Echtpelz oder Kunstfell?
LAVES führt Schwerpunktkontrolle zur Texitlkennzeichung durch
Jacken mit Pelzkragen oder Mützen mit Fellbommeln halten warm und sind als Wintermode sehr beliebt. Wenn ein Textilerzeugnis echten Pelz enthält, muss dies mit dem Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ gekennzeichnet sein. Tierschutzverbände äußern immer wieder den Verdacht, dass diese Regelung umgangen wird und echtes Fell als Kunstpelz verkauft wird. Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), das für die Marktüberwachung der Textilkennzeichnung in Niedersachsen zuständig ist, ist diesem Verdacht nachgegangen.
Im Dezember 2019 hat das LAVES eine Schwerpunktkontrolle von Textilerzeugnissen mit Pelz und Fell durchgeführt. Es wurden insgesamt 179 Textilerzeugnisse aus 41 Geschäften in Oldenburg und dem Oldenburger Umland sowie von einem Weihnachtsmarktstand geprüft.
Das Ergebnis: Die augenscheinliche Begutachtung der mit Pelz beziehungsweise Fell besetzten Textilerzeugnisse ergab, dass es sich größenteils um Imitate handelte, bei der die Kennzeichnung nicht zu beanstanden war.
Bei lediglich drei Proben handelte es sich um echten Pelz bzw. echtes Fell ohne entsprechende Kennzeichnung. Nach einer ersten augenscheinlichen Betrachtung vor Ort wurden diese Proben zum genauen Nachweis ins Lebensmittel- und Veterinärinstitut Hannover gebracht. Die dortigen Untersuchungen bestätigen den anfänglichen Verdacht.
Was wird unter Kunstpelz verstanden?
Der sogenannte Kunst- oder Webpelz besteht in der Regel aus Baumwolle, Polyester und Polyacryl-Fasern. Häufig werden Polyacryl-Fasern in ein Grundgewebe aus einem Baumwoll-Polyester-Mix eingewebt. Mit einem Kleber wird sichergestellt, dass diese nicht wieder auseinanderfallen. Die Produktion von Kunsthaar ist sehr aufwendig. Um verschiedene Haarfärbungen, beispielsweise helle Haare und dunkle Spitzen, zu bekommen, sind mehrere Arbeitsschritte nötig. Unterschiedliche Farben und Haarlängen erschweren es, Kunstpelz von echtem Pelz zu unterscheiden.
Praxistipps: So unterscheiden Sie echten Pelz von Kunstpelz!
Vor dem Kauf:
- Haare auseinanderziehen: Kommt am Ansatz die Tierhaut zum Vorschein, handelt es sich um echtes Fell oder echten Pelz. Bei Kunstpelz ist dagegen eine gewebte Textilschicht zu sehen.
- Haare anpusten: Haare von echtem Pelz sind sehr leicht beweglich. Wird leicht über den Pelz gepustet, legt sich das dicke Deckhaar bei echtem Fell zur Seite. Kunsthaar hingegen ist stabiler und unbeweglicher, oft gleich lang geschnitten und durch statische Aufladung etwas klebrig im Griff.
Nach dem Kauf:
- Haare anzünden: Bei bereits gekaufter Ware kann ein einzelnes Haar herausgetrennt und angezündet werden. Tierhaare verbrennen genauso wie menschliches Haar mit Horngeruch. Kunstpelz schmilzt wie Plastik zu Klümpchen und riecht auch so.
- Haare untersuchen: Unter eine Lupe zeigt sich, dass bei Kunstpelz die Haarspitzen geschnitten und somit stumpf sind. Echte Haare laufen spitz aus.
Textilkennzeichnung
Seit Mai 2019 ist in Niedersachsen das Dezernat 43 des LAVES für die Marktüberwachung nach § 7 Textilkennzeichnungsgesetz zuständig. Es werden die Vorschriften zur Bezeichnung von Textilfasern und die damit zusammenhängende Kennzeichnung und Etikettierung von Textilerzeugnissen kontrolliert. mehrGestoppt: Wenn 100 Prozent Baumwolle eigentlich Polyester sind
Wenn Baumwolle auf dem Etikett steht, muss diese auch drin sein. Bei Bettwäsche, die aus China eingeführt wurde, kam bei der Zollabfertigung der Verdacht auf, dass die Angaben zur Textilfaser unzureichend oder gar unzulässig sein könnten. Die Einfuhr wurde vom Zoll gestoppt, das LAVES hinzugezogen. mehrInfo zur Textilkennzeichung:
Nichttextile Teile tierischen Ursprungs wie Leder oder Pelz in Textilerzeugnissen sind unter Verwendung des Hinweises „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ anzugeben (VO (EU) Nr. 1007/2011).