Pflanzenschutzmittelrückstände in Zitrusfrüchten (PDF, nicht barrierefrei)
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Pflanzenschutzmittelrückstände in Zitrusfrüchten?
Zitrusfrüchte sind beliebte Vitaminlieferanten - gerade in der kalten Jahreszeit, wenn sich viele mit einer Erkältung herumplagen.
Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES wurden im Zeitraum Oktober 2022 bis Juni 2023 insgesamt 193 Proben Zitrusfrüchte auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Es handelte sich um Zitronen, Orangen, Grapefruits, Limetten, Mandarinen, Clementinen, Satsumas und Pomelo. Rückstandsfrei waren 33 Proben, darunter 21 Proben aus biologischer Erzeugung.
Mal süß, mal sauer - so unterscheiden sich Zitrusfrüchte Zitrusfrüchte sind vielfältig. Das betrifft einerseits das Aussehen. Aus botanischer Sicht zählen Zitruspflanzen zur Gattung Citrus und der Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Es gibt Sorten mit und ohne Dornen. Die Blüten sind oft weiß. Es gibt aber auch rötlich bis lilafarben blühende Pflanzen. Bei den Formen und -farben der Zitrusfrüchte sind ebenfalls erhebliche Unterschiede festzustellen. Bei den Früchten handelt es sich um Beeren, die sich außen gelb bis rotorange ausfärben. Die Schale verfärbt sich, wenn die Temperatur sinkt. In andauernder Hitze und Nächten ohne Abkühlung bleiben die Früchte grün. Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist natürlich der Geschmack. Zitronen sind bekanntermaßen sauer, während Clementinen oftmals sehr süß schmecken. Es gibt etwa 1600 unterschiedliche Arten von Zitrusfrüchten - davon alleine etwa 400 verschiedene Orangensorten. Im kommerziellen Anbau haben sich aber nur rund 15 Organgensorten durchgesetzt. Der Handel unterscheidet die Früchte nach der Färbung des Fruchtfleisches - so gibt es Blondorangen, Halbblut- und Blutorangen. Beliebt sind vor allem Clementinen - hier wird zwischen den Gruppen Satsumas, Tangerinen und Clementinen unterschieden. Diese Früchte haben mehrere Vorteile: sie sind kernlos, leicht teilbar und einfach zu schälen. In dem Artikel Zitrusfrüchte – von fruchtig-süß bis herb und sauer sind weitere interessante Infos zur Warenkunde und Tipps zu „Was-ist-was? Zitrusfrüchte erkennen und unterscheiden“ zu finden. |
Untersuchungsergebnisse des LAVES
Im Zeitraum Oktober 2022 bis Juni 2023 wurden im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES insgesamt 193 Proben Zitrusfrüchte auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht. Dabei handelte es sich um 65 Proben Zitronen, 36 Proben Orangen, 33 Proben Grapefruit, 20 Proben Limetten, 20 Proben Mandarinen, 15 Proben Clementinen, 3 Proben Satsumas und eine Probe Pomelo.
Die Proben stammten aus 15 verschiedenen Ländern. Die meisten Proben, insgesamt 132, kamen aus Spanien. In Abbildung eins a ist die Anzahl der verschiedenen Zitrusfrüchte mit Herkunft Spanien dargestellt.
Rückstandsfrei waren 33 Proben, darunter 21 Proben aus biologischer Erzeugung.
Eine Höchstgehaltsüberschreitung wurde in einer Limette festgestellt, allerdings lag der nachgewiesene Gehalt unter der Berücksichtigung der Messunsicherheit noch im Streubereich, so dass keine gesicherte Überschreitung vorlag.
Von den weiteren Zitrusfrüchten (Abbildung eins b) waren dreizehn Proben aus Südafrika, acht aus Brasilien, sieben aus Vietnam, je vier aus Israel und Italien, je drei aus Kolumbien und Marokko und je eine aus Griechenland, der Türkei, China, Simbabwe, Argentinien, Chile und Peru. Bei zwölf Proben war das Herkunftsland ungeklärt.
Abbildung zwei zeigt eine Übersicht der Verteilung der Rückstände über die unterschiedlichen Zitrusfrüchte.
Von 193 Zitrusfruchtproben waren insgesamt 33 Proben aus unterschiedlichen Herkunftsländern ohne nachweisbare Pestizidrückstände. Aus ökologischem Anbau waren insgesamt 22 Proben, darunter dreizehnmal Zitronen, viermal Limetten, dreimal Orangen und zweimal Grapefruits.
Zitronen und Limetten
Von 65 Proben Zitronen stammten 50 Proben aus Spanien. Weitere Herkunftsländer waren Südafrika (siebenmal), Italien (dreimal), Argentinien und Chile je einmal, sowie drei Proben, deren Herkunft unbekannt war. Die 20 Limettenproben stammten hauptsächlich aus Brasilien (achtmal) und Vietnam (siebenmal). Aus Kolumbien kamen drei Proben Limetten und aus Peru eine, bei einer weiteren Probe war die Herkunft unbekannt.
Etwa ein Drittel der untersuchten Zitronen und Limetten wiesen keine Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf. Eine Höchstgehaltsüberschreitung wurde in einer Limettenprobe festgestellt.
Allerdings lag der gemessene Wert nach Berücksichtigung der Messunsicherheit noch im Streubereich des Höchstgehaltes und konnte somit nicht geahndet werden.
Die Abbildungen drei a und b geben einen Überblick über die Anzahl der Rückstände pro Probe in Zitronen und Limetten.
Zitronen und Limetten weisen wie auch alle anderen Zitrusfrüchte Mehrfachrückstände auf. Das bedeutet, dass zwei und mehr Wirkstoffe pro Probe detektiert wurden. Sowohl bei Zitronen als auch bei Limetten wurden bei etwa 30 Prozent der Proben fünf bis sieben Wirkstoffe nachgewiesen. Bei zwei Zitronen lag das Maximum bei zehn Wirkstoffen, bei einer Limettenprobe bei elf Wirkstoffen.
In Abbildung vier sind das Wirkstoffspektrum und die Häufigkeit der in den Zitronen und Limetten nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel dargestellt. Insgesamt wurden 35 verschiedene Stoffe detektiert. Das Fungizid Imazalil war sowohl in den Zitronen (39-mal) als auch in den Limetten (sechsmal) am häufigsten nachweisbar. Auch das Insektizid Spirotetramat war in Zitronen (28-mal) und in Limetten (viermal) bestimmt worden, während das Akarizid Hexythiazox (23-mal) nur in Zitronen nachgewiesen wurde. In Limetten wurden die Fungizide Azoxystrobin (sechsmal) und Tebuconazol (fünfmal) häufig detektiert.
Orangen und Grapefruit
Von 36 Proben Orangen stammten 28 Proben aus Spanien. Weitere Herkunftsländer waren Südafrika (viermal), Italien (einmal), Simbabwe (einmal), sowie zwei Proben, deren Herkunft unbekannt war. Die 33 Grapefruitproben stammten hauptsächlich aus Spanien (22-mal). Weitere Herkunftsländer waren Israel (dreimal), Südafrika (einmal), Griechenland (einmal) und die Türkei (einmal). Bei fünf Proben war das Herkunftsland nicht bekannt (siehe Abbildungen eins a und eins b).
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln wurden in 33 Proben Orangen (= 92 Prozent) und in 32 Grapefruitproben (= 97 Prozent) nachgewiesen. Rückstandsfrei und aus ökologischem Anbau waren eine spanische Grapefruit, zwei Orangen aus Spanien und eine Orange aus Italien. Eine griechische Bio-Grapefruit wies Spuren des Fungizids Pyrimethanil auf. Höchstgehaltsüberschreitungen wurden weder bei Orangen noch bei Grapefruits festgestellt. Die Rückstandsverteilung ist in Abbildung zwei dargestellt.
Die Abbildungen fünf a und b geben einen Überblick über die Anzahl der Rückstände pro Probe in Orangen und Grapefruit.
Bei Orangen und Grapefruits wurden Mehrfachrückstände detektiert. Während bei Orangen hauptsächlich vier bis sechs Wirkstoffe nachgewiesen wurden, waren es bei Grapefruits zwei bis vier Wirkstoffe. Bei zwei Orangen lag das Maximum bei 11 Wirkstoffen, bei einer Grapefruitprobe bei sechs Wirkstoffen.
In Abbildung sechs sind das Wirkstoffspektrum und die Häufigkeit der in den Orangen und Grapefruits nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel dargestellt. In Orangen wurden 19 und in Grapefruit 14 unterschiedliche Wirkstoffe detektiert. Das Fungizid Imazalil war sowohl in den Orangen als auch in den Grapefruits mit jeweils 31-mal am häufigsten nachweisbar. Bei beiden Produkten wurden das Fungizid Pyrimethanil (in Orange 24-mal, in Grapefruit zehnmal) und das Insektizid Pyriproxyfen (in Orange elfmal, in Grapefruit zwölfmal) bestimmt.
Clementinen, Mandarinen, Satsumas und Pomelo
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln wurden in 19 Proben Mandarinen (= 95 Prozent) und in 14 Clementinenproben (= 93 Prozent) und in allen Proben Satsumas und der einen Pomelo nachgewiesen. Rückstandsfrei waren eine spanische Probe Clementinen und eine Probe Mandarinen unbekannter Herkunft.
Höchstgehaltsüberschreitungen wurden nicht festgestellt. Die Rückstandsverteilung ist in Abbildung zwei dargestellt.
Die Abbildung sieben gibt einen Überblick über die Anzahl der Rückstände pro Probe in Clementinen, Mandarinen, Satsumas und Pomelo.
Bei Clementinen, Mandarinen und Satsumas wurden Mehrfachrückstände detektiert. Es wurden hauptsächlich drei bis sieben Wirkstoffe nachgewiesen. Das Maximum für Clementinen lag bei elf Wirkstoffen, sowie bei Mandarinen und Satsumas bei acht Wirkstoffen. In der einzigen Probe Pomelo waren zwei Wirkstoffe nachweisbar.
In Abbildung acht sind das Wirkstoffspektrum und die Häufigkeit der in den Clementinen, Mandarinen, Satsumas und der Pomelo nachgewiesenen Pflanzenschutzmittel dargestellt. In Clementinen wurden 19, in Mandarinen 14, in Satsumas 11 und in der Pomelo zwei unterschiedliche Wirkstoffe detektiert. Am häufigsten war das Fungizid Imazalil in den Clementinen (dreizehnmal), in den Mandarinen (achtzehnmal), in Satsumas (zweimal) und einmal in Pomelo nachweisbar. Das Fungizid Pyrimethanil wurde in Clementinen neunmal, in Mandarinen fünfzehnmal und in Satsumas dreimal bestimmt. Das Akarizid Hexythiazox wurde insgesamt sechszehnmal nachgewiesen, davon in Clementinen zehnmal, in Mandarinen fünfmal und einmal in Satsumas.
Fazit:
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass konventionell erzeugte Zitrusfrüchte fast immer Pestizidrückstände aufweisen - und dass diese größtenteils als Mehrfachrückstände vorliegen. Am häufigsten nachgewiesen wurde das Fungizid Imazalil.
Insgesamt ähnelt das Resultat den umfangreichen Untersuchungen der Vorjahre.
Weitere Untersuchungsergebnisse und Informationen zu Pflanzenschutzmitteln in folgendem Artikel: