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Rohmilch – ein unterschätztes Risiko?

LAVES untersucht Rohmilch regelmäßig auf krankmachende Keime


Mädchen trinkt Milch Bildrechte: © iofoto - Fotolia.com
Mädchen trinkt Milch

Manche Menschen bevorzugen Rohmilch, obwohl der Nährwert von pasteurisierter oder hocherhitzter Milch dank der heutigen sehr schonenden Bearbeitungsverfahren vergleichbar ist mit dem von roher Milch. Rohmilch wird ein besonders vollmundiger und aromatischer Geschmack zugesprochen.

Doch der Konsum von Rohmilch ist nicht ungefährlich. Dies zeigen auch aktuelle Zahlen aus dem Bundeseinheitlichen System zur Erfassung von Daten zu Lebensmitteln, die bei Krankheitsausbrüchen beteiligt sind (BELA).

Im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES wird Rohmilch regelmäßig auf krankmachende Keime untersucht.

Direkt zu den Untersuchungsergebnissen des LAVES

Was ist Rohmilch?

Bei Rohmilch handelt es sich um Milch, die keinem Erhitzungsverfahren und keiner gesonderten strengen mikrobiologischen Kontrolle - wie Vorzugsmilch - unterzogen wird. Milch stellt mit seinem hohen Anteil an Calcium und Proteinen nicht nur für den Menschen ein hochwertiges Nahrungsmittel dar, sondern ist auch für Bakterien ein exzellentes Nährmedium. Im 19. Jahrhundert wurde die Technik der Pasteurisierung (schonende Wärmebehandlung) von Milch eingeführt, um den Menschen unter anderem vor Tuberkulose zu schützen, die mit der Milch übertragen werden kann. Bei dieser Wärmebehandlung wird die Milch beispielsweise für 15 Sekunden auf 72 °C erhitzt.

Aber nicht nur hinsichtlich potentieller Tuberkulose-Erreger, sondern auch bezüglich anderer mikrobiologischer Kontaminationen lautet auch heute noch eine der „Zehn Goldenen Regeln“ der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Vermeidung lebensmittelbedingter Infektionskrankheiten: „always buy pasteurized as opposed to raw milk“.

Also: Kaufe stets pasteurisierte Milch anstelle von Rohmilch!

Wie ist die Abgabe von Rohmilch und Vorzugsmilch geregelt?

Rohmilch darf nur unter bestimmten Voraussetzungen an Verbraucherinnen und Verbraucher abgegeben werden. Zum einen gibt es die „ab Hof“-Abgabe (unter anderem mittels Rohmilchautomaten), bei der vom Erzeugerbetrieb auf ein Abkochen vor dem Verzehr von Rohmilch deutlich hingewiesen werden muss. Durch die Erhitzung werden krankmachende Bakterien wie Durch die Erhitzung werden krankmachende Bakterien wie Verotoxin bildende Escherichia coli – kurz VTEC –, Campylobacter, Salmonellen und Listerien abgetötet.

Zum anderen gibt es die Abgabe als „Vorzugsmilch“, die für den rohen Verzehr gedacht ist.

Mehr Informationen zu den Unterschieden von Milch ab Hof und Vorzugsmilch gibt es im folgenden Artikel: Milch ab Hof und Vorzugsmilch – Eine Gegenüberstellung

Untersuchungsergebnisse des LAVES

Insgesamt 82 Proben wurden von Januar 2021 bis Mai 2023 im Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover des LAVES auf Salmonellen, Campylobacter, VTEC und Listeria monocytogenes untersucht. Die Proben stammten aus Rohmilchautomaten von 61 Betrieben in Niedersachsen.
Thermophile Campylobacter und Salmonellen wurden nicht nachgewiesen. In zwei Proben wurden VTEC festgestellt.

Im Jahr 2020 wurden 60 Proben Rohmilch auf Salmonellen, Campylobacter, VTEC und Listeria monocytogenes untersucht.
In zwei Proben wurden VTEC und in zwei Proben Listeria monocytogenes nachgewiesen. Salmonellen und thermophile Campylobacter wurden nicht nachgewiesen.

Im Jahr 2019 wurden 142 Proben Rohmilch auf Salmonellen, Campylobacter, VTEC und Listeria monocytogenes untersucht.
In vier Proben wurden VTEC, in fünf Proben Listeria monocytogenes und in zwei Proben thermophile Campylobacter nachgewiesen. Salmonellen wurden nicht nachgewiesen

Fazit: Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Nachweise krankmachender Mikroorganismen zwar sinken, sie aber immer noch in Rohmilch vorkommen können. Auch wenn die Tiere im Stall gesund erscheinen und das Melken sehr sorgfältig sowie sauber durchgeführt wird, können über die Rohmilch Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen übertragen werden (sogenannte Zoonose-Erreger). Zum eigenen Schutz sollte Rohmilch deshalb abkocht werden!

Kinder, Schwangere, ältere und kranke Menschen sollten zur Gewährleistung der größtmöglichen Sicherheit somit die Goldene Regel der WHO einhalten und ganz auf Rohmilch und Rohmilchprodukte verzichten beziehungsweise Rohmilch unbedingt vor dem Verzehr selber sachgerecht abkochen.

Hinweis für Betriebe:
Milcherzeuger sollten Besuchern ihres Betriebs keine Rohmilch anbieten beziehungsweise diese keinesfalls ausschenken. Empfehlungen für die Aufstellung von und den hygienisch einwandfreien
Umgang mit Rohmilchausgabeautomaten in dem Merkblatt des LAVES: Aufstellung und Betrieb von Rohmilchausgabeautomaten (PDF, nichtbarrierefrei).

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