3-MCPD-Fettsäureester in Lebensmitteln
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) ist ein unerwünschter Stoff, der bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln aus natürlichen Inhaltsstoffen gebildet werden kann. Die ernährungsbedingte Aufnahme sollte so gering wie möglich gehalten werden.
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Was ist 3-MCPD und wie wirkt es?
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) ist ein unerwünschter Stoff, der bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln aus natürlichen Inhaltsstoffen gebildet werden kann (z.B. Sojasoße). Wenn pflanzliche Fette und Öle im Herstellungsprozess hohen Temperaturen ausgesetzt sind, können aus 3-MCPD 3-MCPD-Fettsäureester entstehen.
Während der Verdauung entsteht aus 3-MCPD-Estern freies MCPD. Dieses löst im Tierversuch ab einer bestimmten Dosierung Tumore aus und steht daher im Verdacht, beim Menschen Nierenveränderungen hervorzurufen und in hohen Dosen gutartige Tumore zu verursachen. Daher soll seine ernährungsbedingte Aufnahme so gering wie möglich gehalten werden.
Welche Grenzwerte gibt es für 3-MCPD?
Der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU-Kommission (SCF) hat im Jahr 2001 für 3-MCPD einen TDI-Wert (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge) von 2 μg/kg Körpergewicht festgelegt. Diese Dosis kann ein Leben lang täglich ohne gesundheitliches Risiko aufgenommen werden.
Als Hauptquelle für die ernährungsbedingte Aufnahme von 3-MCPD wurde im Jahr 2004 Sojasoße und Erzeugnisse auf Sojasoßenbasis identifiziert. Auf Grundlage dessen hat die europäische Kommission in der VO (EG) 1881/2006 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln für 3-MCPD in Sojasoßen und hydrolysiertem Pflanzenprotein einen Höchstgehalt von 20 µg/kg festgelegt.
Forschungsergebnisse der Universität Prag aus dem Jahr 2006 ergaben, dass 3-MCPD auch mit Fettsäuren verestert in raffinierten Speisefetten und Speiseölen in hohen Konzentrationen vorhanden sein kann [1]. Außer in raffinierten Speisefetten und –ölen wurden 3-MCPD-Fettsäureester auch in fetthaltigen Lebensmitteln nachgewiesen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht in seiner Stellungnahme Nr. 006/2013 auf Grund neuerer Studien davon aus, dass die Fettsäuren im Körper durch Verdauungsenzyme abgespalten werden, so dass freies 3-MCPD entsteht [3]. Daher tragen 3-MCPD-Fettsäureester im gleichen Maße zur Ausschöpfung des TDI-Wertes bei, wie freies 3-MCPD.
Untersuchungsergebnisse des LAVES zu 3-MCPD-Fettsäureester in verschiedenen Lebensmitteln
Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES wurden im Jahr 2012 und im ersten Halbjahr 2013 insgesamt 126 Proben auf 3-MCPD-Fettsäureester untersucht. Der Schwerpunkt lag bei Fetten und Ölen. Zusätzlich wurden auch Säuglingsanfangs- und -folgemilch, die üblicherweise raffinierte Fette als Zutat enthalten, sowie Mürbekekse untersucht.
In 88 Proben (entspricht 70%) wurden im Fettanteil Gehalte an 3-MCPD-Fettsäureestern (berechnet als freies 3-MCPD) oberhalb der Bestimmungsgrenze von 0,3 mg/kg nachgewiesen (Abb. 1). Die Nachweisgrenze liegt bei 0,1-0,3 mg/kg Fett.
Abbildung 2 zeigt die Spannbreite der ermittelten Werte. Die pflanzlichen Fette und Öle sowie die Säuglingsmilchnahrung weisen eher geringe Gehalte auf. In den Mürbekeksen und den Frittierfetten liegen die Gehalte teilweise über 3 mg/kg Fett.
Im Jahr 2007 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Expositionsabschätzung für 3-MCPD-Fettsäureester in Säuglingsnahrung herausgegeben. Dort wurden ermittelte Gehalte zwischen 1,21 und 4,17 mg/kg Fett angegeben [2]. Die im LAVES 2013 gemessenen Werte liegen (bis auf einen Wert) unter dem niedrigsten Wert. Hier zeigt sich, dass die von den Herstellern ergriffenen Maßnahmen zur Minimierung der Gehalte an 3-MCPD-Fettsäureestern erste Erfolge zeigen.
Insgesamt reichen die bisher ermittelten Daten nicht aus, um abschätzen zu können, inwieweit der Verbraucher über die verzehrten Lebensmittel mit 3-MCPD-Fettsäureestern belastet wird. Das BfR hat daher im Rahmen des Lebensmittel-Monitorings ein Projekt angeregt, um repräsentative aktuelle Gehaltsdaten von 3-MCPD-Fettsäureestern in Lebensmitteln zu erhalten [3]. Das LAVES wird auch weiterhin Lebensmittel auf ihren Gehalt an 3-MCPD-Fettsäureestern untersuchen.
Weiterführende Links:
- LAVES: Alles ok bei Berliner und Co?
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Fragen und Antworten zu 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)
Literatur:
[1] Z. Zelinková, B. Svejkovská, J. Velisek, m. Dolezal: Fatty acid esters of 3-chloropropane-1,2-diol in edible oils; Food Additives and Contaminants, 2006, 1-9
[3] Stellungnahme Nr. 006/2013 des BfR vom 3. April 2012: 3-MCPD-Fettsäureester in Lebensmitteln