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Eiweißfuttermittel - die Bodybuilder

Eiweiß (Protein) ist für Tiere und Menschen lebenswichtig, da Proteine ein wesentlicher Bestandteil aller Körperzellen sind. Sie bestimmen in großem Maße die Funktion und die Struktur des tierischen Körpers.

Das LAVES untersucht im Futtermittelinstitut Stade (FI STD) kontinuierlich Misch- und Einzelfuttermittel auf die Richtigkeit der als "Rohprotein" deklarierten Eiweißgehalte sowie auf verbotene tierische Eiweißquellen und auf Melamin, das analytisch nicht nur einen hohen Eiweißgehalt vortäuschen kann sondern auch ein Gesundheitsrisiko darstellt. Das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover fahndet darüber hinaus nach nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bei pflanzlichen Eiweißlieferanten.

Damit bei Nutztieren keine Mangelerscheinungen auftreten und Fleisch, Milch und Eier guter Qualität erzeugt werden können, muss hierzulande das betriebseigene Futter in der Regel durch Futtermittel mit hohem Eiweißgehalt ergänzt werden. Dafür kommen Eiweißfuttermittel pflanzlicher Herkunft, tierische Eiweißfuttermittel und Proteinerzeugnisse aus Mikroorganismen in Betracht. Eiweißfuttermittel stellen einen erheblichen Kostenfaktor in der Landwirtschaft dar. Mit ihrer Erzeugung und Anwendung sind bisweilen Risiken und globale Probleme verbunden.

Gespart am falschen Ende: Appetitverderber Tiermehl

In den 80er und 90er Jahren erschreckten Bilder torkelnder Rinder die Verbraucher.

Fisch- und Säugerknochen
Fisch- und Säugerknochen

Der Konsum von Rindfleisch ging drastisch zurück, nachdem der Zusammenhang zwischen einer Variante der menschlichen Creutzfeld-Jacob-Krankheit und dem sog. Rinderwahn (BSE = Bovine Spongiforme Encephalopathie) erkennbar wurde. Ursache der Erkrankung war die Verfütterung von mit Prionen kontaminiertem, nicht ausreichend erhitztem Tiermehl, das aus Kadavern und Schlachtabfällen stammte. 2001 wurde das Verfütterungsverbot tierischer Proteine an Lebensmittel liefernde Tiere wirksam. Der positive Effekt zeigte sich am kontinuierlichen Rückgang von Erkrankungsfällen.

Die Einhaltung des Verfütterungsverbotes wird im LAVES unter anderem durch die mikroskopische Untersuchung von Futtermitteln im FI STD überwacht. Bei diesem von der EU-Kommission vorgeschriebenen Verfahren werden tierische Bestandteile anhand von tiercharakteristischen morphologischen Kennzeichen wie Knochenfragmenten, Muskelfasern, Federn oder Haaren noch in einer Größenordnung kleiner als 0,1 Prozent unter dem Mikroskop zuverlässig erkannt. Seit der Etablierung der Methode im FI STD im Jahr 2003 wurde nur ein Rinderfutter beanstandet, das Spuren von tierischem Protein enthielt.

Fischmuskulatur in Sojaschrot
Fischmuskulatur in Sojaschrot

Etwas anrüchig: Fischmehl

Fischmehl ist inzwischen von dem generellen Verbot der Verfütterung tierischer Proteine ausgenommen worden. Es darf als Zusatz in Milchaustauschern an Wiederkäuer verfüttert werden, soweit es sich um saugende Jungtiere handelt. Ferner ist der Zusatz von Fischmehl im Futter für Schweine, Heimtiere und Geflügel zulässig. Die Verwendung ist per EU-Verordnung einem umfangreichen Regelungskatalog unterworfen. Bei den im FI STD untersuchten Futtermitteln beträgt der Anteil an fischmehlhaltigen Produkten etwa drei Prozent. Die mikroskopische Unterscheidung zwischen Landtierbestandteilen und Fisch ist über Knochenfragmente möglich, eine genauere Charakterisierung der Tierart jedoch nicht. Ringuntersuchungen haben ergeben, dass Tiermehl von Landtieren bei gleichzeitig vorhandenem Fischmehl noch in einer Größenordnung von 0,1 Prozent zweifelsfrei nachzuweisen ist.

Sojabohnen
Sojabohnen

Heute in vielen Trögen: gentechnisch verändertes Soja

Vor der BSE-Krise wurden in Deutschland jährlich 450.000 Tonnen Tiermehl an Schweine und Geflügel verfüttert. Das durch das Verfütterungsverbot entstandene Defizit konnte nur teilweise durch die heimische Produktion pflanzlicher Eiweißfuttermittel ausgeglichen werden. In der gesamten EU ist nunmehr importiertes Soja mit einem Anteil von 66 Prozent der dominierende pflanzliche Proteinlieferant in der Tierernährung. Gehalte von um die 40 Prozent hochwertigen Proteins haben der kleinen gelben Bohne den Ruf als "pflanzliches Fleisch" beschert. Weltweit hat sich die Sojaproduktion in den letzten 20 Jahren auf 227 Mio. Tonnen verdoppelt. Rund 85 Prozent davon werden in Tierfutter verwendet.

In den Anbauländern Südamerikas weicht kleinbäuerliche Landwirtschaft, die zur Selbstversorgung der Länder beitrug, nun zunehmend einer exportorientierten Großindustrie. Bei keiner Kulturpflanze ist der Anteil gentechnich veränderter Sorten so hoch wie bei der Sojabohne. Nahezu alle der im FI STD untersuchten konventionell erzeugten Mischfutter enthalten Sojabestandteile, die mit dem Hinweis: "hergestellt aus gentechnisch veränderten Sojabohnen" versehen sind. Diese Praxis ist legal, solange es sich um gentechnisch veränderte Sorten handelt, die ein langwieriges und aufwändiges Zulassungsverfahren der EU durchlaufen haben. Für nicht zugelassene GVO (gentechnisch veränderte Organismen) gilt zur Zeitdie "Nulltoleranz", das heißt, dass sie selbst in Spuren nicht im Futtermittel enthalten sein dürfen.

Das Lebensmittelinstitut- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES hat bereits 1993 mit der Erarbeitung von Methoden zum Nachweis von Bestandteilen aus gentechnisch veränderten Organismen in Lebensmitteln und Futtermitteln begonnen und damit die Grundlage für bundesweit und international standardisierte Nachweismethoden gelegt. Bei den untersuchten Futtermitteln waren GVO-Gehalte bisher überwiegend korrekt deklariert.

Blaue Lupinen treten gegen gelbe Bohnen an

Innerhalb der EU besteht ein ständig steigender Bedarf an pflanzlichem Eiweiß. Der Selbstversorgungsgrad mit pflanzlichem Protein beträgt hier nur etwa 25%. Den eiweißreichen einheimischen Körnerleguminosen wie Futtererbsen, Ackerbohnen und Blauen Lupinen wird jetzt als Alternative zur Sojafütterung wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Neben dem wichtigen Aspekt, von den Preisschwankungen des Weltmarktes etwas unabhängiger zu werden, ist dies auch im Interesse vieler Verbraucher, die Nahrungsmittel aus gentechnikfreien Produktionslinien bevorzugen.

Proteinressource der Zukunft: Insekten

Als eiweißreiche Nahrungsmittel spielen Insekten in bestimmten Regionen der Welt schon immer eine Rolle in der menschlichen Ernährung. Seit einigen Jahren formieren sich Start-up Unternehmen, die Insektenprotein als Futtermittelbestandteil herstellen. Der Zulassungsprozess für die Produkte ist langwierig, weil - nach den Erfahrungen aus der BSE-Krise - alle denkbaren Risiken einer Insekten-Massentierhaltung und -proteinproduktion eingeschätzt werden müssen. Der erste Schritt ist getan: seit Mai 2017 ist die Verfütterung des Proteins bestimmter Spezies als Bestandteil von Mischfuttermitteln für Aquakulturen möglich.

Rinder auf der Weide

Keine Lösung: Eiweiß aus der Nährlösung

Die Produktion von Eiweißfuttermitteln aus Mikroorganismen erfuhr parallel mit der Entwicklung der Biotechnologie einen enormen Aufschwung. Mit der großtechnischen Kultivierung von Mikroorganismen, die einfache Kohlenstoffverbindungen wie z.B. Kohlenmonoxid, Methan oder Essigsäure in hochwertige Eiweiße umwandeln sollten, erhoffte man sich eine elegante Lösung des Eiweißproblems in der Ernährung von Tier und Mensch. Die Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht, weil die Kosten der Produkte nicht mit denen pflanzlicher Erzeugnisse konkurrieren konnten. So kommen im FI STD nur in bescheidenem Umfang Futtermittel zur Untersuchung, die Hefen enthalten.

Billiger Trick, fatale Folgen: Melamin im Futter

Die Eiweißgehalte von Futter- und Lebensmitteln werden aus dem analysierten Stickstoffgehalt errechnet. Melamin enthält etwa 66% Stickstoff und ist damit geeignet, einen hohen Eiweißwert vorzutäuschen. Dieser billige Trick kostete in China viele Menschenleben. Seit dem Melaminskandal im Jahr 2007 ist die Untersuchung auf diesen verbotenen Stoff in der Untersuchungsroutine am Futtermittelinstitut fest etabliert.

An der Qualität wird nicht gespart

Im Futtermittelinstitut Stade wurden im Durchschnitt der letzten fünf Jahre je 700 Proteinanalysen an Misch- und Einzelfuttermitteln zur Überprüfung der vom Hersteller deklarierten Gehalte durchgeführt. In der Futtermittelverordnung sind Toleranzbereiche festgelegt, innerhalb derer sich die angegebenen Rohproteingehalte befinden müssen. Angesichts der hohen Rohstoffpreise werden verständlicherweise eher Unter- als Überschreitungen beim Parameter "Rohprotein" beanstandet. Die Quote der wegen Untergehalten beanstandeten Proben liegt stabil unter fünf Prozent. An dem wertgebenden Bestandteil Eiweiß wird also kaum gespart. Die regelmäßige amtliche Kontrolle trägt dazu sicher einen wichtigen Teil bei.

Pelletiertes Kraftfutter Bildrechte: LAVES
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