Pflanzenschutzmittelrückstände in Kartoffeln (PDF, nicht barrierefrei)
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Pflanzenschutzmittelrückstände in Kartoffeln?
Kartoffeln – lecker und vielseitig! Die Kartoffel ist bei richtiger Lagerung (dunkel und kühl) lange haltbar und deshalb als Beilage oder Hauptgericht sehr beliebt. Etwa die Hälfte der deutschen Kartoffelernte stammt aus Niedersachsen. Die Kartoffel, in Teilen Deutschlands auch als Erdapfel bezeichnet, gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Die Samen der Kartoffelpflanze und die Keime an der Knolle sind für den Menschen leicht giftig, weshalb nur die Knolle selbst für die Weiterverarbeitung geeignet ist. Weltweit gibt es etwa 5.000 verschiedene Kartoffelsorten. Die unterschiedlichen Sorten werden unter anderem nach ihrem Verwendungszweck unterschieden und deshalb mit Aufschriften wie „festkochende Speisekartoffeln“ oder „mehlig kochende Speisekartoffeln“ gekennzeichnet. Die Kartoffel findet aber nicht nur in der Küche Verwendung, sondern auch als Futtermittel in der Tierzucht oder als Pflanzgut für die Entstehung neuer Kartoffeln. Gerichte wie Pommes Frites, Kartoffelpuffer, Kartoffelpüree, Bratkartoffeln und Bauernfrühstück sind nur einige Beispiele, warum die Knolle für viele unentbehrlich ist. Geschätzt wird die Kartoffel aber auch wegen Ihrer gesunden Eigenschaften. Sie hat einen vergleichsweise hohen Gehalt an Kohlenhydraten und macht deshalb lange satt. Außerdem liefert die Kartoffel wichtige Vitamine sowie Mineralstoffe und enthält kaum Fett. |
Untersuchungsergebnisse des LAVES
Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES wurden in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt 120 Kartoffelproben, darunter 13 Proben aus biologischem Landbau, auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.
Mit 84 Proben (= 70 Prozent) stammte der weitaus größte Anteil der Kartoffeln aus Deutschland. Weitere Herkunftsländer waren Ägypten (elf Proben), Belgien (sechs Proben), Frankreich und Zypern (jeweils fünf Proben), sowie mit jeweils einer Probe Israel, Italien, Niederlande und Spanien. Bei fünf Proben fehlte die Angabe eines Anbaulandes.
Von den 13 Proben aus Bioanbau kamen 11 Proben aus Deutschland und eine Probe aus Ägypten. Eine weitere Bioprobe wies keine Angabe des Ursprungslandes auf.
In 77 Kartoffelproben (= 64 Prozent), darunter alle 13 Proben aus ökologischem Anbau, waren keine Pestizidrückstände nachweisbar.
In insgesamt 43 Proben (= 36 Prozent) wurden Pflanzenschutzmittelrückstände festgestellt. Hierzu zählten 21 Proben aus Deutschland, sechs Proben aus Ägypten, fünf Proben aus Frankreich, vier Proben aus Belgien, drei Proben aus Zypern, jeweils eine Probe aus Italien, Niederlanden und Spanien sowie eine Probe ohne Ursprungsangabe.
Zwei ungesicherte Höchstgehaltsüberschreitungen betrafen das Keimhemmungsmittel Chlorpropham in einer Kartoffelprobe aus den Niederlanden von 2021 sowie das Fungizid Metalaxyl in einer Probe aus Zypern von 2021. In beiden Fällen lagen die Rückstandsgehalte jedoch innerhalb der analytischen Messunsicherheit, sodass die Proben als verkehrsfähig beurteilt wurden.
Eine Kartoffelprobe von 2022 aus deutschem Anbau enthielt Rückstände des insektiziden Wirkstoffs Flonicamid gesichert über dem Höchstgehalt, das heißt auch unter Einbeziehung der Messunsicherheit. Diese Probe war somit nicht verkehrsfähig.
Eine Übersicht der Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen ist in Abbildung eins dargestellt.
Mehrfachrückstände, das heißt zwei oder mehr Wirkstoffe oder deren Abbauprodukte pro Probe, wurden in 17 Kartoffelproben (= 14 Prozent) bestimmt. Eine Probe aus Frankreich stellte mit fünf Pestizidrückständen hier das Maximum dar (Abbildung zwei).
Insgesamt wurden zwölf verschiedene Wirkstoffe in den Kartoffelproben bestimmt. Wie auch im Jahr 2020 wurde das Fungizid Propamocarb (vierzehnmal) am häufigsten nachgewiesen. In jeweils elf Proben und damit auch sehr häufig bestimmbar waren die zur Keimhemmung eingesetzten Wirkstoffe 1,4-Dimethylnaphthalin und Chlorpropham (Abbildung drei).
Chlorpropham Die Zulassung des Wachstumsreglers Chlorpropham in der EU endete am 31. Juli 2019; Restbestände durften jedoch noch bis zum 8. Oktober 2020 aufgebraucht werden. Der Hintergrund war, dass die EU den keimhemmenden Wirkstoff aufgrund gesundheitlicher Risiken als nicht mehr sicher einstufte. In Deutschland bedurfte die Behandlung von Kartoffeln mit Chlorpropham der Kenntlichmachung auf den Verpackungen oder auf dem Preisschild neben der Ware. Im konventionellen Anbau können 1,4-Dimethylnaphtalin sowie Maleinsäurehydrazid als Ersatz für Chlorpropham eingesetzt werden, um das Auskeimen der Kartoffeln zu verhindern. Eine Kenntlichmachung der beiden Wirkstoffe ist nicht erforderlich. Im Bioanbau sind beide Keimhemmungsmittel nicht zugelassen. Bei der niederländischen Kartoffelprobe aus dem Jahr 2021 mit dem überhöhten Chlorprophamgehalt war die fehlende Kenntlichmachung der Behandlung zu bemängeln. Da die Kartoffeln vermutlich aus dem Erntejahr 2020 stammten, war die Anwendung von Chlorpropham noch zugelassen. Im Jahr 2022 wiesen jeweils zwei Proben französische und belgische Kartoffelproben, fünf Proben deutsche Kartoffeln und eine Probe ohne Ursprungsangabe ebenfalls Chlorpropham-Rückstände auf. Da diese Kartoffeln wohl nicht mehr aus einer Ernte innerhalb der Aufbrauchfrist stammten, hätte eine Anwendung gegen die Pflanzenschutzmittelzulassung verstoßen. Es ist jedoch bekannt, dass die Behandlung von gelagerten Kartoffeln mit Chlorpropham zur Verschleppung des Wirkstoffs in nachfolgende Erntegüter führen kann, wenn die Läger und Transportbänder nicht ausreichend gereinigt werden. Daher erfolgte ein Hinweis auf diese Problematik und erforderliche Reinigungsmaßnahmen zur Rückstandsminimierung bei Erzeuger- und/oder Abpackbetrieben. |
Fazit:
Die Ergebnisse aus den Jahren 2021-2022 bestätigen die Untersuchungen aus vorangegangenen Jahren, zuletzt 2020, wonach es sich bei Kartoffeln um ein Erzeugnis handelt, das vor allem Rückstände von Propamocarb und Keimhemmungsmitteln enthält.
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