Artikel-Informationen
erstellt am:
29.08.2003
zuletzt aktualisiert am:
11.06.2010
Erste wissenschaftliche Erkenntnisse liegen vor: "Den niedersächsischen Seehunden geht es wieder gut", erklärt Dr. Eberhard Haunhorst, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES). Im vergangenen Jahr sind in den Monaten Juni bis November 3.995 Tiere, mindestens 61% des Gesamtbestandes, an der niedersächsischen Küste an der Seehundstaupe gestorben. Im Veterinärinstitut für Fische und Fischwaren Cuxhaven und im Veterinärinstitut Oldenburg sind im vergangenen Jahr die maßgeblichen Untersuchungen an den kranken Seehunde durchgeführt worden.
"Der Restbestand macht einen sehr gesunden und gestärkten Eindruck", so Dr. Michael Stede, vom Veterinärinstitut Cuxhaven, nach seinen Untersuchungen vor zwei Tagen am Borkum Riff. Dies unterstreicht damit auch das Ergebnis der diesjährigen Zählflüge des Niedersächsischen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, danach wurden 3.472 Seehunde an der niedersächsischen Küste gezählt. Stede ist niedersächsischer Vertreter in der Trilaterale Seal Expert Group (TSEG) des trilateralen Seehundschutzabkommens zwischen Holland, Deutschland und Dänemark und gehört hier zu den führenden Seehundexperten.
"Bei den Tieren verläuft der Haarwechsel zur Zeit normal, das ist ein gutes Zeichen", erklärt Stede. Denn dies ist ein wichtiger Indikator, eine Verzögerung kann auf eine beispielsweise chronische Erkrankung hindeuten. Seehunde wechseln ihr Fell von Ende Juli bis Mitte September, das rot-braune Haar wird durch ein silbergraues ersetzt. Außerdem waren auch keine abgemagerten Tiere mit eingefallenen Flanken zu entdecken. Im Gegenteil "die Tiere haben eine sehr gute Kondition", was besonders bei den am Borkum Riff vorkommenden Kegelrobben deutlich wurde.
Auch konnten dort bei den mehr als 180 Robben weder Blut noch Sekretspuren in den Liegmulden und Fährten der Tiere entdeckt werden. Blutspuren deuten auf offene Hautwunden hin. "Diese Erkenntnis zeigt, dass auch die Störungen durch Menschen in den vergangenen Jahren sehr nachgelassen haben", meint Stede. Im Vergleich zu den 80er Jahren hatte noch jedes fünfte Tier Bauchverletzungen.
Trotz aller positiven Hinweise, bleibt Stede vorsichtig: Alle 14 Jahre – 1988 brach die erste Epidemie in Deutschland aus - ist eine Epidemie keine Gefahr für den Bestand. Sollten sich allerdings diese Erkrankungen mehrmals binnen weniger Jahren wiederholen, müssten wir uns ernsthafte Sorgen machen. Diese Theorie teilt der Experte des LAVES mit skandinavischen Wissenschaftlern.
Seehunde sind ein wichtiger Indikator für die Qualität ihres Lebensraums, aus dem Fisch als Nahrungsmittel bezogen wird. Die Tiere fressen alles, was ihnen das Wattenmeer bietet. "Im Rahmen von bakteriologischen Untersuchungen erhalten wir im LAVES wichtige Hinweise über Erreger, die das Lebensmittel Fisch beeinträchtigen könnten", so Stede. Damit unterstützen die Untersuchungen an den Seehunden das Gesamtspektrum der umweltdiagnostischen Möglichkeiten für das Lebensmittels Fisch.
Die Beobachtung und Untersuchung der Seehunde wird durch das LAVES fortgesetzt.
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29.08.2003
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11.06.2010