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Gelb und giftig: Das Jakobs-Kreuzkraut breitet sich aus

Gefahr für Weidetiere: Giftige Wildpflanzen-Arten


Jakobs-Kreuzkraut Bildrechte: © emilio100 – stock.adobe.com

Wenn das Jakobs-Kreuzkraut im Juli und August gelb auf den Feldern und Wiesen blüht, mag es hübsch anzuschauen sein – die einheimische Pflanze ist jedoch hochgiftig und gefährlich für Nutz- oder Heimtiere, wenn sie als Futtermittel dient.

Tierhalter, die Weiden und Wiesen extensiv bewirtschaften, sollten auf wild wachsende Pflanzen-Arten in ihrem Grünland achten, denn sonst kann sich der Blumentraum zu einem Alptraum für Weidetiere entwickeln: Pflanzen wie zum Beispiel Kreuzkräuter (Raukenblättriges Kreuzkraut, Wasser-Kreuzkraut oder Jakobskreuzkraut) enthalten Stoffe, die bei Rindern, Schafen oder Pferden zu Vergiftungen führen. Als tödliche Dosis wird die Aufnahme an Frischpflanzen ab fünf Prozent des Körpergewichtes angenommen.

Natürliche Inhaltsstoffe des Krautes sind Pyrrolizidin-Alkaloide (PA), die allen Pflanzenteilen als Fraßschutz dienen. PA werden als lebertoxisch, krebserregend und DNA-schädigend eingestuft. Wenn Tiere das Jakobs-Kreuzkraut fressen, kann es zu Vergiftungen kommen. Die Alkaloide verursachen Magen-Darm-Beschwerden, Krämpfe, Taumeln, Unruhe, blutigen Durchfall und Erbrechen, im schlimmsten Fall kann der Tod eintreten. Auch für Menschen können PA schädlich sein.

Selbst kleine Mengen führen, regelmäßig konsumiert, zu chronischen Vergiftungen bei Weidetieren. Im Verlauf von drei Tagen bis sechs Monaten nach Pflanzenaufnahme (in Abhängigkeit von der täglichen Einzelmenge, die aufgenommen wird) treten erste Symptome auf: schlechte Futteraufnahme, Gewichtsverlust, Durchfall und häufiges Gähnen. Hinweise für das Auftreten von zentralnervösen Störungen aufgrund der eingeschränkten Leberfunktion sind das längere Stehen bleiben auf der Weide mit stumpfem Gesichtausdruck und Bewusstseinstrübung. Im weiteren Verlauf sind die Tiere unkoordiniert in ihren Bewegungen, werden apathisch, haben Kaukrämpfe oder Anfälle, werden aggressiv und können ins Koma fallen. Eine Therapie dieser Tiere ist dann nicht mehr möglich.

Integrierter Fressschutz funktioniert – auf der Weide

Auf der Weide meiden Tiere die Jakobs-Kreuzkraut-Pflanzen, weil die PA bitter schmecken. Im getrockneten Zustand verlieren die Pflanzen den bitteren Geschmack, bleiben aber trotzdem giftig. Deswegen darf Heu, das Kreuzkräuter enthält, nicht als Futter genutzt werden.

Die Rechtslage ist eindeutig: Das Jakobs-Kreuzkraut darf nicht verfüttert werden – weder an Heimtiere (§ 17 des Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetz) noch an Nutztiere (EU- Verordnungen (EG) Nr. 178/2002
und 183/2005). Es können sonst Geldstrafen drohen; Futtermittelbetriebe
können auch ihre Zulassung verlieren.

Die gelbe Giftpflanze breitet sich derzeit massiv aus und bildet dichte Bestände. Die Pflanze kommt vor allem an Bahndämmen, an Straßen- und Wegrändern, als Ackerwildkraut und in Wiesen mit hohem Feuchtigkeitsgehalt vor. Grund dafür ist oft die mangelnde Pflege von Landschaftsflächen, aber auch die Über- oder Unternutzung von Flächen, in denen sich die Pflanze durch Samen verbreiten kann.

Futtermittelüberwachung ist Tierschutz

Die gute Nachricht: Immer mehr Menschen wissen über das Jakobs-Kreuzkraut Bescheid. Die Futtermittelüberwachung des LAVES bekommt regelmäßig Anfragen und Hinweise auf ein massives Auftreten der Pflanzenart.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Futtermittelüberwachung beraten zum Jakobs-Kreuzkraut und führen Kontrollen durch, um sich ein Bild der Lage vor Ort zu machen. Die Nachverfolgung der möglichen Nutzung des Jakobs-Kreuzkrautes als Futtermittel ist dabei oberstes Ziel – so wird eine Gesundheitsgefährdung der Tiere vermieden oder zumindest unterbunden!

Wie kann das Jakobs-Kreuzskraut bekämpft werden?

Die Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes wird am besten bekämpft, wenn die Samenbildung verhindert wird. Der gezielte Einsatz von Fraßfeinden wie beispielsweise Insekten wird diskutiert, ist aber als Einzelmaßnahme nicht erfolgversprechend.

Die betroffenen Flächen sollten spätestens bei Blühbeginn gemäht werden; das gilt auch für die Nachmahd. Bei Einzelpflanzen ist das Ausreißen oder Ausstechen eine wirksame Methode. Bei stärkerem Befall ist eine chemische Bekämpfung kaum zu umgehen. Die sinnvollste Maßnahme bleibt die Pflege einer geschlossenen Grünlandnarbe – damit sich das das gelbe Giftkraut erst gar nicht ansiedeln kann.

Ist das Jakobs-Kreuzkraut auch für Menschen schädlich?
Die Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) können auch für Menschen schädlich sein. Daher gibt es in der Europäischen Union (EU) gesetzliche Höchstgehalte für PA in bestimmten Tees, Kräutern und Nahrungsergänzungsmitteln.

Kann das Jakobs-Kreuzkraut als Futtermittel für Nutztiere über die aus ihnen gewonnenen Lebensmittel eine Gefährdung für die menschliche Gesundheit darstellen?
Die Gefahr für Menschen ist nach bisherigem Wissensstand (Metzner 2013) eher unwahrscheinlich, da eine Vergiftung durch das Jakobs Kreuzkraut in der Regel Einzeltiere betrifft. Vom Menschen verzehrt wird normalerweise Tankmilch, also besteht ein starker Verdünnungseffekt. Ein Übergang der Toxine ins Fleisch wurde bisher nicht festgestellt.

Weitere Informationen zu PA in Lebensmitteln:

Jakobskreuzkraut   Bildrechte: ©Landwirtschaftskammer NRW
Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) ©Landwirtschaftskammer NRW
Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea)   Bildrechte: ©Landwirtschaftskammer NRW
Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) ©Landwirtschaftskammer NRW
Blattrosette des Jakobskreuzkrautes (Senecio jacobaea)   Bildrechte: ©Landwirtschaftskammer NRW
Blattrosette des Jakobskreuzkrautes (Senecio jacobaea) ©Landwirtschaftskammer NRW
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