Perfluorierte Alkylsubstanzen - PFAS
Unter dem Begriff der perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) werden gemeinhin oberflächenaktive, organische Substanzen zusammengefasst, deren Kohlenstoffkette komplett fluoriert ist. Generell sind sie schwer abbaubar und weisen aufgrund ihrer Eigenschaften eine hohe Mobilität in der Umwelt auf. Circa 10.000 Verbindungen zählen zu dieser PFAS-Verbindungsklasse, während Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) die Leitsubstanzen bilden.
Aufgrund ihrer Eigenschaften werden PFAS in zahlreichen industriellen Produkten und Prozessen genutzt. Sie werden unter anderem zur Oberflächenbeschichtung von Papier, zur Imprägnierung von Kleidung, Polstermöbeln und Teppichen und in Feuerlöschschäumen eingesetzt. Nach Beschichtung und Imprägnierung verfügen diese Materialien über öl- und wasserabweisende Eigenschaften. In Löschschäumen erleichtern PFAS die Verteilung über brennende Oberflächen.
Um zunehmende Umweltbelastungen zu vermeiden, wurde der Einsatz von PFOS stark eingeschränkt (unterliegt der Stockholm Konvention über persistente organische Schadstoffe, sogenannte POP). Seit Juli 2011 ist zum Beispiel der Einsatz von PFOS-haltigen Löschschäumen verboten. Derzeit arbeitet die Europäische Chemikalienagentur ECHA an einem Verbot für alle PFAS. Momentan befindet sich dieser Verbotsentwurf in der Kommentierungsphase.
In Tierversuchen zeigten PFOS und PFOA mäßig akut toxische Eigenschaften. Es existieren jedoch laut aktuellstem Kenntnisstand Hinweise auf eine verminderte Immunantwort bei Impfungen und eine erhöhte Infektionsneigung von Kindern sowie ein geringeres Geburtsgewicht infolge der Aufnahme von PFOS und PFOA. Weiterhin legen Studien nahe, dass PFOS und PFOA zu einem Anstieg des Gesamtcholesteringehaltes im Blutserum von erwachsenen Menschen führen, die weibliche und männliche Fruchtbarkeit negativ beeinflussen und zur Entstehung von Leberkrebs und anderen Tumoren führen können.
Bewertung von PFOS und PFOA in Lebensmitteln
Mit der Empfehlung (EU) 2022/1431 der EU-Kommission vom 24. August 2022 zur Überwachung von PFAS in Lebensmitteln wird auf europäischer Ebene derzeit eine erweiterte Datenlage zu den PFAS erarbeitet. Für PFAS-Gehalte in Lebensmitteln wie unter anderem Obst, Gemüse, Wildpilzen, Milch sowie Beikost (Säuglings- und Kindernahrung) sind in derselben Empfehlung Richtwerte definiert, bei deren Überschreitung weitere Untersuchungen zur Ursachenermittlung erfolgen sollten.
Für die rechtliche Bewertung von Eiern, Fischereierzeugnissen, Muscheln sowie Fleisch von Rindern, Schweinen, Geflügel, Schafen und Wild sind seit dem 01.01.2023 Höchstgehalte in die Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 aufgenommen worden, welche auch in die seit dem 25. April 2023 nachfolgende Verordnung (EU) 2023/915 übernommen wurden. Bei Überschreitung der Höchstgehalte sind die betreffenden Lebensmittel nicht verkehrsfähig. Des Weiteren wurde 2020 von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) für die Summe von vier PFAS, nämlich PFOA, PFOS, Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) und Perfluornonansäure (PFNA) eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (Tolerable Weekly Intake – TWI) mit 4,4 Nanogramm (ng) pro Kilogramm (kg) Körpergewicht abgeleitet. Diese kann zur toxikologischen Einschätzung der Sicherheit von Lebensmitteln herangezogen werden.
Tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI – Tolerable Weekly Intake) Die Menge eines Stoffes, die über die gesamte Lebenszeit wöchentlich aufgenommen werden kann, ohne spürbare Auswirkungen auf die Gesundheit von Verbraucher/-innen zu haben. Ausführliche Informationen dazu beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Die duldbare Aufnahmemenge von Schadstoffen |
Untersuchungen zu perfluorierten Alkylsubstanzen in Lebensmitteln finden Sie in folgenden Artikeln:
Aktualisierung der Verzehrempfehlung für Fische durch das niedersächsische Landwirtschaftsministerium
Aufgrund hoher PFOS-Gehalte in Fischen aus niedersächsischen Flüssen, hat das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz seine Verzehrempfehlung für Fische aktualisiert. Hier finden Sie die entsprechende Pressemitteilung des Ministeriums vom 17.04.2020. mehrPerfluorierte Alkylsubstanzen in Fischen aus der Ochtum
Aufgrund einer hohen Belastung von Flussfischen aus der Ochtum mit PFAS, empfiehlt das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) auf den Verzehr dieser Fische zu verzichten. mehrWeidetiermonitoring in Niedersachsen und Bremen zu perfluorierten Alkylsubstanzen in Milch und Leber
Nach Bekanntwerden der Belastung von bremischen Abschnitten der Ochtum mit perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) wurden Untersuchungen eine Weidetiermonitoring zur Erfassung der Belastungssituation in Niedersachsen durchgeführt. mehrAllgemeine chemische Struktur der perfluorierten Alkylsubstanzen
Weitere Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung