Authentizität von Lebensmitteln
Lebensmittelkriminalität im Visier – Analytische Ansätze zur Aufdeckung
Was ist eigentlich „Lebensmittelauthentizität“? Stimmt ein Lebensmittel in seinen Eigenschaften – zum Beispiel Zusammensetzung, Herkunft, Verarbeitung – mit den Angaben auf seiner Verpackung überein, so gilt es als authentisch. Es wird ausgeschlossen, dass das Produkt einer Verfälschung unterliegt. Diese könnte bestehen durch:
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Dazu gehören
- klassische chemisch-physikalische Methoden, mit denen die Zusammensetzung und Reinheit geprüft wird
- innovative Methoden, die neue Nachweismöglichkeiten eröffnen, die klassische Methoden alleine nicht bieten können wie zum Beispiel
- molekularbiologische Verfahren, wie Next Generation Sequencing (NGS)
- Stabilisotopenanalyse (IRMS)
- Kernmagnetresonanz oder Nuclear Magnetic Resonance-Analyse (NMR)
Die analytischen Fragestellungen können dabei entweder zielgerichtet oder nicht zielgerichtet sein.
Zielgerichtete Analytik: Wer suchet, der findet?
Bei der zielgerichteten Analytik wird auf bestimmte, vorab definierte und festgelegte Inhaltsstoffe geprüft. Ob und in welcher Menge der Inhaltsstoff in dem Lebensmittel vorhanden ist, gibt einen Hinweis auf eine mögliche Verfälschung. So kann beispielsweise durch fruchtsortenspezifische Inhaltsstoffe die „Sortenreinheit“ von Fruchtsäften überprüft werden.
Der Vorteil der zielgerichteten Analytik liegt in der Anwendung etablierter, vergleichsweise einfach beherrschbarer Untersuchungstechniken. Allerdings hat dies auch einen entscheidenden Nachteil: Wenn man nach einem Inhaltsstoff nicht gezielt sucht, findet man diesen auch nicht.
Zudem gibt es Eigenschaften von Lebensmitteln, die sich oft nicht auf den Gehalt einzelner Inhaltsstoffe zurückführen lassen. Hierzu zählen:- tierische/pflanzliche Herkunft, zum Beispiel Pferde-/Rindfleisch
- geografische Herkunft, zum Beispiel griechisches/italienisches Olivenöl
- Herstellungsweise, zum Beispiel bio/konventionell
Nicht-zielgerichtete Analytik: das „Profil“ eines Lebensmittels
Die wahrscheinlich älteste nicht-zielgerichtete Untersuchung von Lebensmitteln ist die sensorische Prüfung – also die Beurteilung durch Einsatz der menschlichen Sinne Sehen, Riechen und Schmecken.
Sachverständige für sensorische Prüfungen können durch Erfahrung und kontinuierliche Schulung beurteilen, ob ein Lebensmittel typisch ist und ausgelobten Qualitätsversprechen entspricht. Das, was bei sensorischer Prüfung der menschlichen Expertise entspricht, muss bei Anwendung von analytischen Methoden durch Messung von repräsentativen Vergleichsproben aufgebaut werden. Jede dieser Proben weist ein individuelles, aus vielen Daten bestehendes Profil auf. Auf diese Weise „lernt“ die Technik die natürliche Variabilität eines Lebensmittelprofils.
Nach Gruppierung der Messdaten kann ein Muster eines zu prüfenden Lebensmittels mit diesen verglichen werden. Stimmt das Profil mit der Gruppe der unverfälschten Vergleichsproben überein, so ist das Lebensmittel „typisch“. Andernfalls gilt das Lebensmittel als untypisch.
Die Nachahmung des kompletten Profils eines Lebensmittels ist sehr aufwendig, so dass sich die Verfälschung finanziell weniger lohnt. Durch den Einsatz der nicht-zielgerichteten Analytik in der amtlichen Lebensmittelüberwachung kann der Lebensmittelkriminalität wirksam begegnet werden.Mit einem farbigen Band wird die Gruppe typischer Honig-Profile abgebildet. Rote Bereiche markieren die am häufigsten vorkommenden Intensitäten. Das Profil eines zu prüfenden Honigs wird als schwarze Linie darübergelegt und stimmt in der Abbildung links sehr gut mit der Gruppe „Rapshonig“ überein, die Probe wird als Rapshonig bestätigt. In der rechten Abbildung wird das Profil eines Blütenhonigs mit Referenzproben verglichen und weicht von diesen deutlich ab.