LAVES nimmt an FVO-Inspektionsreise nach Argentinien teil
Derartige Kontrollen werden im Rahmen eines jährlichen Inspektionsprogrammes des FVO durchgeführt, wobei Begutachtungen im Bereich der Kontaminanten auch durch wiederholte Meldungen des Schnellwarnsystems (Rapid Alert System for Food and Feed – RASFF) der Europäischen Kommission ausgelöst werden können. Aus dem Befund einer derartigen Inspektion wird vom FVO ein Bericht erstellt. Ergibt sich hieraus, dass Defizite vorliegen, werden die verantwortlichen Behörden des kontrollierten Staates vom FVO aufgefordert, einen Aktionsplan zur Beseitigung der Mängel auszuarbeiten. Dieser Plan wird vom FVO und anderen Dienststellen der Europäischen Kommission begutachtet und seine Umsetzung vom FVO in nachfolgenden Kontrollbesuchen überprüft.
Die Inspektionsberichte des FVO und die jeweiligen Kommentare der geprüften Staaten hierzu werden vom FVO auf seiner Webseite veröffentlicht.
Im Jahr 2005 wurden vom FVO insgesamt 256 Inspektionsreisen vorgesehen, davon 227 zur Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit, 11 zum Tierschutz und 18 zur Pflanzengesundheit. Weitaus am häufigsten waren die EU-Mitgliedsstaaten (166 x) zu überprüfen, weniger die Beitrittskandidatenländer (25 x) und Drittstaaten (65 x).
In Argentinien werden 95 % der Erdnüsse in der Provinz Córdoba auf ca. 215000 ha von etwa 1000 Landwirten angebaut und verarbeitet; kleinere Anbaugebiete liegen in der angrenzenden Provinz San Luis und in der Provinz Salta. Die Aussaat erfolgt im November/Dezember (Sommer auf der Südhalbkugel); die Ernte im darauffolgenden April/Mai (Winter auf der Südhalbkugel). Argentinien ist der viertgrößte Erdnussproduzent und der drittgrößte Erdnussexporteur der Welt. Mehr als 50 % der Erdnussexporte - das waren 136000 t im Jahr 2004 - gelangen in die EU. Hauptausfuhrhafen für Erdnüsse von Argentinien in die EU ist Buenos Aires; die meisten Exporte gehen in die Niederlande und nach Spanien.
Wegen der hohen Beanstandungsrate argentinischer Erdnüsse aufgrund von überhöhten Aflatoxinkonzentrationen - der maximal zulässige Aflatoxingehalt von Erdnüssen in der EU unterliegt den Regelungen der VO (EG) Nr. 466/2001 - hatte Deutschland bereits 2004 eine nationale Vorführpflicht für Erdnüsse aus Argentinien erlassen. Auch vom europäischen Schnellwarnsystem RASSF wurde seit 2003 ein Anstieg der Meldungen registriert, die auf überhöhte Aflatoxinkonzentrationen in argentinischen Erdnüssen hinwiesen. Daraufhin führte vom 18. - 27.05.2005 das FVO eine Inspektionsreise nach Argentinien durch, um vor Ort die Einrichtungen und Maßnahmen zur Kontrolle der zur Ausfuhr in die EU bestimmten Erdnüsse hinsichtlich ihres Aflatoxingehaltes zu bewerten.
Das Inspektionsteam bestand aus zwei Inspektoren des FVO und einem nationalen Mykotoxin-Experten des LAVES im Lebensmittelinstitut Oldenburg. Da das FVO selbst keine Labore unterhält, wurde durch diese personelle Zusammensetzung gewährleistet, dass nicht nur lebensmitteltechnologische und verwaltungstechnische, sondern auch untersuchungsrelevante Aspekte, wie Probenvorbereitung und Analytik auf Einhaltung der EU-Regelungen geprüft werden konnten.
Um eine möglichst lückenlose Erfassung der argentinischen Qualitätssicherungsmaßnahmen hinsichtlich der Aflatoxinkontamination vom Anbau bis zum Export der Erdnüsse zu erhalten, inspizierte das Team die folgenden Einrichtungen:
- die oberste Zentralbehörde SENASA (Nationaler Service für Gesundheit und Qualität von Lebensmitteln landwirtschaftlicher Herkunft) in Buenos Aires,
- das nationale Referenzlabor von SENASA in Buenos Aires,
- das regionale SENASA-Büro in General Deheza,
- das Zollbüro in General Deheza,
- drei Handelslabore in General Deheza bzw. General Carbrera, die für die Erstellung von Analysenzertifikaten zugelassen sind,
- zwei Erzeugerbetriebe von Erdnüssen nahe General Deheza,
- sechs erdnussverarbeitende Betriebe in den Regionen von General Deheza und Rio Cuarto,
- die Versuchsstation von INTA (Nationales Institut für Landwirtschaftstechnologie) in Manfredi,
- die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität in Rio Cuarto (UNRC),
- den für Erdnussexporte genutzten Containerhafen in Buenos Aires.
Während seiner zehntägigen Inspektionsreise zu insgesamt 18 Einrichtungen wurde das Team von den jeweils zuständigen SENASA-Mitarbeitern und zwei Simultandolmetscherinnen begleitet. Insgesamt war der Kontrollbesuch bestens von den argentinischen Behörden organisiert worden und verlief in angenehmer Atmosphäre.
Das Inspektionsteam erhielt einen guten Einblick in die Maßnahmen zur Aflatoxinkontrolle der zum Export in die EU bestimmten Erdnüsse in Argentinien. Die Ursachen für auftretende Aflatoxinkontaminationen waren weitgehend bekannt und wurden sowohl seitens der Industrie als auch der Behörden bekämpft. Allerdings wurden gewisse Lücken in der Erforschung geeigneter Transportbedingungen, der Etikettierung der ausgeführten Erdnüsse sowie der Ausfuhrverfahren selbst festgestellt. Größere Mängel hinsichtlich Probenvorbereitung, Analytik und Dokumentation wurden in einem der drei Privatlabore registriert, die zur Erstellung der zur Ausfuhr notwendigen Analysenzertifikate berechtigt sind.
Bereits vor Ort in Argentinien wurde gegenüber der zuständigen Behörde SENASA in einem Abschlussgespräch eine erste Bewertung der Inspektionsreise dargelegt. Auch die Vertretung der Europäischen Kommission in Argentinien wurde noch in Buenos Aires persönlich über die gesammelten Eindrücke informiert.
Über die Inspektionsreise hat das FVO den englischsprachigen Bericht DG(SANCO)7627/2005 - MR final und hiervon einen deutschsprachigen Auszug GD(SANCO)/7627/2005 - RS DE veröffentlicht.
Über den Inspektionsbesuch wurde in Argentinien von SENASA sowie in der Tagespresse und Fachpresse berichtet.
Zwei Jahre nach der FVO-Inspektion bleibt als Fazit, dass - angesichts der Vielzahl der vom BVL aufgelisteten RASFF-Meldungen betreffend Aflatoxine in Erdnüssen und Erdnusserzeugnissen aus Argentinien - auch 2007 immer noch mit überhöhten Gehalten gerechnet werden muss.
Erdnussernte in Argentinien