11. Niedersächsisches Tierschutzsymposium 2018 in Oldenburg
Im März 2018 fand das 11. Niedersächsische Tierschutzsymposium im ehemaligen Landtag in Oldenburg statt. Mehr als 230 Teilnehmer/-innen - überwiegend Amtstierärzte/-innen - aus dem gesamten Bundesgebiet informierten sich in zahlreichen Fachvorträgen und auf Exkursionen zum Thema Tierschutz.
Der Schwerpunkt des Symposiums lag wie immer auf der Nutztierhaltung. Erstmalig vorgestellt wurde die im Rahmen des Tierschutzplans Niedersachsen erarbeitete „Tierschutzleitlinie für die Mastrinderhaltung“. Für Neubauten werden Mindestanforderungen festgelegt; für Altbauten sind differenzierte Übergangszeiten ausgearbeitet. Wohin die Entwicklung führen kann, zeigte die Besichtigung eines innovativen Tretmiststalls für 400 Mastrinder.
Im Fokus der Tagung standen außerdem die aktuellen Herausforderungen in der Schweinehaltung. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zur „Gruppenhaltung und freien Abferkelung von Sauen“ sowie „Praktikable Alternativen zum Umbau und zur veränderten Nutzung von Deckzentren“ waren ebenso Thema wie „Praktische Erfahrungen zur Reduzierung des Schwanzbeißens bei Schweinen“. In diesem Zusammenhang berichtete eine Mitarbeiterin des Tierschutzdienstes auch über ihre „Erfahrungen aus der Arbeit als nationale Sachverständige für die EU-Kommission im Bereich Schweinehaltung“. Abgerundet wurde der Themenkomplex durch die Exkursion zu einem „Aktivstall“ für Mastschweine, in dem bereits jetzt Tiere mit intakten Schwänzen gehalten werden und den Besuch der Versuchsstation für Schweinehaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Wehnen mit freier Abferkelung und Gruppenhaltung ferkelführender Sauen.
Zur Bewertung des Managements in Tierhaltungen wird die Nutzung von Tierschutzindikatoren immer wichtiger. Diese werden nicht nur im Betrieb, sondern insbesondere auch am „Flaschenhals“ Schlachthof erfasst. Beispielsweise werden in den Niederlanden mittlerweile Tierkörper von Geflügel systematisch auf Verletzungen untersucht, die Rückschlüsse auf die Art und Weise des Fangens und Verladens der Tiere zulassen. Über die Erfahrungen dieses Monitoring-Programms wurde ebenfalls berichtet.
Auch wenn sie nicht zu den Wirbeltieren zählen, gehören Bienen zu unseren wichtigsten Nutztieren. Ihre artgerechte Haltung sowie die erforderlichen Sachkenntnisse des Imkers waren daher Gegenstand des diesjährigen Auftaktreferates. Unterstützung für die tägliche Arbeit der Behörden gaben zudem „Erfahrungen aus der Überprüfung von Pferdehaltungen“ und „Fallbeispiele zur Umsetzung von Tierhaltungsverboten“. Das Spezialthema Papageienhaltung wurde durch den Besuch eines Papageienschutzzentrums mit großzügigen Flugvolieren vertieft. Besonderheiten der Pferdehaltung wurden in einem gewachsenen Betrieb von der Box bis zur modernen Laufstallhaltung erläutert. Zudem wurde die Frage erörtert, ob Schlafmangel bei Pferden ein Tierschutzthema ist. Eine differenzierte Betrachtung der Situation von „Straßenhunden in Europa“ weitete darüber hinaus den Blick für sinnvolle Ansätze im Auslandstierschutz.
Insgesamt zeigt die Auswahl der Fachvorträge und Exkursionen die große Bandbreite der Tierschutzthemen mit denen Amtstierärzte bei ihrer täglichen Arbeit konfrontiert sind. Um hier zu unterstützen, bot das Symposium wieder eine gute Plattform für regen Austausch, fachliche Diskussionen und Netzwerkbildung unter den Experten.
Genauere Informationen zu den Vorträgen und Betriebsbesichtigungen finden Sie im Tagungsband, den Sie hier als PDF herunterladen können.
Das 12. Nds. Tierschutzsymposium findet voraussichtlich im März 2020 statt.
Fotos des 11. Niedersächsischen Tierschutzsymposiums am 8. und 9. März 2018