Jodquelle Konsummilch
Laut Literaturangaben1 soll sich der Jodgehalt von Kuhmilch durch Jodzusatz zum Trockenfutter in den letzten Jahren erhöht haben. Da einige Verbrauchergruppen mit autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen auf eine reduzierte Jodzufuhr achten müssen, wurde 2010 im Rahmen eines Projektes im Lebensmittelinstitut Braunschweig der aktuelle mittlere Jodgehalt von Konsummilch ermittelt.
Die Ergebnisse
Die Jodgehalte der 32 untersuchten Proben lagen zwischen 90 und 180 µg/l, der mittlere Gehalt betrug 140 µg/l.
Nach Literaturangaben1 ist der Jodgehalt in Milch durch Anreicherung des Futters seit einigen Jahren angestiegen und liegt bei > 100 µg/l. In den Nährwerttabellen nach Souci, Fachmann, Kraut2 ist bei Konsummilch (3,5 % Fett) ein Jodgehalt von 2,7 µg/100g ≈ 27 µg/l genannt. Dieser Wert wird bei allen im LI BS untersuchten Proben deutlich überschritten. Insofern stimmt das hiesige Untersuchungsergebnis mit den Angaben nach Flachowsky, Schöne, Jahreis1 überein.
Hintergrundinformationen
Jod ist ein essentielles Spurenelement, das mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Es ist notwendig für die Bildung der Schilddrüsenhormone, die zahlreiche Körperfunktionen steuern3.
Deutschland ist Jodmangelgebiet, da Jod nur in geringen Mengen von den Nutzpflanzen aufgenommen wird und diese dadurch nur in geringem Umfang zur Jodversorgung beitragen. Seefisch, der regelmäßig verzehrt zu einer guten Jodversorgung beitragen könnte, steht relativ selten auf dem Speiseplan3.
Insgesamt hat sich die Jodversorgung jedoch verbessert, da mit Jod angereichertes Kochsalz auf dem Markt ist. Auch die Jodanteile von Milch haben sich in den vergangenen Jahren erhöht, was auch durch die hiesigen Untersuchungen bestätigt wird. Ursache der Erhöhung ist die Anreicherung des Trockenfutters der Kühe mit Jod3.
Empfohlene Tagesdosis - tolerierbare Höchstmenge
Richtwerte für eine ausreichende Jodzufuhr sind den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu entnehmen. Danach sollte die Jodzufuhr bei Kindern bis 6 Jahre 90 µg/Tag, bei Schulkindern 120 µg/Tag und bei Jugendlichen und Erwachsenen 150 bis 200 µg/Tag betragen5.
Die empfohlene Tagesdosis für einen Erwachsenen beträgt nach den Vorgaben der Nährwertkennzeichnungsrichtlinie, RL 90/496/EWG, 150 µg/Tag.
Andererseits können zu hohe Jodaufnahmen auch zu Nebenwirkungen führen. So können z. B. bei Personen, die aufgrund eines jahrelangen Jodmangels Schilddrüsenfunktionsstörungen entwickelt haben, durch sehr hohe Jodzufuhr Beschwerden der Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst bzw. verstärkt werden3.
Daher wurden von verschiedenen Gremien empfohlene tolerierbare Höchstmengen („upper intake level, UL“) veröffentlicht. Diese sind in einem wissenschaftlichen Gutachten der EFSA vom 25. Januar 20055 zusammengestellt. Danach werden die folgenden niedrigsten maximalen Tagesdosen für gesunde Menschen von dem wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss der EU-Kommission (SCF, Scientific Committee on Food) vorgeschlagen:
Kinder 1 bis 3 Jahre |
200 µg/Tag |
Kinder 4 bis 6 Jahre |
250 µg/Tag |
Kinder7 bis 10 Jahre |
300 µg/Tag |
11 bis 14 Jahre |
450 µg/Tag |
Jugendliche 15 – 17 Jahre |
500 µg/Tag |
Erwachsene > 18 Jahre |
600 µg/Tag |
Zur Klärung der Fragen, ob einerseits durch regelmäßigen Verzehr von Milch ein wesentlicher Beitrag zur ausreichenden Jodversorgung geleistet werden kann und ob andererseits die empfohlenen tolerierbaren Höchstmengen überschritten werden, werden allgemeine Empfehlungen für den Milchverzehr herangezogen. Unter Zugrundelegung des bei den hiesigen Untersuchungen festgestellten mittleren Jodgehaltes von 140 µg/l bzw. maximalen Jodgehaltes von 180 µg/l wurde daraus die entsprechende Jodaufnahme/Tag berechnet.
Die so errechnete Jodzufuhr/Tag wird in der folgenden Tabelle den empfohlenen Tagesdosen bzw. den empfohlenen tolerierbaren Höchstmengen/Tag gegenübergestellt:
Empfohlene Verzehrsmengen Milch in (ml/Tag)4 |
Errechnete Jodzufuhr (µg/Tag) (bei Zugrundelegung des mittleren festgestellten Jodgehaltes von 140 µg /l) |
Errechnete Jodzufuhr (µg/Tag) (bei Zugrundelegung des maximalen festgestellten Jodgehaltes von 180 µg /l) |
Kleinkinder, Kinder 1 - 6 Jahre: 300-350a |
42 - 49 |
54 - 63 |
90 Empfohlene Tagesdosisc |
200 - 250 tolerierbare Höchstmenged |
|
Kinder, Jugendliche 7 - 17 Jahre: 400 - 500a |
56 - 70 |
72 - 90 |
120 - 150 Empfohlene Tagesdosisc |
300 - 500 tolerierbare Höchstmenged |
|
Erwachsene: ca. 250 ml fettarme Milchb |
35 |
45 |
150 -200 Empfohlene Tagesdosisc |
600 tolerierbare Höchstmenged |
a Empfehlung des Dortmunder Forschungsinstitutes für Kinderernährung4
b Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung4
c Empfehlung der WHO, EFSA Journal (2005) 168; S. 425
d SCF (Sientific Committee on Food), EFSA Journal (2005) 168; S. 205
Fazit:
Aus der Gegenüberstellung in der Tabelle ist ersichtlich, dass bei ausgewogener Ernährung Milch eine gute Quelle für die Jodversorgung ist.
Eine Überschreitung des „upper intake level“ ist bei ausgewogener Ernährung bei keiner Altersstufe zu erwarten.
Für Personen mit autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen, die auf eine moderate Jodzufuhr achten müssen, ist das Wissen um die aktuellen Jodgehalte von Konsummilch für die Erstellung des Speiseplanes jedoch von Bedeutung.
Link:
- Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelvorsorge (FAQ des BfR vom 7. Februar 2012)
1 Flachowsky, Schöne, Jahreis, Ernährungs-Umschau 53 (2006) Heft 1, S. 17 ff.
2 http://www.sfk-online.net/cgi-bin/sfkstart.mysql?language=german
3 Jodmangel und Schilddrüse, 25 Fragen und Antworten, Arbeitskreis Jodmangel, Klinikum der Universität München
4 aus: AID Broschüre Milch und Milcherzeugnisse, 1008/2009, S. 10
5 Gutachten des wissenschaftlichen Gremiums für Zusatzstoffe, Erzeugnisse und Stoffe in der Tierernährung auf Ersuchen der Kommission über die Verwendung von Jod in Futtermitteln; EFSA Journal (2005) 168; S. 1 - 42, vom 25.01.2005
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