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Hepatitis A- und Noroviren in tiefgefrorenen Beerenfrüchten?

Tiefgefrorene Früchte Bildrechte: © Carmen Steiner - Fotolia.com
Tiefgefrorene Früchte sind ein beliebter Frischobstersatz. Gern werden sie zur Zubereitung von Süßspeisen oder Smoothies verwendet. Da die Erzeugnisse jedoch häufig roh verzehrt oder nur kurzfristig erhitzt werden, sind diese Lebensmittel für die Verbreitung von Infektionen besonders sensibel.

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES werden regelmäßig verschiedene Mischungen von tiefgekühlten Obst- und Beerenmischungen aus dem Einzelhandel insbesondere auf das Vorhandensein von Noroviren und Hepatitis A-Viren untersucht.
In den vergangenen Jahren gab es in Europa vermehrt Meldungen über Krankheitsausbrüche, die auf lebensmittelassoziierte Viren aus tiefgekühlten Beerenmischungen zurückzuführen waren. Nach dem Verzehr von mit Viren kontaminierten Lebensmitteln kann es, je nach vorhandenem Virus, zu mehr oder weniger schweren Erkrankungen kommen. Die Erkrankungen reichen von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall (zum Beispiel durch Noroviren verursacht) bis zur Leberentzündung als Folge einer Infektion mit Hepatitis A-Viren.

Norovirusinfektionen sind die häufigste Ursache für Magen-Darm-Erkrankungen und übersteigen die Anzahl bakterieller Infektionen deutlich. Diese Viren besitzen eine hohe Toleranz gegenüber Hitze (etwa 60 Grad Celsius) und Kälte (Minus 20 Grad Celsius und kälter). Bereits zehn bis 100 aufgenommene Viruspartikel reichen aus, um eine Erkrankung auszulösen. Deshalb breitet sich eine Norovirusinfektion sehr schnell aus und verursacht häufig Massenerkrankungen, zum Beispiel in Seniorenheimen oder Krankenhäusern.

Hepatitis A ist eine ansteckende Erkrankung der Leber, die durch Hepatitis A-Viren hervorgerufen wird. Hepatitis A-Viren können durch kontaminierte Lebensmittel und Trinkwasser aufgenommen werden. Insbesondere Muscheln, Austern sowie Obst und Gemüse gelten als risikobehaftet.

Untersuchungen des LAVES

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover (LVI BS/H) des LAVES werden regelmäßig tiefgekühlte Obst- und Beerenmischungen molekularbiologisch auf Noroviren und Hepatitis-A-Viren untersucht. Zum Großteil handelt es sich um Planproben, die insbesondere aus dem Einzelhandel entnommen werden.

Im Jahr 2023 wurden 30 Proben tiefgefrorener Früchte auf Noroviren und zusätzlich auf das Hepatitis A-Virus untersucht. Sechs davon waren Verdachtsproben aus Erkrankungsgeschehen. Ergebnis: Erfreulicherweise wurden in den untersuchten Proben keine Noroviren oder Hepatitis A-Viren nachgewiesen.

Insgesamt wurden 48 Proben tiefgekühlte Obst- und Beerenmischungen auf Hepatitis A-Viren und/oder Noroviren in den Jahren 2019 bis 2022 untersucht. Bei den Proben handelte es sich unter anderem um Himbeeren, Beerenmischungen, Erdbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren und Heidelbeeren. Die Herkunft vieler Früchte ist häufig nicht bekannt, da auf den Fertigpackungen in der Regel lediglich Angaben zum Hersteller/Importeur gemacht werden. In keiner der untersuchten Proben konnten Noroviren oder Hepatitis A-Viren nachgewiesen werden.

Untersuchungen im Verdachtsfall

Kommt es zu Erkrankungen beim Menschen, so werden sogenannte Verdachtsproben in das Labor gesandt. So kam es beispielweise im Jahr 2016 in Niedersachsen zu einem Krankheitsgeschehen in einer Klinik, bei dem insgesamt 27 Personen an Durchfall und Erbrechen erkrankten. Durch Befragungen vor Ort kristallisierte sich eine Nachspeise als mögliche Ursache heraus, da diese von allen Erkrankten verzehrt wurde. Es handelte sich dabei um ein Dessert, das unter Verwendung von tiefgefrorenen Himbeeren (sogenannter Himbeergrieß) hergestellt wurde. In den verbliebenen Resten der angebrochenen Packung des verwendeten tiefgefrorenen Himbeergrießes wurden im LVI BS/H Noroviren der Genogruppe II.4 nachgewiesen. Dieselbe Genogruppe wurde ebenfalls im Stuhl erkrankter Personen ermittelt. Dies war der Beweis dafür, dass die Nachspeise das auslösende Agens für die Gruppenerkrankung war.

Empfehlung für den Verzehr

Noroviren und auch Hepatitis A-Viren können im Zuge des Anbaus, der Ernte oder während der Verarbeitung beim Produzenten auf die Früchte gelangen. Die Tiefgefrierlagerung der Früchte bewirkt dabei keine Abtötung möglicher vorhandener Viren.

Da bei tiefgefrorenen Beeren von einem Rohverzehr durch den Verbraucher ausgegangen werden muss, stellt die Produktgruppe eine nicht unerhebliche Gesundheitsgefahr dar. Zwar wurden in Niedersachsen in den bisher durchgeführten Untersuchungen der eingesandten Planproben keine Viren nachgewiesen, jedoch belegen die immer wieder auftretenden Erkrankungsfälle, dass Verbraucher mit dieser Produktgruppe hygienisch sorgfältig umgehen müssen.

Damit sich ein Krankheitsgeschehen wie in Niedersachsen im Jahr 2016 oder gar ein großes, mehrere Bundesländer umfassendes Ausbruchsgeschehen wie im Jahr 2012, bei dem etwa 11.000 insbesondere Schüler an Noroviren durch den Verzehr von Tiefkühlbeeren erkrankten, nicht wiederholen, sollten Tiefkühlfrüchte nicht roh verzehrt werden. Zurzeit ist der einzig wirksame Schutz eine ausreichende Erhitzung auf Kerntemperaturen von über 90 Grad Celsius vor dem Verzehr.

Das BfR empfiehlt insbesondere empfindlichen Personengruppen, auf die Verwendung von Tiefkühlbeeren ohne ausreichende Wärmebehandlung zu verzichten (weitere Informationen gibt es im Merkblatt „Sicher verpflegt: Besonders empfindliche Personengruppen in Gemeinschaftseinrichtungen).

Das LVI BS/H wird seine Untersuchungen auf Noroviren und Hepatitis-A-Viren in tiefgefrorenen Beerenfrüchten weiterhin regelmäßig durchführen.

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