorgfältige Reinigung zu entfernen. Deshalb werden gelegentlich immer noch geringe Rückstände von Chlorpropham in Kartoffeln gefunden und der aktuelle zulässige Rückstandshöchstgehalt beträgt aus diesem Grund für Kartoffeln noch 0,35 mg/kg, in anderen pflanzlichen Produkten dagegen nur 0,01 bzw. 0,05 mg/kg.
Im konventionellen Anbau können Maleinsäurehydrazid und 1,4-Dimethylnaphtalin als Ersatz für Chlorpropham eingesetzt werden, um das Auskeimen der Kartoffeln zu verhindern. Eine Kenntlichmachung dieser Wirkstoffe ist nicht erforderlich. Im Bioanbau sind beide Keimhemmungsmittel nicht zugelassen.
Mehrfachrückstände, das heißt zwei oder mehr Wirkstoffe, wurden in acht Erzeugnissen (= 13 Prozent) bestimmt. Eine deutsche und eine zypriotische Kartoffelprobe enthielten jeweils drei verschiedene Wirkstoffe (siehe Abbildung drei). Der Anteil der Kartoffeln mit Mehrfachrückständen ist vergleichsweise gering ebenso wie die Anzahl an Wirkstoffen.
Fazit:
Die Ergebnisse aus dem Jahr 2024 sind vergleichbar mit denen aus den Jahren 2021/2022 und 2023, wonach in den Kartoffeln die Wirkstoffe Chlorpropham, Propamocarb und 1,4-Dimethylnaphthalin am häufigsten bestimmt wurden. Die bestimmten Gehalte aller nachgewiesenen Wirkstoffe lagen zu 56 Prozent im Spurenbereich, das heißt < 0,01 mg/kg. Nur 13 Prozent der Kartoffeln wiesen Mehrfachrückstände auf. Bei der Betrachtung ist immer die Gesamtzahl der Proben, der Probenahmezeitpunkt und die Verteilung auf die Herkunftsländer zu berücksichtigen.
Weitere Untersuchungsergebnisse und Informationen zu Pflanzenschutzmitteln finden Sie in folgendem Artikel: