Glyphosat und Pyrrolizidinalkaloide in Honig
Glyphosat
Durch kontrovers diskutierte Studien über mögliche Gesundheitsgefahren war Glyphosat zuletzt verstärkt im Fokus von Medienberichten.
Untersuchungergebnisse des LAVES
Im Jahr 2016 hat das Lebensmittel- und Veterinärinstut Oldenburg 193 verschiedene Honige auch im Rahmen der norddeutschen Kooperation aus dem Einzelhandel und aus Imkereien auf das Herbizid Glyphosat untersucht. Anlass für die Untersuchungen war ein sehr hoher Gehalt an Glyphosat in einem Honig aus Brandenburg, bei dem der gesetzliche Höchstgehalt um etwa das 100-fache überschritten war. Der Höchstgehalt für Glyphosat in Honig beträgt 0,05 mg/kg.
In 182 Honigen war Glyphosat nicht nachweisbar, darunter waren auch alle Honige aus niedersächsischen Imkereien. Bei sechs Honigen wurden Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt. Fünf Proben wiesen Gehalte unter 0,05 mg/kg auf.
Für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat läuft Ende des Jahres die Zulassung in der EU aus. Spätestens im Herbst 2017 muss in Brüssel entschieden werden, ob es weiterhin eingesetzt werden darf.
Pyrrolizidinalkaloide
Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind sekundäre Stoffwechselprodukte, die von einer Vielzahl weltweit vorkommender Pflanzenarten zum Zweck der Abwehr von Fressfeinden gebildet werden. Aufgrund ihres gesundheitsschädigenden Potenzials sind PA in Lebens- und Futtermitteln unerwünscht. PA können auch in den Bienenprodukten Honig und Pollen vorkommen.
Es sind bisher hunderte verschiedene PA bekannt, von denen bestimmte Strukturen lebensbedrohliche Leberschäden hervorrufen können und als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft sind.
Nahrungsmittel, die PA enthalten können und durch die der Verbraucher PA aufnehmen kann sind v. a. Honig, Tee, Kräuter, Salat, möglicherweise auch Getreide. In Milch konnten sehr geringe Gehalte nachgewiesen werden. [1]
Zu den bei uns heimischen PA-haltigen Pflanzen gehören z. B. das Jakobskreuzkraut (Abb. 1) und der Gewöhnliche Natternkopf (Abb. 2)
Gibt es Grenzwerte für PA?
Es existieren zurzeit keine gesetzlichen Grenzwerte für PA in Honig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, die Gesamtexposition des Verbrauchers so gering wie möglich zu halten.Nach einer Risikoabschätzung des BfR sollte mit den verzehrten Lebensmitteln die tägliche Aufnahme von 0,007 µg PA/kg Körpergewicht nicht überschritten werden. Für einen 60 kg schweren Erwachsenen bedeutet dies eine maximale Aufnahme von 0,42 µg absolut [2]. Unter Berücksichtigung der Verzehrsmenge eines Durchschnittsverzehrers berechnet das BfR einen maximalen PA-Gehalt in Honig von 140 µg/kg, bei dem die Aufnahme von 0,007 µg/kg Körpergewicht nicht überschritten wird. Der maximale Gehalt für einen Vielverzehrer wurde zu 25 µg/kg Honig berechnet. [5]
Nach einer aktuellen Veröffentlichung der EU Verbraucherschutzbehörde EFSA beträgt die maximale tägliche Aufnahmemenge 0,0237 µg/kg Körpergewicht. Daraus würde bezogen auf die BfR Empfehlung sich anstelle von 140 µg/kg (s. o.) ein mehr als dreifach höherer akzeptabler Wert von 474 µg PA/kg Honig ergeben. [6]
Untersuchungergebnisse des LAVES
Im Jahr 2016 wurden im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover 18 Lindenhonige unter anderem auf ihre PA-Gehalte untersucht. Erfreulicherweise wies kein Lindenhonig PA-Gehalte oberhalb des abgeschätzten Signalwertes auf. In 15 Proben konnten PA-Gehalte zwischen 0,5 μg/kg und 4,3 μg/kg bestimmt werden. In drei Proben konnten keine PA-Gehalte nachgewiesen werden.
Bei den bisher in 2017 untersuchten sieben Honige niedersächsischer Imker auf Pyrrolizidinalkaloide, wiesen zwei Proben geringe Gehalte auf (0,5 und 2,45 µg/kg). In den anderen fünf Proben konnten keine PA nachgewiesen werden.
In den Jahren 2014 und 2015 wurden im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover 134 unterschiedliche Honige auf ihren Gehalt an PA untersucht. Seit Anfang 2014 werden die PA in Honig in Anlehnung an die BfR-Methode für Tee untersucht [3]. In 92 % (2014) und 98 % (2015) der Proben konnten keine PA-Gehalte über 140 µg/kg nachgewiesen worden. 70 % (2014) bzw. 81 % (2015) der Honige enthielten keine oder nur geringe Gehalte unter 25 µg/kg.
Grundsätzlich sind die untersuchten Honige eher unauffällig und stellen keine Gefahr für den Verbraucher dar. Sowohl deutsche Honige als auch Honige aus dem Ausland sind nur in Ausnahmefällen mit hohen PA-Gehalten belastet.
Weitere Informationen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Glyphosphat
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Pyrrolizidinalkaloide
Quellenverzeichnis
- [1] Patrick Mulder, RIKILT Wageningen: „Carry over of PAs to milk and other animal derived products”, 16. BfR Forum Verbraucherschutz: Pyrrolizidinalkaloide – Herausforderung an Landwirtschaft und Verbraucherschutz am 03./04.12.2015 in Berlin
- [2] BfR-Stellungnahme 038/2011 vom 11. August 2011, ergänzt am 21. Januar 2013: „Analytik und Toxizität von Pyrrolizidinalkaloiden sowie eine Einschätzung des gesundheitlichen Risikos durch deren Vorkommen in Honig“
- [3] Bestimmung von Pyrrolozidinalkaloiden (PA) in Pflanzenmaterial mittels SPE-LC-MS/MS. BfR-PA-Tee 2.0/2014
- [4] Wissenschaftliche Stellungnahme der EFSA. „Scientific Opinion on Pyrrolizidine alkaloides in food and fee, EFSA Journal 2011; 9(11): 2406
- [5] BfR, Risokobewertung von Pyrrolizidinalkaloiden, Bund-Länder-Sitzung am 29.02.2012
- [6]„Risks for human health related to the presence of pyrrolizidine alkaloids in honey, tea, herbal infusions and food supplements“. 27. Juli 2017, EFSA Journal 2017;15(7): 4908