Immer weniger Dioxine in Muttermilch – Muttermilchuntersuchungen in Niedersachsen
Seit 1986 wird im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg des LAVES fortlaufend Muttermilch aus Niedersachsen auf Dioxine (PCDD/F) und seit 2007 zusätzlich auch auf dl-PCB untersucht. Seit 1999 erfolgt die Bereitstellung der überwiegenden Anzahl an Muttermilchproben durch das Landesgesundheitsamt Hannover.
Bei Dioxinen und dl-PCB handelt es sich um sehr toxische Stoffgruppen, die in der Umwelt aufgrund von noch bestehenden Emissionsquellen oder durch Altlasten allgegenwärtig sind. Dioxinen und dl-PCB werden zu ca. 95 % über Lebensmittel aufgenommen, wobei Lebensmittel tierischer Herkunft den größten Anteil daran haben. Durch ihre Langlebigkeit und ihrer hohen Fettlöslichkeit reichern sie sich im Fettgewebe von Tieren und Menschen an. Muttermilch eignet sich sehr gut die Belastung im menschlichen Fettgewebe mit Dioxinen anzuzeigen.
Untersuchungsergebnisse
Die graphische Darstellung (Abb. 1) der jährlich ermittelten Medianwerte der Gehalte für PCDD/F und dl-PCB zeigt einen deutlichen Rückgang der Belastung der Muttermilch in dem Zeitraum 1986 bis 2017. Die Gehalte an PCDD/F sind um ca. 90 % gesunken, wobei sich der Abwärtstrend im letzten Jahrzehnt aber verlangsamt hat. Diese Entwicklung lässt den Schluss zu, dass die PCDD/F-Belastung des Menschen vorwiegend durch die Anfang der neunziger Jahre eingeleiteten emissionsmindernden Maßnahmen reduziert werden konnte.
Auf Basis der seit 2007 parallel durchgeführten Untersuchungen auf dl-PCB lässt sich ein analoger Rückgang auch für die dl-PCB-Gehalte ableiten. In niedersächsischer Muttermilch zeigt sich ein relativ konstanter Anteil der dl-PCB-Gehalte von im Mittel 50 % am Summengehalt aus PCDD/F und dl-PCB bezogen auf die TEQ-Gehalte (TEF 2005).
Vergleichbare Ergebnisse wurden auch in anderen Bundesländern festgestellt. Erklärt werden kann das durch die überregionale Versorgung mit Lebensmitteln, die eine annähernd gleich hohe Grundbelastung der Bevölkerung bewirkt.
Folgenden Faktoren beeinflussen die PCDD/F- und dl-PCB-Belastung der Muttermilch: mit zunehmendem Alter der Mutter steigen die Gehalte, mit der Stilldauer und der Anzahl der gestillten Kinder nehmen diese ab.
Die Abhängigkeit von der Anzahl der gestillten Kinder konnte anhand einer kleinen Untersuchungsreihe sehr anschaulich belegt werden. Es wurden drei Muttermilchproben einer Mutter, die drei Kinder im Abstand von je zweieinhalb Jahren jeweils ein halbes Jahr gestillt hat, untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchungen auf PCDD/F und dl-PCB sind in Abb. 2 graphisch wieder gegeben. Klar erkennbar ist, dass nach jeder Stillperiode die Gehalte der PCDD/F als auch der dl-PCB jeweils gleich stark um ungefähr die Hälfte gesunken sind.
Fazit:
Die Ernährung des Säuglings mit Muttermilch in den ersten sechs Monaten ist von so großer gesundheitlicher Bedeutung, dass der Nutzen des Stillens höher einzustufen ist als mögliche Risiken durch die Aufnahme von Umweltkontaminanten. Muttermilch enthält alle wichtigen Nährstoffe die ein Säugling benötigt und fördert aufgrund ihrer sonstigen Zusammensetzung die Abwehrkräfte des Kindes. Auch in Anbetracht der sinkenden Gehalte von Dioxinen in Muttermilch und des begrenztes Zeitraumes, in dem der Säugling gestillt wird, empfehlen die Nationale Stillkommission beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die World Health Organization (WHO) uneingeschränkt das Stillen.
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