Alternativen zu Milch - was steckt drin in Hafer-, Soja- oder Mandeldrinks?
LAVES untersucht Pflanzendrinks auf Mykotoxine, Schwermetalle sowie Nährwertkennzeichnung
Milch und Pflanzendrinks im Nährwertvergleich
Zum Müsli, in den Kaffee oder zwischendurch als Getränk – viele Menschen haben Kuhmilch im Kühlschrank und nutzen sie für verschiedene Zwecke. Doch Alternativen aus Soja, Hafer, Reis und Mandeln, gemischt mit Wasser, sind immer häufiger in Supermärkten oder Cafés zu finden. Rechtlich gesehen dürfen diese Ersatzprodukte nicht die Bezeichnung Milch tragen. Sie heißen zum Beispiel „Haferdrink“ oder lebensmittelrechtlich korrekt: Getränk auf Haferbasis.
Für Menschen mit Milchunverträglichkeit oder alle, die auf Zutaten tierischen Ursprungs verzichten möchten, sind diese pflanzlichen Alternativen eine willkommene Abwechslung. Tatsächlich greifen immer weniger Verbraucherinnen und Verbraucher im Kühlregal zur Kuhmilch: Hat eine Person im Jahr 2000 noch rund 54 Kilogramm Milch verzehrt, waren es 2023 nur noch unter 46 Kilogramm im jährlichen Durchschnitt (Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Versorgungsbilanzen Milch und Milcherzeugnisse).
Das alternative Angebot ist aktuell sehr vielfältig. Pflanzendrinks aus Hafer, Mandeln und Reis sind sehr beliebt und weitere Rohstoffe wie Cashewnüsse, Haselnüsse, Lupinen oder sogar Erbsenprotein sind im Kommen.
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Wie werden die Ersatzprodukte hergestellt? Was steckt alles drin in den Pflanzendrinks?
Die Alternative aus Sojabohnen gilt als Klassiker unter den Pflanzendrinks. Sie besteht aus Wasser und Sojabohnen, beziehungsweise aus dem Presskuchen, wenn aus den Bohnen schon das Sojaöl herausgepresst wurde. Die Bohnen oder der Presskuchen werden mit Wasser eingeweicht, püriert und gefiltert. Anschließend wird die Flüssigkeit ultrahoch erhitzt, um sie haltbar zu machen, und weiter verarbeitet: Sojadrinks werden oft noch Vitamine oder Geschmacksaromen zugesetzt. Die Konsistenz erinnert an Kuhmilch, im Geschmack kommen aber eher die Bohnen und nussige Aromen durch.
Haferflocken werden in Wasser eingeweicht, gekocht und anschließend püriert. Oftmals sorgen zugesetzte Enzyme für eine Spaltung (Fermentation) der enthaltenen Stärke. Es gibt auch unfermentierte Haferdrinks. Anschließend wird die Masse gefiltert – übrig bleibt der Haferdrink, dem meist noch etwas Öl beigegeben wird für eine angenehme Konsistenz. Auf der Zutatenliste von gekauften Produkten finden sich meist noch Emulgatoren und andere Zusätze wie Vitamine oder Aromen. Fermentierter Haferdrink schmeckt recht süßlich, weil die Stärke duch Enzyme gespalten wird und Zucker entsteht. Augen auf bei der Zutatenliste: Manchmal wird auch Zucker zugesetzt.
Reisdrinks werden ähnlich wie Haferdrinks hergestellt, anstelle von Haferflocken wird die obige Prozedur mit Naturreis durchgeführt.
Geschälte Mandeln werden zunächst geröstet und gemahlen. Die Masse wird anschließend für mehrere Stunden in heißem Wasser eingeweicht und dann filtriert. Auch Mandeldrinks können mit verschiedenen Stoffen – wie Emulgatoren, Vitaminen oder Aromen – versetzt werden.
Haselnüsse, Cashewnüsse oder Walnüsse können ebenfalls auf diese Weise zu einem Pflanzendrink verarbeitet werden. Der Geschmack wird von der jeweiligen Nusssorte dominiert und ist meist recht süß-aromatisch.
Milch und Pflanzendrinks im Nährwertvergleich
Pflanzliche Alternativen unterscheiden sich deutlich von Kuhmilch. 100 Milliliter Kuhmilch enthalten etwa 64 Kilokalorien. Hafer- oder Reisdrinks bringen es hingegen nur auf 30 bis 50 Kilokalorien. Sie liefern also weniger Energie. Der Fettanteil ist ebenfalls geringer: 100 Gramm Haferdrink kommen in etwa auf 1,5 Gramm Fett – das ist vergleichbar mit fettarmer Milch, die ebenfalls 1,5 Gramm Fett auf 100 Gramm Milch enthält. Bei 100 Gramm Reisdrink sind es nur 0,1 bis 0,2 Gramm. Auch der Calciumgehalt ist viel niedriger als in Kuhmilch, weshalb Pflanzendrinks oft Mineralstoffe beigefügt werden.
Tipps zum Selbermachen
Pflanzliche Alternativen lassen sich auch selbst herstellen: 80 bis 100 Gramm Haferflocken (oder Dinkelflocken) werden mit einem Liter Wasser und einem Esslöffel Salz in einem Topf kurz aufgekocht und quellen im Topf bei ausgeschalteter Herdplatte noch 15 Minuten lang. Anschließend wird die Masse solange püriert, bis sich ein sehr flüssiger Brei bildet. Mit einem Filterbeutel oder einem dünnen Baumwolltuch wird der Brei so gefiltert, dass die Flüssigkeit in eine separate Schüssel tropft. Der Haferdrink kann in eine Glasflasche umgefüllt werden und hält sich im Kühlschrank ein bis zwei Tage. Nach Bedarf kann er noch mit eingeweichten Datteln gesüßt werden.
Untersuchungen im LAVES
Im Jahr 2024 hat das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover 65 Pflanzendrinks auf Mykotoxine untersucht, davon 38 Hafer-, 7 Mandel-, 5 Soja-, 7 Hafer/Soja-, 1 Hafer/Mandel-, 2 Reis-, 2 Kokos-, 2 Reis/Kokos- und 1 Haferdrink(s).
Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die Getreide, Nüsse und Mandeln bei ungünstigen Wachstums- und Lagerungsbedingungen befallen können und dann auch in mit diesen Rohstoffen hergestellten Lebensmittel enthalten sein können.
Im Rahmen eines Projektes wurden 32 Pflanzendrinks auf die Mykotoxine Aflatoxin B1 sowie die Fusarientoxine Deoxynivalenol (DON) untersucht.
Aflatoxin B1, T2 und HT-2 wurden in den Proben nicht nachgewiesen, mit Nachweisgrenzen von 0,03 µg/kg für Aflatoxin B1 und 2,0 µg/kg für T-2 und HT-2.
In vier von 17 untersuchten Haferdrinks wurden Gehalte an Deoxynivalenol (DON) von 5,3 µg/kg, 5,7 µg/kg, 7,4 µg/kg und 13,2 µg/kg festgestellt.
Für DON ist in der Kontaminanten-Höchstgehalte-Verordnung VO (EU) 2023/915 speziell für Haferdrinks kein Höchstgehalt festgelegt. Für Getreide, das für den Endverbraucher in den Verkehr gebracht wird, gilt ein Höchstgehalt von 750 µg/kg. In den Haferdrinks sind Haferanteile von im Mittel 10 % enthalten. Daraus lässt sich bei Ausschöpfung des Höchstgehaltes im Ausgangsstoff (z. B. Haferflocken) im Enderzeugnis Haferdrink ein Höchstgehalt von 75 µg/kg berechnen.
Dieser Höchstgehalt ist bei den untersuchten Haferdrinks deutlich unterschritten.
Für eine Worst-Case-Betrachtung wird zum Vergleich der Höchstgehalt für Getreidebeikost für Säuglinge und Kleinkinder herangezogen, der 150 µg/kg bezogen auf die Trockenmasse beträgt. Haferdrinks haben eine Trockenmasse von etwa 10 %. Überträgt man den zulässigen Höchstgehalt für DON in Getreidebeikost auf Haferdrinks, würde für diese ein theoretischer Höchstgehalt von 15 µg/kg resultieren. Auch dieser theoretisch ermittelte Höchstgehalt würde bei den untersuchten Proben eingehalten. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass alle vorliegenden Erzeugnisse nicht für die Säuglings- und Kleinkinderernährung bestimmt sind.
Bei vier (12,5 Prozent) von 32 Pflanzendrinks mit Hafer wurden Gehalte des Fusarientoxins Deoxynivalenol (DON) unterhalb der Höchstgehalte bestimmt, was auf mögliche ungünstige Witterungsbedingungen (feuchte Sommer) zurückzuführen sein kann. Aus hiesiger Sicht sind durch den Verzehr von Pflanzendrinks auf Haferbasis gesundheitliche Beeinträchtigungen unwahrscheinlich. Zu dem Schluss kommt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in der Stellungnahme 029/2024. Dort heißt es: „Für die DON-Gehalte in Haferdrinks kommt das BfR zu dem Schluss, dass bei kurzfristigem und langfristigem Verzehr gesundheitliche Beeinträchtigungen durch DON bei Kindern im Alter von 0,5 bis 6 Jahren unwahrscheinlich sind.“
Daneben gab die Kennzeichnung bei etlichen Proben Anlass zur Beanstandung:
Bei 13 Proben, vor allem bei Haferdrinks und auch bei Reisdrinks, fehlte bei der Bezeichnung und/oder im Zutatenverzeichnis der Hinweis auf eine Fermentation des Getreides im Rahmen des Herstellungsprozesses. Hafer und auch Reis enthalten von Natur aus nur sehr wenig Zucker. Bei der Herstellung der Hafer- bzw. Reis-Getränke werden Hafer beziehungsweise Reis fermentiert. Dabei wird Stärke teilweise in Zucker umgewandelt. Die Hafer- und Reisdrinks enthielten deutlich mehr Zucker als nach den verwendeten Zutaten zu erwarten gewesen wäre. Zucker war nicht zugesetzt.
Außerdem wurde die Angabe „enthält von Natur aus Zucker“ bei diesen Drinks als unzulässig bewertet, da Hafer und Reis von Natur aus kaum Zucker enthalten, sondern dieser erst durch die Fermentation entsteht.
Drei Haferdrinks warben prominent mit der Angabe „Milk“. Zugleich wurde durch die Gestaltung der Packungen ein Bezug zu echter Milch hergestellt, indem zum Beispiel eine Glasflasche mit weißem Inhalt abgebildet war, in der Angabe der Bezeichnung „Milk“ der Buchstabe i durch einen großen weißen Tropfen ersetzt wurde und die für Milch vorgeschriebene Angabe des Fettgehaltes auf der Schauseite der Verpackungen angegeben war. Solche Hinweise auf Milcherzeugnisse sind bei Pflanzendrinks nicht erlaubt, auch dann nicht, wenn durch ergänzende Hinweise auf die pflanzliche Herkunft der Getreidedrinks hingewiesen wird. Zudem ist die zusätzliche Angabe des Fettgehaltes zusätzlich zu der Angabe der Nährwertkennzeichnung nicht zulässig.
Vier Haferdrinks war Kaliumjodid und einem Mandeldrink Vitamin D unzulässigerweise zugesetzt. Der Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen ist nur nach Erteilen einer Ausnahmegenehmigung beziehungsweise Allgemeinverfügung für bestimmte Lebensmittel zugelassen und muss von den verantwortlichen Lebensmittelunternehmern für die jeweiligen Lebensmittel beantragt werden. Die Zulassungen lagen zum Zeitpunkt der Beurteilung nicht vor.
Weitere Kennzeichnungsmängel betrafen die Nährwertdeklaration und das Zutatenverzeichnis.
Im Jahr 2021 hat das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover 31 Pflanzendrinks auf Schwermetalle untersucht, davon 12 Mandel-, elf Reis- und vier Haferdrinks.
Im Fokus standen diverse Schwermetalle wie zum Beispiel Quecksilber, Cadmium, Blei, aber auch Nickel, Mangan, Kupfer, die im Rahmen des bundesweiten Monitorings untersucht wurden, sowie die Prüfung der Kennzeichnung.
Während die Schwermetallergebnisse als unauffällig bewertet wurden, gab die Kennzeichnung bei etlichen Proben Anlass zur Beanstandung:
Vor allem bei Reisdrinks wurde die Angabe „Reis“ im Verzeichnis der Zutaten als irreführend beurteilt. Reis enthält von Natur aus nur sehr wenig Zucker. Die Reisdrinks enthielten deutlich mehr Zucker als nach den verwendeten Zutaten zu erwarten gewesen wäre. Zucker war nicht zugesetzt. Bei der Herstellung der Reisgetränke wird der Reis fermentiert. Dabei wird Stärke teilweise in Zucker umgewandelt. Auf diesen Fermentationsschritt wurde weder im Zutatenverzeichnis bei der Zutat Reis noch in der Bezeichnung der Getränke hingewiesen.
Außerdem wurde die Angabe „enthält von Natur aus Zucker“ bei diesen Drinks als unzulässig bewertet, da Reis von Natur aus keinen Zucker enthält, sondern dieser erst durch die Fermentation entsteht.
Ein Haferdrink mit Mangomark warb mit der Angabe „Buttermilk“. Solche Hinweise auf Milcherzeugnisse sind bei Pflanzendrinks nicht erlaubt.
Weitere Kennzeichnungsmängel betrafen die Nährwertdeklaration und das Zutatenverzeichnis.
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