Pflanzenschutzmittelrückstände in Kräutern (PDF, nicht barrierefrei)
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Pflanzenschutzmittelrückstände in frischen Kräutern?
Insgesamt wurden 89 Proben verschiedenster frischer Kräuter in den Jahren 2017 bis 2021 untersucht, davon 14 aus ökologischem Anbau. 79 Proben stammten aus deutscher Erzeugung, darunter auch zahlreiche aus Gewächshausanbau. In 60 Proben (67 Prozent) waren Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachweisbar. Ohne Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse der Chlorat-Untersuchungen wurden sechs unzulässige Anwendungen und zwei Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. Eine Probe Peterslilie wurde beanstandet.
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Kräuter - vielseitig und aromatisch! Unter Kräutern im küchensprachlichen Sinne werden Pflanzen verstanden, die würzende und duftende Inhaltsstoffe enthalten. Ob Petersilie, Schnittlauch oder Basilikum – Kräuter sind aus der Küche nicht wegzudenken. Sie würzen Speisen, machen sie bekömmlicher und dienen zur Dekoration auf einem angerichteten Teller. Beim Einkauf sollen frische Kräuter grün saftig aussehen und aromatisch riechen. Bei Bundware sollten die Stängel nicht verholzt sein. Eine gute Alternative sind auch frische Kräuter im Topf. Gefrorene Kräuter und Kräutermischungen sind ideal für eine längere Vorratshaltung. Kräuter enthalten nicht nur Vitamine und Mineralstoffe, sondern noch weitere Stoffe, die sie erst so bedeutsam für die Küche machen. Besonders interessant für alle Feinschmecker sind die ätherischen Öle, durch die die Kräuter ihr starkes Aroma entfalten. Mit ihrem intensiven Geschmack können Kräuter beim Würzen teilweise das Salz ersetzen und so zu einer natriumärmeren Ernährung beitragen. Weitere Inhaltsstoffe sind Harze, Alkaloide, Saponine, Bitter-, Gerb- und Schleimstoffe, organische Säuren, Enzyme und pflanzliche Hormone. |
Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut (LVI) Oldenburg des LAVES wurden in den Jahren 2017 bis 2021 insgesamt 89 Proben verschiedenster frischer Kräuter auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht (siehe Abbildung eins). Darunter waren Petersilie (18-mal), Basilikum (21-mal) und Schnittlauch (19-mal) am häufigsten vertreten, da sie in den Jahren 2018, 2019 und 2021 im Rahmen des bundesweiten (Lebensmittel-)Monitorings angefordert wurden. Eine Gesamtübersicht über die deutschlandweiten Untersuchungsergebnisse dieser Matrices findet sich in den jeweiligen Jahresberichten auf der Homepage des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Die Proben des LVI Oldenburg stammten überwiegend aus Deutschland (79-mal) und wurden aus dem Einzelhandel, beim Erzeuger direkt aus dem Gewächshaus und in Einzelfällen in Baumärkten oder Gärtnereien entnommen. Des Weiteren wurden eine Probe Bärlauch aus Frankreich, je eine Probe Salbei und Thymian aus Italien, zwei Proben Kresse aus den Niederlanden und je eine Probe Dill beziehungsweise Peterslilie aus Spanien untersucht. Bei drei Proben war das Ursprungsland nicht bekannt. 14 Proben stammen aus ökologischem Anbau.
Insgesamt wurden in 60 der 89 Kräuterproben Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Das entspricht einem Anteil von 67 Prozent. Abbildung zwei zeigt eine Übersicht der Ergebnisse in den verschiedenen Erzeugnissen; berücksichtigt sind Proben mit Rückstandsgehalten über 0,005 mg/kg für den jeweiligen Wirkstoff.
Es konnten in den Kräutern 28 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen werden. Dabei wurden das Fungizid Azoxystrobin und das Insektizid Spirotetramat am häufigsten detektiert. Der Abbildung ist die Verteilung auf die einzelnen Kräuter zu entnehmen. Bezüglich der Wirkstoffe von Chlorat und Perchlorat wird auf die Ausführungen zu diesem Thema auf der LAVES Homepage verwiesen.
In einer Probe Petersilie aus Spanien wurden zwei Höchstgehaltüberschreitungen festgestellt. Die Gehalte der Wirkstoffe Prosulfocarb und Folpet lagen gesichert über dem jeweils zulässigen Höchstgehalt. In fünf Proben (dreimal Petersilie, je einmal Schnittlauch und Thymian) konnten sehr geringe Mengen des in Deutschland nicht zugelassenen Wirkstoffes Diphenylamin nachgewiesen werden, davon viermal im Spurenbereich (das heißt > 0,005 und < 0,01 mg/kg). Diphenylamin kann in manchen Pflanzen natürlich vorkommen, weshalb es möglich ist, dass es sich hier nicht um eine Anwendung als Pestizid handelt.
In einer Probe Petersilie aus einer Gärtnerei wurde der in Deutschland nicht zulässige Wirkstoff Vinclozolin unterhalb des zulässigen Höchstgehalts nachgewiesen. Der Vorgang wurde zuständigkeitshalber auch an das Pflanzenschutzamt weitergegeben, um abzuklären, ob der Nachweis aus einer Anwendung dieses Wirkstoffes aus einem früheren Zierpflanzenanbau stammt.
Mehrfachrückstände, das heißt zwei oder mehr Wirkstoffe oder deren Abbauprodukte pro Probe, wurden in 21 Kräutern (24 Prozent) bestimmt (siehe Abbildung vier). Je eine Probe Minze und Basilikum aus Deutschland enthielten fünf Wirkstoffe. Je sechs Wirkstoffe wurden in drei deutschen Proben Petersilie, Schnittlauch und Basilikum sowie in einer Probe Salbei aus Italien nachgewiesen. Die größte Anzahl an Mehrfachrückständen wurde in einer Probe Petersilie aus Spanien detektiert.
Fazit:
Von 89 Proben Kräutern bestehend aus 14 verschiedenen Erzeugnissen waren 29 Proben rückstandsfrei. 24 Prozent der Proben wiesen Mehrfachrückstände auf, das heißt mehr als zwei Wirkstoffe pro Probe. Basilikum, Schnittlauch und Petersilie machten 65 Prozent des Probenaufkommens aus. In einer Probe Petersilie wurden zwei Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt.
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