Pflanzenschutzmittelrückstände in Grünkohl (PDF, nicht barrierefrei)
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Winterklassiker - LAVES untersucht frischen Grünkohl
Insgesamt wurden 28 frische Grünkohlproben aus Niedersachsen in den Jahren 2019 und 2020 auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. In sieben Proben konnten keine Rückstände nachgewiesen werden. Drei Proben enthielten Rückstände der unzulässigen Wirkstoffe Prosulfocarb beziehungsweise Linuron. In einer dieser Proben überschritt der Prosulfocarb-Gehalt den gesetzlich festgelegten Höchstgehalt.
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Grünkohl - deftiger Klassiker!
Der Grünkohl bildet keinen Kopf, wie viele andere Kohlsorten, sondern eine Blattrosette mit sortenabhängig stark oder weniger stark gekrausten Blättern. Diese Blätter werden vor der Zubereitung vom holzigen Stiel befreit und können dann gekocht, oder, um den hohen Vitamin C Gehalt zu erhalten, geschmort oder gedünstet werden. Neben Vitamin C enthält dieser Kohl eine beachtliche Menge an wertvollem Eiweiß, an Mineralstoffen wie Kalium, Calcium, Magnesium, Natrium und Eisen. Auch Beta-Carotin enthält Grünkohl in vergleichsweise hoher Menge. Die Erntezeit des Grünkohls fängt bereits im September an. Da dem Kohl frostige Temperaturen nichts ausmachen, wird er den ganzen Winter über geerntet. Dass mit der Ernte bis nach dem ersten Frost gewartet werden soll, weil sich Stärke durch den Frost in Zucker umwandelt, ist so nicht ganz richtig. Im reifen Zustand enthält der Kohl nicht mehr viel Stärke, die in Zucker umgewandelt werden könnte. Der steigende Zuckergehalt entsteht durch gehemmte Stoffwechselvorgänge in der Pflanze. Bei kälteren Temperaturen – Frost ist nicht unbedingt erforderlich – wird das Enzym Phosphofructokinase gehemmt. Dieses Enzym ist im Zuckerabbauprozess maßgeblich beteiligt. Die Photosynthese, bei der Zucker entsteht, läuft auch bei kalten Temperaturen normal ab. Dadurch entsteht Zucker, der aber nicht, wie bei wärmerer Umgebung, abgebaut wird. Somit wird auch die Schockfrostung zur künstlichen Erhöhung des Zuckergehaltes hinfällig, da bei geernteten Blättern keine Photosynthese mehr stattfindet. |
In den Jahren 2019 und 2020 wurden im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES insgesamt 28 frische Grünkohlproben, davon eine aus ökologischem Landbau, auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht. Alle Proben kamen aus niedersächsischem Anbau.
Sieben Proben enthielten keine nachweisbaren Pflanzenschutzmittelrückstände.
In einer Grünkohlprobe überschritt der Gehalt an Prosulfocarb den rechtlich festgesetzten Höchstgehalt. Die Probe Grünkohl war somit nicht verkehrsfähig.
In Abbildung eins sind die Untersuchungsergebnisse zusammengefasst dargestellt.
Neben der Überprüfung der Einhaltung von Höchstgehalten wird bei Proben aus deutschem Anbau zusätzlich geprüft, ob die nachgewiesenen Rückstände aus einer zugelassenen beziehungsweise genehmigten Anwendung stammen. Drei Proben Grünkohl enthielten Rückstände unzulässiger Wirkstoffe. Hierbei handelte es sich bei zwei Proben um das Herbizid Prosulfocarb und bei einer Probe um das Herbizid Linuron. In Deutschland hat Prosulfocarb keine Genehmigung für Grünkohlkulturen, und für die Anwendung von Linuron besteht überhaupt keine Zulassung für Kulturen. Ebenso wie bei Erzeugnissen aus ökologischem Anbau kann es auch hier durch Abdrift aus Nachbarkulturen zum Eintrag von nicht zugelassenen Wirkstoffen auf eine Gemüsekultur kommen. Bei zwei der drei Grünkohlproben wurde aufgrund des geringen Wirkstoffgehaltes auf eine Weiterleitung an das zuständige Pflanzenschutzamt verzichtet. Bei einer Probe wurde das zuständige Pflanzenschutzamt gebeten, den Sachverhalt zu prüfen.
Insgesamt wurden in 61 Prozent der Grünkohlproben Mehrfachrückstände, dass heißt mehr als ein Wirkstoff je Probe, ermittelt. Als höchste Anzahl waren in einer Probe fünf verschiedene Wirkstoffe enthalten (siehe Abbildung zwei).
Abbildung drei zeigt die Häufigkeit der nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelrückstände in den Grünkohlproben. Es wurden insgesamt elf verschiedene Wirkstoffe bestimmt. Hauptsächlich waren das Insektizid Spirotetramat (sechszehnmal), das Insektizid Indoxacarb (neunmal) und das Fungizid Azoxystrobin (fünfmal) in den Proben enthalten.
Fazit:
Von den frischen Grünkohlproben waren 39 Prozent ohne nachweisbare Rückstände.
61 Prozent der Proben wiesen Mehrfachrückstände auf. In den Proben wurden zwei nicht zugelassene Pflanzenschutzmittelrückstände nachgewiesen. Insgesamt zeigen die Untersuchungsergebnisse, dass Grünkohl auch in der nächsten Saison auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht werden sollte.
Weitere Untersuchungsergebnisse und Informationen zu Pflanzenschutzmitteln finden Sie in folgendem Artikel:
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