Fragen und Antworten zur Seehundzählung
Warum werden Seehunde gezählt?
Die jährlichen Zählungen geben einen Überblick über den Bestand. Der Seehund wurde im Laufe der 1960er-Jahre aufgrund der Umweltbedingungen zur Seltenheit und die Population brach immer weiter zusammen.
Stehen Seehunde unter Schutz?
Seit 1971 dürfen Seehunde in Niedersachsen nicht mehr bejagt werden. Durch internationale Vereinbarungen, wie durch Listung in Appendix III der Berner Konvention des Europarats November 1979, haben sich die Mitgliedsstaaten zum Schutz des Seehundes im natürlichen Verbreitungsgebiet verpflichtet.
Seit wann werden in Niedersachsen Seehunde gezählt und von wem?
Der Seehundbestand wird in Niedersachsen seit 1958 systematisch erfasst: Bis 1972 wurde von Schiffen aus gezählt und seither aus der Luft vom Flugzeug. Das Seehund-Monitoring wird seit 2005 vom LAVES organisiert und koordiniert.
In welchen Ländern wird gezählt und warum zeitgleich?
Das Internationale Seehundschutzabkommen der Länder Deutschland (Niedersachsen und Schleswig-Holstein), Dänemark und Niederlande ist seit 1990 Grundlage für die Zählung. Im Rahmen dieses Abkommens starten die Zählungen in diesen Ländern zeitgleich. Seehunde sind sehr mobil und so sollen Doppelzählungen vermieden werden.
Wo starten die Flugzeuge in Niedersachsen?
Der Niedersächsische Küstenabschnitt wird für die Flüge in zwei etwa gleich große Zählabschnitte unterteilt. Zwei Kleinflugzeuge starten bei Niedrigwasser von hier: Flugplatz Norddeich: dieser Teilabschnitt umfasst das Wattenmeer vom Dollart bis zur Insel Wangerooge. Der Flug kann bis zu vier Stunden dauern. Flugplatz Mariensiel: vom Jadebusen über die Vogelinsel Mellum und Cuxhaven bis an die Elbe. Auch in diesem Abschnitt beträgt die Flugdauer bis zu vier Stunden.
Worin besteht die Herausforderung für Zähler und Pilot?
Die Propellermaschinen sind mit zwei Zählern besetzt – einer zählt die erwachsenen Seehunde, der andere die Jungtiere. Außerordentliches fliegerisches Können und präzise Orientierung im Watt sind erforderlich. Die Flughöhe ist sehr unterschiedlich, liegt aber bei etwa 150 Meter – aus Gründen der Flugsicherheit und um die Tiere nicht zu stören. Das niedersächsische Wattenmeer unterliegt einer ständigen natürlichen Veränderung. Stürme verändern beispielsweise Sandbänke, sie verlieren für den Seehund als Ruheplatz an Attraktivität, die Tiere ziehen weiter. Neue Wege und Plätze sind für den erfahrenen Zähler schnell auszumachen. Die Liegeplätze werden kartiert und es werden Fotos gemacht. Die Zähler können die Seehunde im Vorbeiflug systematisch erfassen. Anschließend werden die Daten ausgewertet. Die Tide begrenzt das natürliche Zeitfenster für die Zählung und bedeutet eine weitere Herausforderung für Pilot und Zähler.
Welche Erkenntnisse brachten die Zählungen 2024?
Es konnte ein stabiler und vitaler Seehundbestand beobachtet werden, obwohl das Wetter nicht optimal war. Stürmischer Wind, Gewitter und starker Regen beeinträchtigten die Flüge. Das Wetter war für die Zählflüge weitgehend optimal: blauer Himmel, viel Sonne, wenig stürmische Winde. Seehunde mögen es sonnig und ruhig, dann kommen sie an Land. Sensibel reagieren sie auf Wetteränderungen und auf Störungen durch den Menschen, dann ziehen sie sich ins offene Meer zurück. Allerdings scheint es, als ob der Höchststand noch nicht erreicht ist. Natürliche Einflüsse regulieren in der Regel den Bestand, dazu gehören Nahrungsangebot und Liegeplätze auf den Seehundbänken. Zeiten, in denen Seehunde im Wattenmeer bejagt werden durften, sind lange vorbei und Ausbrüche der Seehundstaupe sind überwunden. Der Seehund hat sich seinen festen Platz im Wattenmeer zurückerobert. Hier finden Sie die Bilanz der vergangenen Zählflüge.Rückblick: 1988 ereignete sich das erste große Seehundsterben. Die Seehunde wurden Opfer der Seehundstaupe, eine Viruserkrankung. Der schon geringe Seehundbestand an der Niedersächsischen Küste mit knapp 2.500 Tieren reduzierte sich auf 1.400. Im Sommer 2002 reduzierte sich der Seehundbestand dramatisch, wieder war es die Seehundstaupe. 3.851 Seehunde wurden an der niedersächsischen Küste tot aufgefunden, nur knapp 3.500 Tiere überlebten. Nach diesem Seuchenzug hat sich der Bestand kontinuierlich erholt und stabilisiert. Im Winter 2014 konnte das Grippevirus (H10N7) dem Bestand nicht ernsthaft etwas anhaben. In Niedersachsen verendeten etwa 320 Seehunde.
Hier ist die Statistik der Seehundpopulation von 1958 bis 2024 zu finden.
Wer trägt die Kosten?
Das Land Niedersachsen trägt die Kosten des trilateralen Seehundmonitorings. Niedersächsische Jäger unterstützen die Seehundzählung im Ehrenamt.Warum ein Gesundheitsmonitoring?
Neben der jährlichen Erfassung des Seehundbestandes wird auch ein Monitoring durchgeführt, das Aufschluss über den Gesundheitszustand der Populationen von Seehund, Kegelrobbe und Schweinswal gibt. Die Gesundheit der Tiere gibt Aufschluss über den Zustand des gesamten Ökosystems Wattenmeer: Krankheitserreger, Ursachen für Tierverluste oder Störungen der Gesundheit der Meeressäuger werden frühzeitig festgestellt. Hier gibt es mehr Informationen zum Gesundheitsmonitoring.